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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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dem Safe hinterlassen wollte, nur um mich von der Wahrheit zu überzeugen, akzeptierte ich den Betrag und stopfte mir die Noten in die Jackentasche.
    »Wie heißt die Taxigesellschaft hier?«
    Er nannte einen Namen, und ich sah im Telefonbuch nach. Diesem entnahm ich, daß wir uns im Norden des Staates New York befanden.
    Ich ließ ihn das Taxi rufen, denn ich hatte keine Ahnung, wie die Klinik hieß, und wollte ihm nicht zeigen, wie wenig ich wußte. Immerhin hatte eine der abgewickelten Bandagen meinen Kopf geschützt.
    Während er den Wagen bestellte, nannte er den Namen der Klinik: Privatkrankenhaus Greenwood.
    Ich drückte meine Zigarette aus, nahm eine zweite und entlastete meine Füße von etwa zwei Zentnern, indem ich mich in einen braunen Sessel neben seinem Bücherregal sinken ließ.
    »Wir warten hier. Sie bringen mich dann zur Tür«, sagte ich.
    Er redete kein Wort mehr mit mir.
     

2
    Es war etwa acht Uhr, als mich das Taxi an einer willkürlich gewählten Straßenecke der nächsten Stadt absetzte. Ich bezahlte den Fahrer und wanderte zwanzig Minuten lang ziellos herum. Dann machte ich in einem Schnellrestaurant Station, bestellte Fruchtsaft, Eier, Toast, Speck und drei Tassen Kaffee. Der Speck war zu fett.
    Nachdem ich meine Frühstückspause auf über eine Stunde ausgedehnt hatte, wanderte ich weiter, fand ein Kleidergeschäft und wartete, bis um halb zehn Uhr aufgemacht wurde.
    Dann kaufte ich ein paar Hosen, drei Sporthemden, einen Gürtel, etwas Unterkleidung und ein Paar bequeme Schuhe. Außerdem suchte ich mir ein Taschentuch, eine Brieftasche und einen Taschenkamm aus.
    Anschließend ging ich zur Greyhound-Station und stieg in einen Bus nach New York. Niemand versuchte mich aufzuhalten. Niemand schien nach mir zu suchen.
    Während ich die vorbeihuschende Landschaft betrachtete, die in bunten Herbstfarben leuchtete und unter einem hellen, kalten Himmel von frischen Windböen bewegt wurde, ließ ich mir all die Dinge, die ich über mich und meine Lage wußte, durch den Kopf gehen.
    Ich war von meiner Schwester Evelyn Flaumel als Carl Corey in Greenwood eingeliefert worden. Dies war als Folge eines Autounfalls geschehen, der etwa vierzehn Tage zurücklag – und bei dem ich mir angeblich Knochenbrüche zugezogen hatte, die mir aber keine Schwierigkeiten mehr machten. Ich hatte keinerlei Erinnerung an eine Schwester Evelyn. Die Leute in Greenwood waren angewiesen, mich ruhig zu halten, fürchteten aber rechtliche Konsequenzen, als ich mich befreien konnte und sie bedrohte. Also gut. Irgend jemand hatte Angst vor mir – aus irgendeinem Grund. An diesem Punkt wollte ich einhaken.
    Ich zwang mich, an den Unfall zu denken, konzentrierte mich darauf, bis ich Herzschmerzen bekam. Es war kein Unfall gewesen. Dieser Eindruck schälte sich heraus, obwohl ich den Grund dafür nicht wußte. Aber ich würde die Wahrheit schon feststellen, und jemand würde dafür büßen müssen! Und zwar gehörig! Ein ungeheurer Zorn flammte plötzlich in mir auf. Wer mir weh zu tun versuchte, wer mich für seine Zwecke einspannen wollte, handelte auf eigene Gefahr und würde nun seine gerechte Strafe erhalten, wer immer dahinterstecken mochte. Mordgedanken bewegten mich, und ich wußte, daß ich solche Gefühle nicht zum erstenmal hatte, daß ich diesem Impuls in der Vergangenheit schon stattgegeben hatte. Und zwar mehr als einmal.
    Ich starrte aus dem Fenster und sah zu, wie die toten Blätter von den Bäumen fielen.
    Als ich die große Stadt erreichte, suchte ich den nächsten Frisiersalon auf und bestellte Rasur und Haarschnitt; anschließend wechselte ich auf der Toilette Hemd und Unterhemd, denn ich mag es nicht, wenn mir Haarschnipsel über den Rücken rieseln. Die .32 Automatic, die dem namenlosen Individuum in Greenwood gehörte, ruhte in meiner rechten Jackentasche. Wenn Greenwood oder meine Schwester mich schleunigst wieder festsetzen wollten, mochte ihnen eine Übertretung des Waffengesetzes gerade recht kommen. Dennoch beschloß ich die Waffe zu behalten, denn auf jeden Fall mußten sie mich zuerst mal finden, und ich wollte gewappnet sein. Ich aß kurz zu Mittag, fuhr eine Stunde lang mit U-Bahn und Bussen herum, bestieg schließlich ein Taxi, das mich zu Evelyns Adresse in Westchester brachte, zu Evelyn, meiner angeblichen Schwester, die hoffentlich mein Gedächtnis etwas auftauen würde.
    Schon vor meiner Ankunft hatte ich mir eine Taktik zurechtgelegt.
    Als dann schließlich die Tür des großen Hauses

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