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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Manono, gegen eintausend Einwohner zählt. Die Leute hier genießen den besten Ruf und sollen vor allem die ehrlichsten von allen Samoanern sein.
    Während der Schiffahrt kann man Savaï in seiner ganzen Pracht bewundern. Unerschütterliche Granitmauern schützen es gegen den Anprall des Meeres, das durch Orkane, Tornados und Cyklone vorzüglich zur Winterszeit nicht selten gefährlich wird. Savaï ist von dichten Waldungen bedeckt und von einem zwölfhundert Meter hohen Vulcan überragt. Ueberall schimmern weiße Villen hervor, die unter dem Dome riesiger Palmen liegen und von glitzernden Wasserfällen umrauscht werden. Die steilen Küsten aber zeigen viele Höhlen, aus denen das Echo von der Brandung mächtig widerhallt.
    Darf man den Legenden trauen, so wäre diese Insel die Wiege aller polynesischen Völkerstämme gewesen; jedenfalls haben ihre Bewohner den ursprünglichen Typus am reinsten bewahrt. Sie hieß früher Savaïki, das berühmte Eden der mahorischen Gottheiten.
    Langsam entfernt sich Standard-Island und verliert am Abend des 24. December ihre letzten Gipfel aus dem Gesicht.
Drittes Capitel.
Ein Hofconcert.
    Seit dem 21. December hat die Sonne, nachdem sie den Wendekreis des Steinbocks erreicht hatte, ihrer scheinbaren Bewegung nach wieder angefangen, sich nach Norden zu wenden. Damit läßt sie für die hiesigen Gegenden den Winter mit seiner Unbill hinter sich und bringt dafür den Sommer der nördlichen Halbkugel der Erde wieder.
    Standard-Island befindet sich nur zehn Breitengrade von diesem Wendekreise entfernt, und wenn es nach Tonga-Tabu hinuntersegelt, gelangt es damit zur tiefsten in der Reiseroute vorgesehenen Breite, und will sich von da aus wieder nach Norden begeben, um sich wieder in den günstigsten klimatischen Verhältnissen zu halten. Einer Periode sehr starker Hitze kann es freilich nicht entgehen, wenn die Sonne ihm im Zenith steht; diese Hitze wird aber durch die Seewinde gemildert und wird weiter abnehmen, je nachdem sich die Sonne weiter entfernt.
    Zwischen dem Archipel von Samoa und dem von Tonga-Tabu zählt man acht Breitengrade oder etwa neunhundert Kilometer. Ohne sich zu übereilen, wird die Propeller-Insel über das beständig glatte Meer hingleiten, da jetzt Windstöße und Stürme fast ausgeschlossen sind. Es genügt, vor Tonga-Tabu in den ersten Tagen des Januar einzutreffen, dort soll eine Woche gerastet und dann nach den Fidschi-Inseln weiter gefahren werden. Von hier aus soll sich Standard-Island dann nach den Neuen Hebriden begeben, um die malayische Mannschaft ans Land zu setzen, und schließlich soll es, nach Nordwesten hinausgehend, die Breite der Madelainebay wieder erreichen und damit die diesjährige Rundreise vollenden.
    In Milliard-City spinnt sich das Leben in ungestörter Ruhe weiter ab – das Leben einer großen amerikanischen oder europäischen Stadt mit seiner beständigen, durch die Dampfer oder die Telegraphenkabel unterhaltenen Verbindung mit der Neuen Welt, den gewohnten gegenseitigen Besuchen der Familien, der offenbaren Annäherung zwischen beiden Inselhälften, mit den Spaziergängen, den Unterhaltungen und den Concerten des Quartetts, die sich des unveränderten Beifalls der Musikliebhaber erfreuen.
    Das Neujahr, die den Protestanten wie den Katholiken gleich heilige Christmas, wird mit größtem Prunke im Tempel, ebenso wie in der Saint-Mary Church, doch auch in den Einzelwohnungen, in den Hôtels und in den Häusern der Handelsviertel gefeiert. In der Woche von Weihnachten bis zum ersten Januar schwelgt die Insel in frohen Festlichkeiten.
    Inzwischen veröffentlichten die Journale von Standard-Island, das »Starboard-Chronicle« und der »New-Herald« alle örtlichen und auswärtigen Neuigkeiten. Vorzüglich eine Neuigkeit aber, die gleichzeitig in beiden Blättern erscheint, giebt zu zahlreichen Commentaren Anlaß.
    In der Nummer vom 26. December war nämlich zu lesen, daß der König von Malecarlieu sich zum Gouverneur nach dem Stadthause begeben und dieser ihm eine Audienz bewilligt habe. Niemand wußte, was Seine Majestät mit diesem Besuche bezweckte. In Folge dessen schwirren allerlei Gerüchte durch die Stadt, und diese hätten sich unzweifelhaft mehr und mehr auf ganz unhaltbare Muthmaßungen gestützt, wenn die Journale nicht andern Tages Aufklärung über die Sache gebracht hätten.
    Der König von Malecarlieu hat sich um eine Anstellung am Observatorium von Standard-Island beworben und die oberste Verwaltung seinem Gesuche sofort

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