Die Prinzen von Amber
meine Wünsche. Er war ein schlanker, weißhaariger Mann mit gepflegtem Schnurrbart, ein ehemaliger RAF-Offizier mit Oxford-Erziehung, und er hatte schon nach den ersten beiden Minuten den Kopf zu schütteln begonnen und mich mit Fragen über die Form der Lieferung unterbrochen. Er war zwar kein Sir Basil Zaharoff, doch machte er sich Sorgen, wenn ihm die Pläne eines Kunden zu unausgereift vorkamen. Es beunruhigte ihn, wenn zu bald nach der Lieferung etwas schiefgehen konnte. Er schien anzunehmen, so etwas könnte auf ihn zurückfallen. Aus diesem Grund war er bei der Verschiffung von Waffen nützlicher als die anderen. Und er hakte bei meinen Transportplänen ein, weil ich überhaupt keine zu haben schien.
Bei einem solchen Arrangement braucht man normalerweise eine Art Endverbraucher-Zertifikat. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein Dokument mit der Bestätigung, daß das Land X die fraglichen Waffen bestellt hat. Man braucht diese Bescheinigung, um eine Exporterlaubnis des Herstellerlandes zu bekommen. Mit dem Dokument wahrt der Hersteller den Anschein der Seriosität, auch wenn die Sendung in das Land Y umgeleitet wird, sobald sie die Grenze überquert hat. Zur Beschaffung der Papiere versichert man sich üblicherweise durch entsprechende Zahlungen der Hilfe eines Botschaftsmitgliedes von Land X – vorzugsweise eines Mannes, der zu Hause Verwandte oder Freunde beim Verteidigungsministerium hat. Die Bescheinigung kostet ziemlich viel, und meinem Gefühl nach hatte Arthur die derzeit gültigen Tarife ausnahmslos im Kopf.
»Aber wie wollen Sie die Waffen versenden?« fragte er immer wieder. »Wie wollen Sie sie ans gewünschte Ziel bringen?«
»Das«, erwiderte ich, »ist mein Problem. Darüber zerbreche ich mir den Kopf.«
Doch er setzte sein Kopfschütteln fort.
»Es ist nicht ratsam, sich die Sache in diesem Punkt leichtzumachen, Colonel«, sagte er. (Für ihn galt ich seit unserer ersten Begegnung vor einigen Dutzend Jahren als Colonel. Den Grund weiß ich nicht genau.) »Das ist absolut nicht empfehlenswert. Wenn Sie auf diese Weise ein paar Dollar sparen wollen, können Sie die ganze Ladung verlieren und sich wirklichen Ärger einhandeln. Ich könnte Sie durch eines der jungen afrikanischen Länder problemlos absichern lassen ...«
»Nein – beschaffen Sie mir nur die Waffen.«
Während des Gesprächs saß Ganelon dabei und trank Bier, rotbärtig und düster-eindrucksvoll wie eh und je, und er nickte zu allem, was ich sagte. Da er kein Englisch verstand, hatte er keine Ahnung vom Stand der Dinge. Ihm war das im Grunde auch egal. Er befolgte allerdings meine Anweisungen und wandte sich von Zeit zu Zeit in Thari an mich, woraufhin wir uns einen Augenblick lang in dieser Sprache über Belanglosigkeiten unterhielten. Der arme alte Arthur war ein vorzüglicher Sprachenkenner und wollte natürlich wissen, für welches Land seine Waffen bestimmt waren. Ich spürte deutlich, daß er sich große Mühe gab, die unbekannten Laute zu identifizieren. Schließlich begann er vor sich hinzunicken, als hätte er eine Lösung gefunden.
Nach weiteren Diskussionen wagte er sich vor. »Ich kenne die Zeitungsberichte«, sagte er. »Ich bin sicher, seine Anhänger können sich die Versicherungskosten leisten.«
Das war es fast wert, ihm die Wahrheit zu sagen.
Doch ich hielt mich an meinen Plan. »Nein«, sagte ich. »Glauben Sie mir – wenn ich die automatischen Gewehre übernehme, werden sie von der Erdoberfläche verschwinden.«
»Das wäre ein hübscher Trick«, sagte er, »zumal ich noch nicht einmal weiß, wo wir sie übernehmen.«
»Der Ort ist egal.«
»Selbstvertrauen ist eine gute Sache. Die nächste Stufe ist die Tollkühnheit ...« Er zuckte die Achseln. »Wie Sie wollen – Ihr Problem.«
Dann eröffnete ich ihm meine Wünsche hinsichtlich der Munition, und das schien ihn nun endgültig zu überzeugen, ich müsse den Verstand verloren haben. Er starrte mich sekundenlang verdattert an und verzichtete diesmal sogar darauf, den Kopf zu schütteln. Es kostete mich fast zehn Minuten, ihn nur dazu zu bringen, sich die Detailangaben anzusehen. Daraufhin begann er doch wieder mit dem Kopf zu schütteln und murmelte etwas von Silberkugeln und nichtzündenden Zündern.
Der wirksamste Anreiz, Bargeld, ließ ihn schließlich auf meine Wünsche eingehen. Mit den Gewehren oder Lastwagen gab es keine Schwierigkeiten; doch eine Waffenfabrik dazu zu bringen, meine ulkige Munition herzustellen – das würde teuer
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