Die programmierten Musen
Automaten, und um einen echten Roboter und einen Chernik-Automaten in die gleiche simulierte Mädchen-Hülle zu quetschen, hätte man ihn drei Meter groß oder dick wie eine Zirkusattraktion machen müssen. Und außerdem konnten sich, wie ich schon sagte, die meisten Roboter für die Idee nicht erwärmen – sie wollten glattes, hartes Metall zeigen und sonst nichts; ein weiches, wohlgerundetes Exemplar ihrer Gattung, das wie ein Mensch aussah – selbst wenn es sich um einen schönen Menschen handelte –, wäre bestimmt geschnitten und von allen spezifisch robotischen Vergnügungen ausgestoßen worden, besonders natürlich von allen Zärtlichkeiten zwischen Robotern und Robixen.
Chernik war am Boden zerstört. Wie ein indischer Radscha in den Tagen der Witwenverbrennungen umgab er sich auf einem gewaltigen Bett mit seinen verführerischsten Kreationen, steckte das karmesinrote Bettzeug in Brand und führte sich einen tödlichen Stromstoß zu. Chernik war eben verrückt, wie ich schon sagte.
Von den Robotern, die Chernik finanziert hatten, konnte man das nicht behaupten. Sie hatten schon immer gewisse, sehr ertragreiche Nebentätigkeiten im Auge gehabt, zu denen man Cherniks Automaten heranziehen konnte; wenn sie Chernik diese Überlegungen auch nicht offenbarten. So löschten sie das Feuer, retteten die Automaten und schickten sie umgehend an die Arbeit in einem Etablissement für Männer – und trafen nur gewisse hygienische und wirtschaftliche Maßnahmen, die Cherniks im wesentlichen idealistische Phantasie nicht berücksichtigt hatte.«
Cullingham runzelte die Stirn. »Ich weiß wirklich nicht, ob sie mit den männlichen Automaten, die Chernik angeblich geschaffen hat, etwas Ähnliches angestellt haben – sie bilden ein bemerkenswert zugeknöpftes kleines Robot-Syndikat –, aber die Femmequins, wie sie manchmal genannt werden, waren ein rauschender Erfolg. Ihre Geistlosigkeit war natürlich ein besonderer Anziehungspunkt, was nicht ausschloß, daß durch Einschub besonderer Steuerscheiben und Bänder jeder Laut oder phantasievolle Akt erzeugt werden konnte, den sich ein Kunde wünschen mochte. Das Schönste war vielleicht, daß aus dem Besuch keinerlei menschliche Bindungen, Animositäten, Konflikte oder sonstige Folgen erwachsen konnten.
Mit der Zeit wurden zusätzliche Charakterzüge entwickelt, die die Femmequins auch für wählerische, launische und phantasiebegabte Männer wie mich besonders attraktiv machten.
Denn, Flaxy, das Robot-Syndikat hatte nicht nur Cherniks weibliche Automaten gerettet, sondern auch seine Entdeckungen und neuen Verfahren. Nach eini ger Zeit begann man besondere Femmequins herzustellen – Frauen, die besser waren als gewöhnliche Frauen oder zumindest weitaus interessanter, sofern man für das Ausgefallene etwas übrig hat.« Cullingham kam sichtlich in Bewegung; auf seinen bleichen Wangen erschienen rote Flecken. »Flaxy, kannst du dir vorstellen, es mit einem Mädchen zu treiben, das sich nach Samt oder Plüsch anfühlt oder wirklich heiß und kalt wird oder das dir leise eine Symphonie mit vollem Orchester vorsingt, während du dran bist, oder vielleicht Ravels Bolero ? Denk dir ein Mädchen, das – nicht weiter ausgeprägt – Greifbrüste hat oder mehrere erfrischend elektrische Hautstellen oder das die Charakteristika einer Katze oder eines Vampirs oder einer Krake mit ins Bett bringt – natürlich in Maßen – oder dessen Haar wie das der Medusa oder Shambleaus ist, Haar, das lebendig ist und dich streichelt; oder ein Mädchen, das vier Arme hat wie Siva oder einen zwei Meter langen Greifschwanz oder … und dabei ist alles völlig sicher und belastet, infiziert oder beeinflußt dich nicht im geringsten! Ich will ja keine Werbesprüche klopfen, Flaxy, aber du kannst mir glauben, es ist das Höchste!«
»Für dich vielleicht«, sagte Flaxman und betrachtete seinen Partner mit besorgt-abschätzendem Blick. »He, nachdem ich deinen Geschmack kenne, verstehe ich auch, warum du gestern so das Zittern gekriegt hast, als die Ibsen-Hetäre sich die Lippen nach dir ableckte.«
»Erinnere mich nicht daran!« flehte Cullingham erbleichend.
»Keine Sorge. Also, wie ich sagen wollte, Madam Pneumos außergewöhnliche Femmequins mögen ja genau das richtige für dich sein – jeder soll das tun, was ihm Spaß macht! –, aber ich fürchte, mich würden sie überhaupt nicht beruhigen; ich muß sogar annehmen, sie würden mich zum Bibbern bringen – so wie damals die
Weitere Kostenlose Bücher