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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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entsprochen.
    »Alle Wetter, ruft Pinchinat, um so etwas zu erleben, muß man freilich in Milliard-City wohnen! Ein Souverän mit dem Fernrohr vor den Augen, der die Sterne am Horizont beobachtet!…
    – Ein Gestirn der Erde, das mit seinen Brüdern am Firmament in Verbindung tritt!« setzt Yvernes hinzu.
    Diese Mittheilung bestätigt sich, und zwar hat den König von Malecarlieu folgender Umstand veranlaßt, um jene Stelle anzuhalten.
    Der König von Malecarlieu war ein gutherziger Mann, und die Königin, seine Gemahlin, eine nicht minder gutherzige Frau. Sie bemühten sich, so viel Gutes zu thun, wie das in einem Mittelstaate Europas nur aufgeklärte liberale Geister im Stande sind, ohne deshalb den Anspruch zu erheben, daß ihre Dynastie, wenn sie auch zu den ältesten der Alten Welt gehörte, göttlichen Ursprungs sei. Der König war sehr wissenschaftlich gebildet und liebte die Künste, vorzüglich die Musik. Als Gelehrter und Philosoph verschloß er aber die Augen nicht vor der Zukunft der europäischen Herrscherfamilien und war, wenn sein Volk es verlangte, jeden Augenblick bereit, aus seinem Königreich zu scheiden. Da er keinen directen Erben besaß, beging er damit seiner Familie gegenüber kein Unrecht, wenn ihm die Zeit gekommen schien, seinen Thron zu verlassen und sich der Krone zu entkleiden.
    Dieser Zeitpunkt trat vor drei Jahren ein, ohne daß es dabei im Königreiche Malecarlieu zu einer Revolution – wenigstens nicht zu einer blutigen – gekommen wäre. Unter gegenseitiger Uebereinstimmung wurde der Vertrag zwischen Seiner Majestät und deren Unterthanen aufgehoben. Der König wurde wieder ein Mensch, seine Unterthanen Bürger und er ging ohne weitere Umstände ab, wie ein Reisender auf der Eisenbahn, und ließ ruhig die eine Regierungsform an Stelle der andern treten.
     

    Ein König mit dem Fernrohre vor den Augen. (S. 240)
     
    Mit sechzig Jahren noch außerordentlich kräftig, erfreute sich der König einer Constitution… vielleicht einer bessern, als sein früheres Königreich sich zu geben vermochte. Die schon von jeher wankende Gesundheit der Königin aber verlangte einen Aufenthalt, wo sie vor grellem Temperaturwechsel geschützt war. Eine solche Gleichmäßigkeit der Verhältnisse war aber kaum anderswo als auf Standard-Island zu finden, wenn man der Beschwerde entgehen wollte der guten Jahreszeit in den verschiednen Breitenlagen der Erde immer nachzureisen. Das schwimmende Bauwerk der »Standard-Island Company« bot dagegen alle erwünschten Vortheile.
    Das war der Grund, weshalb der König und die Königin von Malecarlieu sich entschlossen hatten, ihren Sitz in Milliard-City zu nehmen. Das wurde ihnen unter der Bedingung zugestanden, daß sie hier als einfache Bürger lebten und jeden Anspruch auf Auszeichnung oder besondre Privilegien aufgaben. Ihre Majestäten dachten natürlich gar nicht daran, anders aufzutreten. In der Neununddreißigsten Avenue der Steuerbordhälfte ermietheten sie ein kleines Hôtel mit einem nach dem großen Park hinausliegenden Garten. Hier wohnten die beiden Souveräne sehr zurückgezogen, ohne sich in die Zwistigkeiten und Intriguen der rivalisierenden Stadthälften einzumischen, unter ganz bescheidnen Verhältnissen. Der König beschäftigte sich mit astronomischen Studien, für die er schon von jeher eine Vorliebe gehabt hatte. Die Königin, eine strenge Katholikin, führte ein fast klösterliches Leben und hatte nicht einmal Gelegenheit zu Werken der Barmherzigkeit, da Elend und Armuth auf dem Juwel des Stillen Oceans unbekannt sind.
    Das ist die Geschichte der frühern Herrscher von Malecarlieu, wie sie der Oberintendant unsern Künstlern erzählt hat, unter dem Hinzufügen, daß dieser König und diese Königin die besten Menschen seien, die man nur finden könne, wenn auch ihre Vermögensverhältnisse ziemlich viel zu wünschen übrig ließen.
    Sehr gerührt über diesen mit so viel Philosophie und Resignation ertragenen Umschlag der Dinge empfindet das Quartett eine ehrerbietige Theilnahme für die entthronten Souveräne. Statt sich nach Frankreich, der Heimat der exilierten Könige, zu flüchten, haben Ihre Majestäten Standard-Island gewählt, so wie sich reiche Leute aus Gesundheitsrücksichten in Nizza oder auf Korfu niederlassen. Sie sind freilich nicht eigentlich verbannt, nicht verjagt aus ihrem Königreiche und hätten dort wohnen bleiben oder dorthin zurückkehren können… natürlich nur als einfache Bürger wie jeder andre. Das kam

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