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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zuvor. Ein überwältigender Widerstreit der Gefühle tobte in mir, den ich nicht verstand.
    Dann sah sie mich an.
    Das Lachen hörte auf. Ihre veränderte Stimme erklang.
    »Lord Corwin. Seid Ihr jetzt Herr von Amber?«
    Von irgendwoher verschaffte ich mir die Kraft zu einer Antwort.
    »Gewissermaßen schon«, sagte ich.
    »Gut! Dann erschaut Eure Nemesis!«
    »Wer seid Ihr?
Was
seid Ihr?«
    »Das werdet Ihr niemals erfahren«, sagte sie. »Dazu ist es nun ein bißchen zu spät.«
    »Das verstehe ich nicht. Was meint Ihr?«
    »Amber«, sagte sie, »wird vernichtet werden.«
    Und sie verschwand.
    »Was war denn das, zum Teufel?« fragte Random.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Wirklich, ich weiß es nicht. Dabei habe ich das Gefühl, daß es auf dieser Welt nichts Wichtigeres gibt als die Aufgabe, eine Antwort auf diese Frage zu finden.«
    Er ergriff meinen Arm.
    »Corwin«, sagte er. »Sie ... es ... hat jedes Wort im Ernst gesprochen. Und es wäre durchaus möglich, weißt du.«
    Ich nickte. »Ich weiß.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Ich steckte Grayswandir in die Scheide zurück und wandte mich zur Tür.
    »Wir sammeln die Scherben auf«, sagte ich. »Das, was ich seit jeher zu erstreben glaubte, dürfte nun leicht zu erringen sein – ich muß es mir nun sichern. Und ich darf nicht auf die Dinge warten, die auf Amber zukommen. Ich muß die Gefahr suchen und beseitigen, bevor sie Amber erreicht.«
    »Weißt du, wo du sie suchen mußt?« wollte er wissen.
    Wir bogen in den Tunnel ein.
    »Ich glaube, sie lauert am anderen Ende der schwarzen Straße«, sagte ich.
    Wir schritten durch die Höhle zur Treppe, an deren Fuß der tote Wächter lag, und bewegten uns in der Dunkelheit über ihm immer wieder im Kreise, stiegen die Spirale empor zum Tageslicht.
     

DRITTER ROMAN
Im Zeichen des Einhorns
     

1
    Ich ignorierte den fragenden Blick des Pferdeknechts, als ich das unheimliche Bündel zu Boden senkte und das Tier in seine Obhut gab. Mein Umhang vermochte die Beschaffenheit des Gebildes nicht zu verhüllen, als ich es mir über die Schulter warf und auf den Hintereingang des Palasts zustapfte. Die Hölle würde bald ihren Tribut fordern.
    Ich ging um das Übungsfeld herum und schlug mich zu dem Pfad durch, der zum Südteil des Palastgartens führte. Weniger Zeugen. Natürlich würde man mich entdecken, was hier aber nicht so unangenehm war wie auf der Vorderseite, wo immer Betrieb herrschte. Verdammt!
    Und noch einmal: verdammt! Sorgen hatte ich meiner Ansicht nach wirklich genug. Doch wer viel hat, bekommt noch immer mehr hinzu. Eine geistige Form von Zins und Zinseszins, nehme ich an.
    Am anderen Ende des Gartens, bei den Brunnen, lungerten ein paar Nichtstuer herum. Wächter bewegten sich durch die Büsche, die den Weg säumten. Die Männer sahen mich kommen, steckten kurz die Köpfe zusammen und wandten dann beflissen den Blick ab. Klug gehandelt.
    Ich war noch keine ganze Woche wieder hier. Die meisten Probleme noch ungelöst. Der Hof von Amber voller Unruhe und Mißtrauen. Und jetzt das: ein Todesfall, der den kurzen, unglücklichen Anlauf Corwins I. – das bin ich – zur Herrschaft noch mehr gefährden konnte.
    Ich mußte etwas in Gang bringen, das ich gleich hätte einleiten sollen. Aber schließlich war von Anfang an so unheimlich viel zu tun gewesen. Immerhin hatte ich nicht dagesessen und Däumchen gedreht. Ich hatte mir Prioritäten gesetzt und entsprechend gehandelt. Jetzt aber ...
    Ich durchquerte den Garten und trat aus dem Schatten in das schräg einfallende Sonnenlicht hinaus, schritt auf die breite, geschwungene Treppe zu. Als ich den Palast betrat, salutierte ein Wächter. Ich nahm den hinteren Aufgang, stieg in die erste Etage hinauf, dann in die zweite.
    Von rechts trat mein Bruder Random aus seinen Räumen.
    »Corwin!« sagte er mit prüfendem Blick in mein Gesicht. »Was ist los? Ich habe dich vom Balkon aus gesehen, und ...«
    »Hinein«, sagte ich und machte eine Bewegung mit den Augen. »Wir müssen uns unter vier Augen unterhalten, und zwar sofort.«
    Er zögerte und starrte auf meine Last.
    »Gehen wir zwei Türen weiter, ja?« sagte er. »Ich habe Vialle hier.«
    »Gut.«
    Er ging voraus und öffnete die Tür. Ich betrat das kleine Wohnzimmer, wählte eine passend erscheinende Stelle und ließ den Körper fallen.
    Random starrte auf das Bündel.
    »Was erwartest du von mir?« fragte er.
    »Pack das gute Stück nur aus«, sagte ich. »Schau´s dir an.«
    Er kniete

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