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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schulter, eingerahmt von einem Fenster, über einer Befestigung – ich weiß es nicht genau. Es war ein Ort, weit von Amber entfernt, in einer Gegend, wo die Schatten verrückt zu spielen beginnen. Weiter entfernt, als mir lieb ist. Eine öde Welt, mit unruhig wechselnden Farben. Flammenzuckend. Ein sonnenloser Tag. Felsen, die wie Segelschiffe über das Land glitten. Brand in einer Art Turm – ein winziger Punkt der Stabilität in einer fließenden Szene. Ich erinnerte mich hinterher ganz deutlich daran, wie er es von mir verlangt hatte. Und ich erinnerte mich an das Geschöpf, das sich um den Fuß des Turms geringelt hatte. Ein prismatisch schimmerndes Gebilde. Offenbar eine Art Wachwesen – zu hell, um die Umrisse zu erkennen, um die wahre Größe zu erraten. Dann verging alles, wie ausgeknipst. Und ich saß da und starrte auf den Karo-Buben, und die Burschen auf der anderen Seite des Tisches wußten nicht, ob sie sich über mein langes Schweigen aufregen oder sich Sorgen machen sollten, daß ich womöglich einen Anfall erlitten hatte.
    Ich brachte mein Spiel durch und ging nach Hause. Später lag ich ausgestreckt auf meinem Bett, rauchte eine Zigarette und überlegte. Als ich Amber verlassen hatte, war Brand noch dort gewesen. Als ich mich jedoch später nach ihm erkundigte, wußte niemand so recht, wo er steckte. Er hatte eine seiner melancholischen Phasen gehabt, hatte sich eines Tages daraus gelöst und war fortgeritten. Und das war alles. Keine Nachrichten – gut oder schlecht. Er reagierte einfach nicht, er teilte nichts über sich mit.
    Ich versuchte das Problem von allen Seiten zu beleuchten. Brand war schlau, verdammt schlau. Vermutlich der intelligenteste in der Familie. Er steckte in der Klemme und hatte mich gerufen. Eric und Gérard waren kämpferischer veranlagt als ich und hätten sich über das Abenteuer bestimmt gefreut. Caine wäre vermutlich aus Neugier losgezogen; Julian, um sich über uns andere zu erheben und bei Vater Pluspunkte zu sammeln. Brand hätte sich auch – und das wäre das einfachste gewesen – direkt an Vater wenden können. Vater hätte dann schon die nötigen Schritte unternommen. Doch er hatte sich mit mir in Verbindung gesetzt. Warum?
    Mir kam der Gedanke, daß vielleicht einer oder mehrere Brüder für seine Lage verantwortlich waren. Wenn Vater ihn beispielsweise offen begünstigt hatte ... Nun ja. Du weißt, wie so etwas geht. Eliminiere das Eindeutige. Wenn er zu Vater gekrochen wäre, hätte er wie ein Schwächling ausgesehen.
    Ich unterdrückte also meinen Impuls, Verstärkung zu holen. Er hatte
mich
gerufen, und es war durchaus möglich, daß ich seinen Tod besiegelte, wenn ich in Amber bekanntwerden ließ, daß er seinen Notruf durchbekommen hatte. Also gut. Was war für mich dabei zu gewinnen?
    Wenn es um die Nachfolge ging und er wirklich der erste Anwärter war, konnte es mir nur nützen, bei ihm in Gunst zu stehen. Und wenn nicht ... Dann gab es alle möglichen anderen Möglichkeiten. Vielleicht war er auf dem Rückweg auf etwas gestoßen, etwas, das zu wissen sich lohnen mochte. Neugierig stimmte mich auch die Methode, mit der er die Trümpfe umgangen hatte. Gewissermaßen war es also die Neugier, die mich dazu trieb, den Versuch der Rettung allein zu unternehmen.
    Ich staubte meine Trümpfe ab und versuchte mich mit ihm in Verbindung zu setzen. Doch ich erhielt keine Antwort. Ich schlief mich erst einmal aus und versuchte es am nächsten Tag noch einmal. Wieder nichts. Also gut – längeres Warten hatte keinen Sinn mehr.
    Ich schärfte mein Schwert, gönnte mir ein gutes Frühstück und zog widerstandsfähige Kleidung an. Außerdem nahm ich eine dunkle Polaroidbrille mit. Natürlich wußte ich nicht, wie sich die Gläser dort auswirken würden, aber das Wachwesen war mir überaus hell vorgekommen, und es schadet nie, zusätzliche Schutzmittel auszuprobieren, wenn man rechtzeitig daran denkt. Übrigens nahm ich auch eine Feuerwaffe mit. Ich hatte das Gefühl, als würde mir das Ding dort nicht viel nützen, und damit behielt ich recht. Aber wie gesagt, so etwas weiß man erst, wenn man es ausprobiert.
    Die einzige Person, von der ich mich verabschiedete, war ein Schlagzeuger, dem ich vor dem Abflug mein Instrument übergab. Ich wußte, daß er gut darauf achtgeben würde.
    Dann marschierte ich zum Hangar hinaus, machte das Segelflugzeug startbereit, stieg auf und suchte mir den richtigen Wind. Dies schien mir die beste Methode zu sein.
    Ich weiß nicht, ob

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