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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nie. Dennoch ... Ja, ich verstehe, was du meinst, aber das ist doch ohnehin klar. Ich bezweifle nicht, daß man es schon früher versucht hat. Einigen aus unserem Kreise ist das durchaus zuzutrauen. Doch wem? Bis wir das wissen, stehen wir unter einem lähmenden Handicap. Jeder offene Zug wird vermutlich bemerkt und verraten werden. Laß dir mal etwas einfallen.«
    »Corwin«, sagte er, »ich will ganz ehrlich sein: ich glaube, ich könnte Argumente für fast jeden von uns vortragen, sogar für mich, der ich immerhin in Amber gefangen war. Im Grunde wäre das sogar der beste Schutz für mich. Es hätte mich wirklich entzückt, äußerlich völlig hilflos dazustehen, während ich in Wirklichkeit an den Fäden zog, nach denen die anderen tanzen mußten. Das trifft natürlich auf uns alle zu. Wir alle haben unsere Motive, unsere Wunschvorstellungen. Und mit den Jahren haben wir alle Zeit und Gelegenheit gehabt, gewisse Vorbereitungen zu treffen. Nein, die Suche nach Verdächtigen ist der falsche Weg. Da käme jedermann in Frage. Wir sollten lieber zu bestimmen versuchen, was ein solches Individuum auszeichnen würde –
neben
den Motiven,
neben
der Gelegenheit zur Tat. Ich würde sagen, schauen wir uns die angewandten Methoden an.«
    »Also gut. Fang an.«
    »Einige von uns wissen mehr als andere über die Funktion der Schatten – über die kleinen Tricks, die Grundlagen für das Warum und Wie. Der Unbekannte verfügt außerdem über Verbündete, die er sich irgendwie von weither geholt hat. Dies ist die Kombination, mit der er gegen Amber vorgegangen ist. Leider haben wir keine Möglichkeit, uns eine Person anzuschauen und zu erkennen, ob sie solche besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt. Doch überlegen wir einmal, wo der Betreffende sie sich hätte aneignen können. Möglich, daß er ganz auf sich gestellt in den Schatten etwas erfahren, etwas dazugelernt hat. Oder er hat diese Dinge von Anfang an hier studiert, als Dworkin noch lebte und bereit war, Unterricht zu geben.«
    Ich starrte in mein Glas. Es war nicht ausgeschlossen, daß Dworkin auch heute noch am Leben war. Er hatte mir zur Flucht aus den Verliesen von Amber verholfen – wie lange war das jetzt her? Ich hatte bisher niemandem davon erzählt und gedachte es auch jetzt nicht zu tun. Zum einen war Dworkin ziemlich verrückt – offenbar einer der Gründe, warum Vater ihn eingesperrt hatte. Zum anderen hatte er Kräfte zur Schau gestellt, die ich nicht verstand – und das hatte mich zu der Überzeugung gebracht, daß er ziemlich gefährlich sein konnte. Allerdings war er mir durchaus freundlich gesonnen gewesen, obwohl ich mir keine große Mühe gegeben hatte, mich bei ihm einzuschmeicheln. Wenn er noch irgendwo existierte, mochte ich bei einiger Geduld ganz gut mit ihm auskommen.
    Aus diesem Grunde hatte ich die ganze Episode als mögliche Geheimwaffe für mich behalten. Und jetzt sah ich keinen Grund, diesen Entschluß zu ändern.
    »Brand ist ziemlich oft mit Dworkin zusammen gewesen«, bestätigte ich, als mir klar wurde, worauf er hinauswollte. »Er interessierte sich für diese Dinge.«
    »Genau«, erwiderte Random. »Und er wußte offensichtlich mehr darüber als wir übrigen – sonst hätte er die Kontaktaufnahme ohne Trumpf nicht geschafft.«
    »Du meinst, er hat sich mit Außenseitern verbündet, ihnen den Weg bereitet und dann feststellen müssen, daß sie ihn nicht mehr brauchten – und in die Gefangenschaft schickten?«
    »Nicht unbedingt. Allerdings wäre das eine Möglichkeit. Ich will aber auf eine andere Variante hinaus – wobei ich nicht abstreite, daß ich für ihn eingenommen bin: ich glaube, er kannte sich mit dem Thema ausreichend aus, um zu erkennen, sobald jemand mit den Trümpfen, dem Muster oder den Schatten unmittelbar um Amber etwas Ungewöhnliches anstellte. Doch dabei beging er einen Fehler. Vielleicht unterschätzte er den Bösewicht und forderte ihn direkt heraus, anstatt sich mit Vater oder Dworkin in Verbindung zu setzen. Was dann? Der ehemalige Verbündete überwältigte ihn und setzte ihn in den Turm gefangen. Entweder hatte er eine so hohe Meinung von Brand, daß er ihn nicht töten wollte, wenn es nicht unbedingt erforderlich war, oder er glaubte ihn eines Tages noch brauchen zu können.«
    »Aus deinem Munde hört sich auch diese Version glaubhaft an«, sagte ich und hätte am liebsten hinzugefügt: »Und paßt natürlich hübsch zu deiner Geschichte«, um sodann sein Pokergesicht im Auge zu behalten –

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