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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verbessert ihn Yvernes, da es ja spät Abends sein wird…
    – Meinetwegen, Du strenge, aber gerechte erste Geige! Doch streiten wir uns nicht um Worte. Ist die Sache abgemacht?
    – Abgemacht und besiegelt!«
    Ja, sie haben da wirklich eine gute Idee. Gewiß wird der musikliebende König die zarte Aufmerksamkeit der französischen Künstler verstehen und sich glücklich schätzen, sie zu hören.
    Mit Eintritt der Dämmerung verläßt also das Quartett, seine Instrumente mitnehmend, das Casino und begiebt sich nach der am Ende der Steuerbordhälfte gelegnen Neununddreißigsten Avenue.
    Es ist eine recht einfache Wohnung mit einem kleinen, von grünendem Rasen geschmückten Hofe davor. Das Gebäude besteht nur aus dem Erdgeschoß, zu dem eine Rampe hinausführt, und einem Stockwerk nebst Mansardendach. Links und rechts beschatten zwei prächtige Nußbäume den zweifachen Fußweg, der zum Garten führt. Unter dem Laubdach dieses nur zweihundert Quadratmeter großen Gartens dehnt sich ein zarter Rasenteppich aus. Mit den Hôtels der Coverley’s, Tankerdon’s und andrer Notabeln läßt sich dieses Häuschen natürlich nicht vergleichen. Es ist die Zufluchtsstätte eines Weisen, der in seiner eignen Welt lebt, eines Gelehrten, eines Philosophen. Abdolonyme hätte sich, als er vom Throne der Könige von Sidon herabstieg, wohl auch damit begnügt.
    Der König von Malecarlieu hat als einzigen Castellan seinen Kammerdiener, und die Königin als Ehrendame ihre Kammerfrau. Rechnet man hierzu noch eine amerikanische Köchin, so hat man das ganze Personal der abgesetzten Herrscher, die sich früher mit den Kaisern der Alten Welt »Herr Bruder« nannten.
    Frascolin drückt auf einen elektrischen Knopf. Der Kammerdiener öffnet das Gitterthor.
    Frascolin meldet, daß er und seine Kameraden, französische Künstler, den Wunsch hegten, Seiner Majestät ihre Ehrenbezeugung darzubringen, und um die Gunst bäten, empfangen zu werden.
    Der Diener ersucht sie, einzutreten, und sie bleiben auf der Rampe stehen.
    Fast augenblicklich kommt der Mann zurück mit der Meldung, daß der König sie mit Vergnügen empfangen werde. Man führt sie nach dem Vestibule, wo sie ihre Instrumente niederlegen, und dann nach einem Salon, in den auch Ihre Majestäten sofort eintreten.
    Das war das ganze Ceremoniell des Empfangs.
    Voller Respect vor dem Könige und der Königin haben die Künstler sich verneigt. Die sehr einfach in dunkle Stoffe gekleidete Königin trägt als Kopfschmuck nur ihr reiches Haar, dessen graue Locken ihrem etwas bleichen Gesichte und halbverschleierten Blicke einen ganz besondern Reiz verleihen. Sie nimmt auf einem Fauteuil neben dem Fenster Platz, das nach dem Garten hinausgeht.
    Der König erwidert stehend die Begrüßungen seiner Besucher und ersucht sie, sich zu äußern, welche Veranlassung sie nach diesem, an der Grenze Milliard-Citys gelegnen Hause geführt habe.
    Alle Vier fühlen sich ergriffen beim Anblick dieses Souveräns, dessen ganzes Wesen eine unaussprechliche Würde athmet. Sein Blick, der durchdringende Blick des Gelehrten, glänzt lebhaft unter den fast schwarzen Lidern hervor. Der wohlgepflegte weiße Bart fällt ihm bis zur Brust herab. Sein Gesichtsausdruck, dessen ernster Charakter durch ein angenehmes Lächeln gemildert wird, erwirbt ihm die Zuneigung aller Personen, die in seine Nähe kommen.
    Frascolin ergreift das Wort und sagt, nicht ohne ein leises Zittern der Stimme:
    »Wir danken Eurer Majestät für die Gnade, uns empfangen zu haben, uns einfache Künstler, die nur der innige Wunsch leitete, Ihnen ihre Ehrerbietung zu bezeugen.
    – Die Königin und ich, antwortet der König, danken Ihnen, meine Herren, und fühlen uns von Ihren Gesinnungen angenehm berührt. Es scheint fast, als hätten Sie nach dieser Insel, wo wir unser vielbewegtes Leben zu beschließen hoffen, etwas von der Luft Ihres schönen Frankreichs mitgebracht. Sie, meine Herren, sind mir übrigens nicht unbekannt, denn wenn ich auch mehr wissenschaftlich thätig bin, so liebe ich doch leidenschaftlich die Musik, die Kunst, der Sie Ihren vorzüglichen Ruf in der Kunstwelt verdanken. Wir kennen die Erfolge, die Sie in Europa wie in Amerika errungen haben, den Beifallssturm, mit dem Sie auf Standard-Island bewillkommnet wurden, und an dem wir – wenn auch etwas aus der Ferne – uns gern betheiligt haben. Zu unserm Bedauern konnten wir Sie nur noch nicht so hören, wie man Sie eigentlich hören muß.«
    Der König bietet seinen Gästen

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