Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
brachen durch die Barrieren, wir waren von gleichmäßigen, fließenden Wänden aus Licht umgeben. Allmählich ließen meine Kräfte nach, mir wurde schwindlig. Aber den Luxus einer Ohnmacht konnte ich mir nicht erlauben, ebensowenig durfte ich langsamer gehen, denn das Unwetter war schon sehr nahe herangerückt. Wieder griff ich voller Bedauern auf Randoms Energien zurück – diesmal aber, um uns überhaupt in Gang zu halten. Wir schritten weiter voran.
Hier fehlte das kribbelnde, flammende Gefühl, umgeformt zu werden – vermutlich eine Folge meiner Einstimmung. Meine erste Wanderung durch das Juwel mußte mir in dieser Beziehung eine leichte Immunität verschafft haben.
Nach einer zeitlosen Periode hatte ich den Eindruck, daß Random neben mir erschlaffte. Vielleicht hatte ich seine Kräfte zu sehr in Anspruch genommen. Ich begann mich zu fragen, ob seine Energien noch ausreichen würden, dem Unwetter zu begegnen, wenn ich mich noch mehr auf ihn stützte. Ich nahm mir vor, ihn nicht weiter in Anspruch zu nehmen. Wir hatten bereits ein gutes Stück zurückgelegt. Nun mußte er ohne mich weiterkommen, wenn es darauf ankam. Ich würde sehen müssen, daß ich irgendwie über die Runden kam. Ich war entbehrlich;
er
durfte auf diesem Weg nicht verlorengehen.
So stürmten wir weiter, während meine Sinne sich auflehnten, während die Schwindelgefühle zunahmen. Ich bot meine ganzen Willenskräfte auf und zwang alles andere aus meinem Schädel hinaus. Ich glaubte mich dem Abschluß nahe, als eine Verdunkelung einsetzte. Und ich wußte, daß sie fehl am Platze war und nicht zu den Vorgängen gehörte. Ich bezwang meine Panik.
Es nützte nichts. Ich spürte, daß ich den Halt verlor. So dicht vor dem Ziel! Ich war sicher, daß wir es bald geschafft hatten. Es konnte doch kein Problem mehr ...
Alles strömte davon. Meine letzte Empfindung war die Erkenntnis, daß Random sich besorgt nach mir umwandte.
Zwischen meinen Füßen flackerte es orangefarben und rot. War ich in einer unbekannten astralen Hölle gefangen?
Während mein Verstand allmählich erwachte, starrte ich weiter auf die Erscheinung. Das Licht war von Dunkelheit umgeben, und ...
Es waren Stimmen zu hören, bekannte Stimmen ...
Die Bilder wurden klar. Ich lag auf dem Rücken, die Füße einem Lagerfeuer zugewendet.
»Alles in Ordnung, Corwin. Alles in Ordnung.«
Fiona hatte zu mir gesprochen. Ich wandte den Kopf. Sie saß über mir auf dem Boden.
»Random ...?« fragte ich.
»Ihm geht es auch gut – Vater.«
Merlin saß weiter rechts.
»Was ist geschehen?«
»Random hat dich zurückgetragen«, antwortete Fiona.
»Hat die Einstimmung geklappt?«
»Er nimmt es an.«
Ich versuchte mich aufzurichten. Sie wollte mich zurückdrücken, doch ich wehrte mich.
»Wo ist er?«
Sie machte eine Bewegung mit den Augen.
Ich hob den Blick und entdeckte Random. Er stand etwa dreißig Meter entfernt auf einem Felsvorsprung, dem Unwetter zugewandt. Die Sturmfront war ganz nahe, und ein starker Wind zerrte an seiner Kleidung. Blitze zuckten kreuz und quer vor ihm auf. Der Donner schien unentwegt zu dröhnen.
»Wie lange steht er schon dort?« wollte ich wissen.
»Erst wenige Minuten«, antwortete Fiona.
»Und so lange ist es her – seit unserer Rückkehr?«
»Nein«, sagte sie. »Du bist lange ohnmächtig gewesen. Random hat sich zuerst mit den anderen beraten und dann den Rückzug der Truppen angeordnet. Benedict hat die Soldaten auf die schwarze Straße geführt. Sie gehen hinüber.«
Ich wandte den Kopf.
Auf der schwarzen Straße herrschte Bewegung; düstere Kolonnen zogen der Zitadelle entgegen. Durchscheinende Bahnen wehten zwischen uns; am anderen Ende zuckten Funken rings um die düstere Masse. Der Himmel hatte sich wieder einmal völlig gedreht; wir befanden uns unter der dunklen Hälfte. Wieder hatte ich das seltsame Gefühl, vor langer, langer Zeit schon einmal hier gewesen zu sein, um zu erkennen, daß nicht Amber, sondern dieser Punkt das wahre Zentrum der Schöpfung war. Ich versuchte nach dem Hauch von Erinnerung zu greifen, die jedoch wieder verschwand.
Mit den Blicken suchte ich das blitzdurchzuckte Zwielicht ab.
»Sie alle – fort?« fragte ich. »Du, ich, Merlin, Random – wir sind auf dieser Seite die letzten?«
»Ja«, antwortete Fiona. »Möchtest du ihnen folgen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bleibe bei Random.«
»Ich wußte, daß du das sagen würdest.«
Ich stand gleichzeitig mit ihr auf. Merlin kam unserem Beispiel
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