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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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so viele Meister und Gesellen in letzter Zeit mit ihrem Schicksal haderten, die Verleger mit häßlichen Worten bedachten und sich überdies der Illusion hingaben, der Öffentlichkeit etwas überaus Bedeutsames zu sagen zu haben. Viele machten keinen Hehl aus ihrem Haß auf die Wortmaschinen, was in Gaspards Augen mehr als ein Sakrileg war. Selbst Heloise hatte in letzter Zeit noch spät in der Nacht an Protestversammlungen teilgenommen (worüber Gaspard gar nichts weiter wissen wollte), anstatt die Stunden nach ihrer geliebten Abendschicht schlafend zu verbringen und sich auf sein Heimkommen vorzubereiten.
    Der Gedanke an Heloise, die ihn auf ihrem muffigen Liebessofa erwartete, ließ ihn ein zweitesmal die Stirn runzeln. Für den Austausch horizontaler Zärtlichkeiten – selbst mit einer Meisterautorin – erschien ihm eine Zeit von zwei Stunden irgendwie als zu lang, von der Anstrengung ganz zu schweigen. Eine Stunde müßte eigentlich genügen.
    »Da hast du einen Autor, mein Sohn.« Das war na türlich der Mann im Hosenanzug, der unnötig laut flüsternd auf eine Frage seines Hosenanzug-Sohnes antwortete. Gaspard ignorierte den verächtlich- tadelnden Unterton und schlenderte mit lüsternem Lä cheln an den sich drängenden Besuchern vorbei. Es war eben sein Schicksal, so ermahnte er sich, einem Beruf anzugehören, dessen Vertreter nach allgemeiner Auffassung Sexprotze waren, und immerhin waren die zwei segensreichen Stunden, die ihm jetzt drohten, ein Kompromiß zwischen den drei Stunden, die Heloise gefordert hatte, und den sechzig Minuten, die er allenfalls zugestehen wollte.
    Auf der Leser-Straße, jener Avenue in New Ange les, Kalifornien, in der alle Verlagshäuser des englisch sprechenden Sonnensystems ihren Sitz hatten, waren heute morgen erstaunlich wenige Menschen zu sehen (war es möglich, daß die gesamte Tagesschicht verschlafen hatte?), wenn sich auch eine Anzahl überaus kräftig wirkender Roboter herumtrieb – zwei Meter große, eckige Metallgestalten, die ein einziges Video-Auge hatten wie Polyphem und kleine Lautsprecher für die Verständigung mit den Menschen (sie zogen es vor, untereinander über Metallkontakt oder Kurzwel lenfunk zu sprechen).
    Seine Laune besserte sich, als Gaspard plötzlich ei nen bekannten Roboter ausmachte, eine robuste und doch feingearbeitete blaustählige Konstruktion, die sich von ihren gröberen Brüdern unterschied wie ein Rennpferd von Kaltblütlern.
    »Hallo, Zane!« rief er fröhlich. »Was ist los?«
    »Sei gegrüßt, Gaspard«, erwiderte der Robot und schlenderte herbei. Leiser fuhr er fort: »Ich weiß es nicht. Diese Ungeheuer reden nicht mit mir. Es sind natürlich Wächter, vermutlich von den Verlegern angeheuert. Vielleicht haben die Teamster wieder zugeschlagen, und man befürchtet einen Versuch, den Buchvertrieb an der Quelle zu unterbinden.«
    »Dann geht es uns ja nichts an«, sagte Gaspard fröh lich. »Hast du sonst genug Arbeit, alter Schrotthaufen?«
    »Man ist von morgens bis abends am Wühlen, um allein genügend Saft für die Batterien zu verdienen, du alter Fleischkopp«, erwiderte der Roboter im gleichen Tonfall. »Aber ich bin ja auch verrückt nach Strom.«
    Gaspard lächelte den freundlich surrenden Robot an. Er unterhielt sich gern mit Robotern, ganz besonders natürlich mit seinem guten alten Freund Zane, wenn auch die meisten Menschen diese Fraternisierung mit dem Gegner (wie es insgeheim bezeichnet wurde) nicht gern sahen und ihn Heloise Ibsen bei einem klei nen Liebesstreit einmal einen »verdammten Robotfreund« genannt hatte.
    Vielleicht hing seine Zuneigung zu Robotern mit seiner Liebe für die Wortmaschinen zusammen, doch Gaspard versuchte diesen Gedanken nicht weiter zu analysieren. Er wußte nur, daß Roboter eine seltsame Anziehung auf ihn ausübten und daß er Anti-Robot-Vorurteile verabscheute, wo immer sie ihre Vorschlaghammerköpfe erhoben. Was sollte es, sagte er sich, der Umgang mit Robotern machte Spaß, und es waren feine Burschen. Und selbst wenn sie eines Ta ges ihren Schöpfern tatsächlich die Weltherrschaft streitig machten, würde das wenigstens ganz leidenschaftslos geschehen, und soweit die Wissenschaft vorhersagen konnte, würde es niemals ein Heiratsproblem oder son stige Trivialitäten zwischen den beiden Rassen geben.
    Zane Gort jedenfalls war ein großartiger Kerl und bildete eine Klasse für sich. Als selbständiger Roboter, der hauptsächlich Abenteuerstories für andere Roboter schrieb, kannte er

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