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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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schönen Fehler begehen, über sich selbst zu schreiben, wie es das Küken-Bishop-Team getan hat.« Er lächelte Gaspard an. »Sie sind überrascht, daß ich so etwas sage, nicht wahr? Aber haben Sie einmal überlegt, daß zwar Hunderte von Millionen Menschen unter dem Einfluß des Wortschmalzes gelebt haben oder zumindest zu Bett gegangen sind, daß aber noch nicht geklärt ist, wie sehr seine Wirkung auf die eigentliche Story zurückgeht oder etwa auf reine Hypnose und die sterile, aber perfekte Manipulation von ein paar grundsätzlichen Symbolen der persönlichen Sicherheit, der Freude und Angst – eine endlos angewandte Formel zur Befriedigung des Ego, zur Dämpfung von Ängsten und zur Stillegung des Geistes? Wer weiß, vielleicht wird der heutige Abend eines Tages als die Wiedergeburt der wahren Literatur gefeiert – handgreifliche Literatur, die Risiken eingeht, Abenteuer durchmacht und Fragen stellt!«
    »Baby, wieviel hast du getrunken?« fragte Heloise besorgt.
    »Ja, nimm dich mal ein bißchen mit dem Scotch in acht, Cully, der geht runter wie nichts«, sagte Flaxman mahnend und blickte seinen Partner seltsam an. »Hört zu, Leute, wenn Küken jetzt durch die Tür reinkommt, soll mal jeder sein lassen, was er gerade tut, und ihm einen schönen Applaus gönnen, ja? Er soll sich hier auf der Feier nicht wie ein Gespenst vorkommen. Zane kommt bestimmt jeden Augenblick mit ihm angetrottet.«
    »Galoppiert, meinen Sie wohl, Mr. Flaxman – bei der Geschwindigkeit, die Zane immer vorlegt, müßten sie schon seit fünf Minuten hier sein«, sagte Wächter-Joe, der an den Tisch gekommen war, um ein paar schnelle Drinks zu kippen, während die Aufmerksamkeit seines Bruders vorübergehend von dem antiken Silber-Stimmenschreiber in Anspruch genommen war, der soeben aus dem Nachbarbüro hereingerollt wurde.
    »Oh, ich hoffe doch, daß es keine Entführungen mehr gibt«, quietschte Miß Rosa aufgeregt. »Wenn Zane jetzt noch etwas passierte, würde ich’s nicht überleben!«
    »Über Entführungen kann man geteilter Meinung sein«, verkündete Cullingham laut und schwenkte ei nen neuen Drink. »Manche können das nicht ab. Ande re sehen ein Kidnapping als ein liebliches Erwachen an.«
    »O Cully!« lachte Heloise und packte seinen Arm. »He, du hast mir diese Gummihexe noch gar nicht gezeigt. Ich meine, wir sollten sie heute abend mit nach Hause nehmen, wo du doch immer noch bezahlte Zeit mit ihr hast. Es gibt da ein paar Torturen, die man besser mit zwei Mädchen durchfuhrt. Cully, Süßer, hast du sie wirklich Titt’ Willow genannt?«
    Als sie das laut herausgesagte Schlüsselwort hörte, stand die Femmequin auf; von Kopf bis Fuß in das weiße Tuch eingehüllt, schritt sie geradewegs auf Heloise zu.
    Pop Zangwell blickte rechtzeitig von dem silbernen Stimmenschreiber auf, um seinen Bruder beim Eingießen eines großzügig bemessenen Bourbon zu erwischen. Der alte Trinker begann wieder einmal zu zittern und riß die Augen auf. »Da geht er hin!« tremulierte er.
    Flaxman ging der verhüllten Femmequin erschaudernd aus dem Weg. »Nun unternehmt doch etwas, irgend jemand!« forderte er, doch es geschah nichts weiter, als daß Pop Zangwell seinen Blick an Flaxmans Kopf vorbeiwandern ließ und mit hohler Stimme verkündete: »Da geht er hin!« Auch Flaxman starrte die Erscheinung an und fuhr erneut zusammen.
    In diesem Augenblick flog die elektroverschlossene Tür auf, und ein Silberei fegte in den Raum und zog zweieinhalb Meter über dem Boden eine wilde Runde. Es hatte Auge, Ohr und Lautsprecher eingestöpselt, und zwar ohne Zuleitung – ein sehr seltsam wirkendes Sinnesdreieck –, und es ruhte auf einer kleinen silbernen Plattform, aus der zwei kleine Klauenfüße wie die Hände einer Harpyie hervorragten. Tatsächlich wirkte es völlig fremdartig, etwa wie eine flügellose Metallharpyie oder eine von Picasso, Chirico und Salvador Dali gemeinsam entworfene Silbereule mit Wasserkopf.
    Als das Gebilde ihn umkreiste, schwang sich Flaxman mit schützend hochgeworfenen Armen herum und stieß einen dünnen, piepsenden Schrei aus. Dann rutschten seine Pupillen nach oben, und er verlor langsam die Balance.
    Das Ei sauste auf ihn zu, krallte sich in die Aufschläge seiner Jacke und hielt ihn fest.
    »Haben Sie keine Angst, Mr. Flaxman!« rief das Ei, an seiner Brust hängend. »Ich bin’s doch nur, Küken – ein wenig ausstaffiert von Zane Gort. Und wir können uns jetzt wirklich die Hand schütteln. Ich verspreche

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