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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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es schaffe, könnte es vorteilhaft sein, mein Freund zu sein, vergiß das nicht.«
    Ich hätte zu gern gewußt, worüber ich hier eigentlich redete; immerhin hatte ich schon einige Schlüsselworte aufgeschnappt und erspürte ihren Stellenwert, so daß ich sie richtig benutzen konnte, ohne wirklich zu wissen, was sie bedeuteten. Jedenfalls kamen sie mir passend vor, hundertprozentig passend ...
    Plötzlich warf sie sich in meine Arme und küßte mich.
    »Ich sag´s ihm nicht! Auf mein Wort, Corwin! Ich glaube, du kannst es schaffen. Bleys wird Schwierigkeiten machen, aber Gérard hilft dir vielleicht, und vielleicht auch Benedict. Und wenn er das sieht, würde auch Caine zu dir umschwenken ...«
    »Ich kann meine Pläne allein schmieden«, sagte ich.
    Sie löste sich von mir, schenkte Wein ein und reichte mir
    ein Glas. »Auf die Zukunft«, sagte sie. »Darauf trinke ich immer.« Und das taten wir.
    Dann füllte sie mein Glas wieder und blickte mir ins Gesicht
    »Eric, Bleys oder du – einer von euch mußte dahinterstecken«, sagte sie. »Ihr seid die einzigen, die überhaupt Mut oder Köpfchen haben. Aber du hattest dich so lange vom Schauplatz empfohlen, daß ich dich schon gar nicht mehr mitgezählt hatte.«
    »Da zeigt sich mal wieder, daß man einer Sache niemals gewiß ist.«
    Ich trank aus meinem Glas und hoffte, daß sie mal ein Weilchen den Mund halten würde. Für meinen Geschmack war sie ein wenig zu offenkundig bemüht, auf allen Hochzeiten mitzutanzen. Irgend etwas machte mir zu schaffen, und ich wollte darüber nachdenken.
    Wie alt war ich eigentlich?
    Diese Frage, das spürte ich, gehörte zu der Erklärung für die schreckliche Losgelöstheit, die ich gegenüber den Personen auf den Spielkarten empfand. Ich war älter, als es den Anschein hatte. (Mitte Dreißig, hatte ich geschätzt, als ich mich im Spiegel betrachtete – aber jetzt wußte ich, daß die Schatten hier ein Lügenwort für mich einlegten.) Ich war erheblich älter und hatte meine Brüder und Schwestern schon seit langer Zeit nicht mehr zusammen gesehen, in friedlicher Koexistenz wie auf den Karten, ohne Spannungen und Reibereien.
    Plötzlich schlug eine Glocke an. Wir hörten Carmella zur Tür gehen.
    »Das ist sicher Bruder Random«, sagte ich und wußte, daß ich recht hatte. »Er steht unter meinem Schutz.«
    Ihre Augen weiteten sich. Dann lächelte sie, als wisse sie zu schätzen, was für einen raffinierten Schachzug ich da wieder gemacht hatte.
    Natürlich hatte ich nichts dergleichen getan, aber ich war zufrieden, sie in dem Glauben zu lassen.
    Ich fühlte mich sicherer so.
     

4
    Dieses Gefühl der Sicherheit hielt nur etwa drei Minuten
    lang an.
    Ich war dicht vor Carmella an der Tür und riß sie auf.
    Er taumelte herein, knallte die Tür sofort wieder hinter sich zu und schob den Riegel vor. Er hatte sich lange nicht rasiert. Schatten lagen unter seinen hellen Augen, und er trug kein schimmerndes Wams und keine enge Hose, sondern einen braunen Wollanzug und dunkle Wildlederschuhe. Aber er war Random – der Random, den ich auf der Karte gesehen hatte – nur wirkte der lachende Mund erschöpft, und seine Fingernägel waren schmutzig.
    »Corwin!« sagte er und umarmte mich.
    Ich drückte ihm die Schultern. »Du siehst aus, als könntest du einen Drink gebrauchen.«
    »Ja. Ja. Ja ...« sagte er, und ich führte ihn zur Bibliothek.
    Etwa drei Minuten später hatte er Platz genommen, in einer Hand einen Drink und in der anderen eine Zigarette. »Sie sind hinter mir her«, sagte er. »Bald müssen sie hier sein.«
    Flora stieß einen leisen Schrei aus, den wir ignorierten.
    »Wer?«
    »Leute aus den Schatten«, erwiderte er. »Ich kenne sie nicht und weiß nicht, wer sie geschickt hat. Es sind vier oder fünf, vielleicht sogar sechs. Sie waren mit mir im gleichen Flugzeug. Ich hatte einen Jet genommen. Sie tauchten ungefähr bei Denver auf. Ich habe das Flugzeug mehrfach versetzt, um sie zu subtrahieren, aber es klappte nicht – und ich wollte nicht zu weit vom Weg abkommen. In Manhattan konnte ich sie endlich abschütteln, aber das ist sicher nur ein kurzer Aufschub. Ich nehme an, sie werden bald hier sein.«
    »Und du hast keine Ahnung, wer sie geschickt hat?«
    Er lächelte kurz.
    »Nun, man liegt wohl richtig, wenn man den Kreis der in Frage Kommenden auf die Familie beschränkt. Vielleicht sogar du, um mich hierherzulocken. Aber das hoffe ich eigentlich nicht. Du steckst doch nicht dahinter, oder?«
    »Leider nicht«,

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