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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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überlegt, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, dir ein Alibi zu verschaffen. Aber das wäre nicht sehr vielversprechend.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dazu stehst du mir zu nahe. Wie gut sich unsere Geschichte auch anhört – sie hätte vermutlich genau die entgegengesetzte Wirkung.«
    »Hast du die Möglichkeit in Betracht gezogen, die Tat zuzugeben?«
    »Ja. Aber Notwehr käme dabei nicht in Frage. Es muß ein Überraschungsangriff gewesen sein – die durchgeschnittene Kehle. Und für die Alternative fehlt mir der Nerv: irgendwelche Beweise zurechtzuflicken, wonach er etwas Übles im Schilde führte, und zu behaupten, ich hätte zum Wohle Ambers gehandelt. Ich bin klipp und klar dagegen, unter diesem Aspekt ein falsches Schuldbekenntnis abzulegen. Außerdem würde mir das einen ziemlich üblen Geruch anhängen.«
    »Aber auch den Ruf der Härte.«
    »Doch die falsche Härte für die Art Herrschaft, die ich ausüben möchte. Nein, das kommt nicht in Frage.«
    »Damit hätten wir alle Möglichkeiten durch – so gut wie alle.«
    »Was soll das heißen – so gut wie alle?«
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Random seinen linken Daumennagel.
    »Nun, ich muß daran denken, wenn es eine Person gibt, die du gern aus dem Rennen geworfen hättest, wäre jetzt der richtige Augenblick für die Erkenntnis, daß sich belastendes Material auch weiterreichen läßt.«
    Ich dachte über seine Worte nach und drückte meine Zigarette aus.
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Doch im Augenblick kann ich von meinen Brüdern keinen mehr erübrigen – nicht einmal Julian. Außerdem ist er derjenige, dem so ein Kuckucksei am schwierigsten ins Nest zu legen wäre.«
    »Es braucht ja kein Familienmitglied zu sein«, meinte er. »Es gibt zahlreiche ehrenwerte Amberianer, die ein Motiv haben. Beispielsweise Sir Reginald ...«
    »Vergiß die Sache, Random! Wir belasten keinen anderen!«
    »Also gut. Damit sind meine kleinen grauen Zellen erschöpft.«
    »Hoffentlich nicht die, die deine Erinnerung enthalten.«
    »Also schön.«
    Er seufzte, reckte sich, stand auf, stieg über den dritten Anwesenden und ging zum Fenster. Er zog die Vorhänge auf und starrte eine Zeitlang hinaus.
    »Also schön«, widerholte er. »Es gibt viel zu erzählen ...«
    Und er begann sich laut zu erinnern.
     

2
    Der Sex steht zwar bei vielen Menschen obenan, doch gibt es so manche anderen Dinge, mit denen man sich zwischendurch auch gern beschäftigt, Corwin. Bei mir ist es das Schlagzeug, die Fliegerei und das Spielen, wobei die Reihenfolge nicht weiter wichtig ist. Na ja, vielleicht steht das Fliegen – in Gleitern, Ballonen und gewissen anderen Maschinen – ein wenig über den anderen Tätigkeiten, doch auch in diesen Bereichen spielt die jeweilige Stimmung eine große Rolle, wie du weißt. Ich meine, fragtest du mich ein andermal, würde ich vielleicht eins der beiden anderen Steckenpferde obenan stellen. Es hängt immer davon ab, was man sich im Augenblick am meisten wünscht.
    Jedenfalls war ich vor einigen Jahren hier in Amber. Ich tat nichts Besonderes, sondern war nur zu Besuch und ging den Leuten auf die Nerven. Zu der Zeit war Vater noch in der Stadt, und als ich eines Tages bemerkte, daß er sich mal wieder in eine seiner miesen Stimmungen hineinsteigerte, kam ich zu dem Schluß, daß ein Spaziergang angebracht sei. Ein langer Spaziergang. Ich hatte schon oft bemerkt, daß seine Zuneigung mir gegenüber im umgekehrten Verhältnis zu meiner Nähe zunahm. Zum Abschied schenkte er mit jedenfalls eine hübsche Reitgerte – vermutlich um den Prozeß der Zuneigung zu beschleunigen. Es war eine wirklich schöne Gerte – versilbert und herrlich gestaltet –, und ich gebrauchte sie oft. Ich hatte beschlossen, mir einen kleinen Winkel in den Schatten zu suchen, wo ich ungestört meinen schlichten Freuden nachgehen konnte.
    Es war ein langer Ritt – ich möchte dich nicht mit den Einzelheiten langweilen –, der mich ziemlich weit von Amber fortführte. Diesmal suchte ich nicht nach einem Ort, wo ich eine besondere Stellung besaß. Das wird entweder bald langweilig oder problematisch, je nachdem, wie wichtig man sein möchte. In diesem Falle wollte ich ein unverantwortlicher Niemand sein und meinen Spaß am Leben haben.
    Texorami ist eine Hafenstadt mit schwülen und langen Nächten, mit viel guter Musik, einem Spielbetrieb, der rund um die Uhr geht, mit Duellen zu jedem Sonnenanfang und auch zwischenzeitlichen Auseinandersetzungen für alle, die

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