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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Gefühl der Angst. Meine Freude wurde durch nervöse Erregung beeinträchtigt, durch ein Gefühl des Verbotenen, einen Hauch dubioser Erwartung. Seltsamerweise stieg jetzt zugleich eine Sehnsucht nach dem Juwel in mir auf, das ich auf der Schatten-Erde hatte zurücklassen müssen, das Ding, dem Dworkin soviel Macht zugesprochen hatte. War es möglich, daß ein Teil von mir eine Gegenwehr oder zumindest ein Symbol des Widerstandes gegen den unbekannten Einfluß suchte, der sich dort draußen befand? Möglich immerhin.
    Während ich immer noch fasziniert über den Abgrund starrte, hatte ich plötzlich das Gefühl, daß sich meine Augen an etwas anpaßten oder das Bild sich erneut unmerklich veränderte. Denn jetzt machte ich winzige gespenstische Umrisse aus, die sich drüben an jenem Ort bewegten, wie Meteore, die im Zeitlupentempo über die Gazestreifen vorrückten. Ich wartete; dabei betrachtete ich die Erscheinung genau, spielte mit einem ersten Begreifen der Dinge, die dort geschahen. Schließlich wehte einer der Streifen ganz in meine Nähe. Kurz darauf hatte ich die Antwort.
    Bewegung entstand. Eine der dahinhuschenden Gestalten wurde größer, und ich erkannte, daß sie dem gewundenen Weg folgte, der in meine Richtung führte. Nach wenigen Augenblicken hatte sie die Form eines Reiters angenommen. In der Annäherung gewann sie den Anschein von Festigkeit, ohne jedoch das Gespenstische zu verlieren, welches an allem zu haften schien, das sich vor mir befand. Eine Sekunde später sah ich einen nackten Reiter auf einem haarlosen Pferd heranstürmen, beide leichenhaft blaß. Der Reiter schwenkte eine knochenweiße Klinge; seine Augen und die Augen des Pferdes funkelten blutrot. Ich vermochte nicht zu sagen, ob er mich wahrnahm, ob wir überhaupt auf derselben Ebene der Realität existierten, so unnatürlich war sein Aussehen. Dennoch zog ich Grayswandir und trat einen Schritt zurück.
    Sein langes weißes Haar versprühte winzige Funken, und als er den Kopf drehte, erkannte ich, daß er es auf mich abgesehen hatte, denn schon spürte ich seinen Blick wie einen kalten Druck vorn auf der Brust. Ich drehte mich zur Seite und hob die Klinge
en garde.
    Er ritt weiter, und ich erkannte, daß er und das Pferd sehr groß waren, größer, als ich zuerst angenommen hatte. Sie kamen immer näher. Als sie die Stelle erreicht hatten, die mir am nächsten war – etwa zehn Meter –, zog der Reiter die Zügel an, und das Pferd stieg auf die Hinterhand. Beide musterten mich, wobei sie schwankten und sich auf und nieder bewegten, als befänden sie sich auf einem Floß in einer sanft bewegten See.
    »Dein Name!« forderte der Reiter. »Nenn mir deinen Namen, du, der du an diesen Ort kommst!«
    Seine Stimme rief in meinen Ohren ein knisterndes Gefühl hervor. Sie schwang auf einer einzigen Klangebene, laut und ohne Modulation.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich nenne meinen Namen, wenn ich es will, nicht wenn es mir befohlen wird«, antwortete ich. »Wer bist du?«
    Er stieß drei kurze bellende Laute aus, die ein Lachen sein mochten.
    »Ich zerre dich hinab an einen Ort, da du ihn bis in alle Ewigkeit hinausbrüllst.«
    Ich richtete Grayswandir auf seine Augen.
    »Reden kostet nichts«, sagte ich. »Für Whisky braucht man Geld.«
    In diesem Augenblick empfand ich eine seltsame Kühle, als hantierte jemand mit meinem Trumpf und dächte an mich. Aber es war eine vage und schwache Wahrnehmung, auf die ich nicht weiter achten konnte, denn der Reiter hatte seinem Pferd irgendein Zeichen gegeben; wieder stieg es empor. Ich kam zu dem Schluß, daß die Entfernung zu groß war. Aber dieser Gedanke gehörte in einen anderen Schatten. Das Untier stürzte sich auf mich – dabei verließ es die vage sichtbare Straße, an die es sich bisher gehalten hatte.
    Der Sprung führte es an eine Stelle dicht vor mir. Dabei stürzte es nicht in den Abgrund und verschwand nicht, wie ich gehofft hatte. Vielmehr vollführte es die Bewegungen des Galopps, und obwohl sein Vorankommen in keinem Verhältnis zur sichtbaren Anstrengung stand, rückte es doch langsam über dem Abgrund näher.
    Während dies geschah, entdeckte ich in der Ferne, aus welcher der Reiter gekommen war, eine zweite Gestalt, die anscheinend ebenfalls zu mir wollte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als standhaft zu bleiben, zu kämpfen und zu hoffen, daß ich den ersten Angreifer ausschalten konnte, ehe der zweite heran war.
    Während des Sprungs glitt der rote Blick des Reiters über

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