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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zunächst auf den Versuch verzichtet, mit Benedict zu sprechen. Ich hatte Angst, daß er mich sofort wieder angreifen würde, so oder so.
    Gérard hatte mich seltsam lauernd angesehen. Er war irgendwo in offenem Gelände und schien allein zu sein.
    »Corwin?« fragte er schließlich. »Ja ...«
    »Ja. Was war mit Benedict?«
    »Ich fand ihn, wie du gesagt hattest, und ließ ihn frei. Er
    wollte dich sofort verfolgen, doch ich konnte ihn überzeugen, daß seit meinem Gespräch mit dir ziemlich viel Zeit vergangen sei. Da du gesagt hattest, er wäre bewußtlos gewesen, hielt ich das für den besten Weg. Außerdem war sein Pferd sehr erschöpft. Wir sind dann gemeinsam nach Avalon zurückgekehrt. Ich bin bis nach der Beerdigung bei ihm geblieben und habe mir dann ein Pferd ausgeliehen. Jetzt reite ich nach Amber zurück.«
    »Beerdigung? Was für eine Beerdigung?«
    Von neuem traf mich sein lauernder Blick.
    »Du weißt es wirklich nicht?«
    »Verdammt – würde ich fragen, wenn ich es wüßte?«
    »Seine Dienstboten. Sie wurden alle ermordet. Er behauptet, du hättest es getan.«
    »Nein!« rief ich. »Nein. Das ist lächerlich! Warum sollte ich seine Bediensteten umbringen? Ich begreife das alles nicht ...«
    »Kurz nach seiner Rückkehr begann er die Leute zu suchen, da sie nicht zur Begrüßung erschienen waren. Er fand sie ermordet vor – und du warst mit deinem Begleiter verschwunden.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie das auf ihn gewirkt haben muß«, sagte ich. »Wo waren die Leichen?«
    »Vergraben, nicht sehr tief, in dem Wäldchen hinter dem Garten.«
    Aha ... Aber ich sollte lieber nicht erwähnen, daß ich von dem Grab gewußt hatte.
    »Welchen Grund sollte ich wohl haben, so etwas zu tun?« fragte ich.
    »Er ist inzwischen ziemlich verwirrt, Corwin. Er begreift nicht, warum du ihn nicht umgebracht hast, als du die Gelegenheit dazu hattest, und warum du mich geholt hast, wo du ihn doch hättest liegen lassen können.«
    »Ich verstehe jetzt, warum er mich während unseres Kampfes immer wieder einen Mörder genannt hat, aber ... Hast du ihm meine Worte ausgerichtet: daß ich niemanden getötet habe?«
    »Ja. Zuerst hat er das als Schutzbehauptung abgetan. Ich sagte ihm, du schienst es ehrlich zu meinen und wärst ziemlich ratlos gewesen. Ich glaube, es hat ihm zu schaffen gemacht, daß du so beharrlich gewesen bist. Er fragte mich mehrmals, ob ich dir glaubte.«
    »Und glaubst du mir?«
    Er senkte den Blick. »Verdammt, Corwin! Was soll ich wohl glauben? Ich bin mitten in diese Sache hineingeraten! Wir waren
so
lange getrennt ...«
    Er hielt meinem Blick stand.
    »Das ist aber noch nicht alles«, sagte er dann.
    »Was meinst du damit?«
    »Warum hast du mich gerufen? Du hattest Benedict ein komplettes Spiel Tarockkarten abgenommen. Du hättest dich an jeden von uns wenden können.«
    »Du machst Witze«, sagte ich.
    »Nein. Ich möchte eine Antwort haben.«
    »Na schön. Du bist der einzige, dem ich noch traue.«
    »Ist das alles?«
    »Nein. Benedict möchte nicht, daß sein Aufenthaltsort in Amber bekannt wird. Du und Julian, ihr seid die beiden einzigen, von denen ich wußte, daß ihr Benedicts Wohnort kanntet. Und Julian mag ich nicht, ich traue ihm nicht. Also habe ich dich gerufen.«
    »Woher wußtest du, daß Julian und ich über Benedict Bescheid wußten?«
    »Er hat euch vor einiger Zeit beigestanden, als ihr auf der schwarzen Straße Probleme hattet, und er bot euch Unterkunft, während ihr wieder zu Kräften kamt. Dara hat mir davon erzählt.«
    »Dara? Wer ist das überhaupt?«
    »Die Waisentochter eines Ehepaars, das einmal für Benedict gearbeitet hat«, sagte ich. »Sie war im Haus, als du und Julian dort wart.«
    »Und du hast ihr ein Armband geschickt. Du hast schon einmal von ihr gesprochen, am Straßenrand, als du mich gerufen hattest.«
    »Richtig. Was ist denn los?«
    »Nichts. Ich erinnere mich nur gar nicht an sie. Sag mir, warum bist du so plötzlich abgereist? Du mußt doch zugeben, daß das der Handlungsweise eines schuldbewußten Menschen entspricht.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich war auch schuldig – doch nicht eines Mordes. Ich war nach Avalon gekommen, um mir etwas zu besorgen. Ich bekam es und verschwand. Du hast ja selbst meinen Wagen gesehen, auf dem ich eine Ladung hatte. Ich bin vor Benedicts Rückkehr verschwunden, um ihm keine Fragen beantworten zu müssen über die Ladung. Himmel! Wenn ich einfach nur hätte ausreißen wollen, würde ich doch nicht einen hinderlichen Wagen

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