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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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hatte. Wie lange ich genau brauchte, weiß ich nicht, da ich keine Möglichkeit hatte, die Zeit zu messen. Doch begannen mir einige interessante Wiederholungen aufzufallen. Erstens bewegten sich die großen Felsen schneller als die kleinen. Zweitens schienen sich die Gebilde zu umkreisen – Kreise in Kreisen in Kreisen –, die größeren um die kleineren, wobei kein Stein jemals stillstand. Vielleicht ging die Ur-Bewegung von einem Staubkorn oder einem einzigen Molekül aus – irgendwo. Ich hatte weder Zeit noch Lust für den Versuch, das Zentrum dieser Maschinerie zu bestimmen. Dennoch setzte ich meine Beobachtungen unterwegs fort und vermochte sogar etliche Kollisionen ein gutes Stück im voraus zu bestimmen.
    So erreichte denn Jung-Random das düstere Gemäuer, die Pistole in der einen, das Schwert in der anderen Hand. Die Brille hing mir um den Hals. Bei all dem Rauch und der verwirrenden Beleuchtung gedachte ich sie erst aufzusetzen, wenn es absolut erforderlich war.
    Wo immer der Grund liegen mochte – jedenfalls wichen die Felsen dem Turm aus. Zuerst schien er mir auf einer Anhöhe zu stehen, doch ich erkannte beim Näherkommen, daß man wohl eher sagen mußte, die Felsen hätten unmittelbar davor eine enorme Senke ausgeschabt. Von meiner Seite vermochte ich nicht zu entscheiden, ob das Ergebnis einer Insel oder Halbinsel gleichkam.
    Ich rannte durch Rauch und Geröll und wich den Flammenzungen aus, die aus Rissen und Löchern emporzüngelten. Schließlich krabbelte ich den Hang hinauf und löste mich damit aus dem Gewirr der wandernden Felsen. Mehrere Minuten lang verweilte ich unten am Hang an einer Stelle, die vom Turm aus nicht eingesehen werden konnte. Ich überprüfte meine Waffen, brachte meinen Atem wieder unter Kontrolle und setzte die Brille auf. Dann schwang ich mich über die Kante und duckte mich nieder.
    Ja, die Brille funktionierte. Und – ja, das Ungeheuer wartete bereits auf mich.
    Es bot einen fürchterlichen Anblick, obwohl es in gewisser Weise sogar schön zu nennen war. Es hatte einen gewaltigen Echsenleib und einen Kopf, breit wie ein mächtiger Vorschlaghammer, der zur Schnauze hin spitz zulief. Augen von einem besonders hellen Grün. Das Geschöpf war durchsichtig wie Glas, auf dem schwache Linien einen Schuppenpanzer anzudeuten schienen. Die Flüssigkeit, die durch seine Adern floß, war ebenfalls ziemlich klar. Man konnte geradewegs in das Geschöpf hineinblicken und seine Organe ausmachen, die milchig-wolkig wirkten. Man war fast in Versuchung, hinzustarren, wie dieser ungeheure Organismus funktionierte, und sich dadurch vom Eigentlichen ablenken zu lassen. Das Geschöpf besaß an Kopf und Hals eine dichte Mähne, die an Glasfaserbüschel erinnerte. Als es mich erblickte, hob es den Kopf und glitt auf mich zu – auf den ersten Blick wirkte es wie ein Strom, wie dahinfließendes Wasser, wie ein Fluß ohne Ufer. Was mich jedoch fast erstarren ließ, war die Tatsache, daß ich dem Ding in den Magen sehen konnte. Darin lag ein teilweise verdauter Mensch!
    Ich hob die Pistole, zielte auf eins der Augen und drückte ab. Doch das Ding funktionierte nicht. Ich warf die Pistole fort, sprang nach links, näherte mich dem Wesen von seiner rechten Seite und hieb mit der Klinge nach seinem Auge.
    Du weißt selbst, wie schwierig der Kampf gegen reptilienhafte Wesen ist. Ich hatte mich blitzschnell für den Versuch entschieden, das Ungeheuer zunächst zu blenden und ihm die Zunge abzuschneiden. Da ich nicht unbedingt langsam auf den Füßen war, hatte ich anschließend vielleicht Gelegenheit, ein paar Schläge am Kopf anzubringen, bis sich der Hals durchtrennen ließ. Dann konnte sich das Ding meinetwegen ineinander verknoten, bis alles vorbei war. Ich hegte die Hoffnung, daß es sich nach seiner letzten Mahlzeit noch einigermaßen schwerfällig bewegen würde.
    Doch wenn das Wesen jetzt schwerfällig reagierte, war ich froh, daß ich nicht vor seiner Mahlzeit gekommen war. Es wich meiner Klinge geschickt aus und zuckte mit dem Kopf vor, noch während ich aus dem Gleichgewicht war. Die mächtige Schnauze streifte meine Brust, und ich hatte das Gefühl, von einem riesigen Hammer getroffen zu werden. Rücklings ging ich zu Boden.
    Ich rollte mich seitlich ab, um außer Reichweite zu kommen, und rappelte mich am Rande der Anhöhe wieder auf. Das Geschöpf entspannte sich wieder, zerrte einen Gutteil seines Körpers in meine Richtung, richtete sich auf und neigte von neuem den Kopf in meine

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