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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Initiative, und man drückt sein Denken auf die Stufe der Gegner hinunter. Ich habe andere Eisen im Feuer. Wenn ich meine Fähigkeiten auf die Verteidigung des Raketen-Verlages verschwendete, würde ich uns allen nur schweren Schaden zufügen.«
    »Verdammt, Zane – das ist doch paradox! Du müßtest …«
    Der Roboter legte Gaspard einen Greifer auf die Brust. »Ich hätte da einen Rat für dich, alte Drüse. Verlieb dich nicht in Miß Willow.«
    »Oh, keine Angst – sie ist ein kalter Fisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wieso sagst du das?«
    »Einfach so. Surr-ho!«
    Der Roboter warf seine alten Batterien in den Abfalleimer und hatte die Toilette verlassen, ehe Gaspard ein drittes »Verdammt!« ausstoßen konnte. Aufgebracht begann er den Rundgang, den er sich zugeteilt hatte.
    Die Tür zu Flaxmans neuem Büro stand offen. Drinnen war es dunkel, doch es schimmerte Licht unter der Tür zum alten Büro, das jetzt fast ausschließlich von Cullingham genutzt wurde. Auf Sockassins schob sich Gaspard leise an eine Stelle, von der er in das alte Büro schauen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Im sanften Silberlicht einer niedrigen Stehlampe saß Miß Willow ruhig am Kopfende einer Couch. Von Zanes geheimnisvoller Warnung befeuert, hatte Gaspard nicht übel Lust, einfach loszugehen und ihr einen Antrag zu machen; vielleicht schockierte sie das soweit, daß sie endlich Notiz von ihm nahm. Aber da entdeckte er Cullingham, der auf der Couch ausgestreckt lag; er hatte die Schuhe ausgezogen und seinen Kopf in Miß Willows Schoß gebettet. Ein bemerkenswert kosiges Arrangement für eine psychiatrische Behandlung.
    Sanft fuhr sie ihm mit den Fingern durch das Haar, lächelte lieb auf den bleichen Verleger hinab und sagte mit einer süßen, süßen Stimme, die weder zu einem weiblichen Psychiater noch zu einem Mannequin paßte und die Gaspard zutiefst schockierte: »Wie geht es Mamas kleinem Dickilein heute abend?«
    »Müde bin ich, oh, so müde«, maulte Cullingham kindisch. »Müde und oh, so durstig. Aber es ist schön hier; schön, daß ich Mama anschauen kann.«
    »Mama ist sogar noch schöner«, sagte Miß Willow in gleichem Tonfall. »Bist du heute ein gutes Dickilein gewesen? Nicht nervös?«
    »Ja, Mama. Überhaupt nicht nervös.«
    »Gut.« Langsam zog Miß Willow den Reißverschluß ihrer langen schwarzen Jacke auf, öffnete langsam die Schleifen ihrer grauen Seidenbluse, bis dort – in Weiß gebettet – die beiden vollkommensten Brüste hervorstanden, die Gaspard jemals gesehen hatte.
    »Schön, oh, so schön«, stöhnte Cullingham.
    »Böses Dickilein«, mahnte Miß Willow schelmisch. »Mamas kleiner großer böser Mann – welchen Geschmack möchte er denn heute?«
    »Schokolade«, sagte Cullingham und schwenkte seine Lippen nach rechts und dann nach links, »und Pfefferminz.«
    Es war in dieser Nacht, daß Gaspard in höchster Verzweiflung das erste der von den Gehirnen empfohlenen nichtmaschinellen Bücher las, das ihm Schwester Bishop unbedingt hatte leihen wollen: Huckleberry Finn .
     
     

33
     
    Als der große schwarze Leichenwagen, stromlinienförmig wie ein umgekehrter Wassertropfen und übermächtig nach Rosen duftend, an ihm vorbeiraste, und als er dann noch Heloise Ibsen erblickte, die, im Glänze ihrer Jagdkette triumphierend, aus dem kleinen Rückfenster blickte, ahnte Gaspard, daß etwas nicht stimmte.
    Er war unterwegs gewesen, um dreißig neue Papierrollen für die stummen Stimmenschreiber der Eier zu beschaffen. Er preßte seine Last an sich und sprintete zwei Häuserblocks weit zum Verlag.
    Wächter-Joe stand vor dem Eingang und fuchtelte so verrückt mit seiner Stinktierpistole herum, daß die meisten Passanten lieber auf die andere Straßenseite gingen.
    »Mr. Cullingham – geschnappt haben sie ihn«, schwatzte er aufgeregt. »Platzten herein, packten ihn, rasten los. Als sie abfuhren, hab ich mit drei guten Schüssen dazwischengehalten, ins Schwarze, aber da waren nur Wachs-Parfümpastillen im Magazin – meine kleine Großnichte muß wieder dran herumgespielt haben, das kleine Biest.«
    Gaspard eilte in das Gebäude und fuhr mit der Rolltreppe nach oben. Die sonst elektrogeschlossene Tür stand sperrangelweit offen. Gaspard sah sich in dem Zimmer um, ohne es zu betreten. Da gab es tatsächlich Kampfspuren – ein umgestürzter Stuhl und verstreute Papiere –, doch Miß Willow saß an ihrem gewohnten Platz neben Cullinghams Schreibtisch, kühl und gelassen wie eine

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