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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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wo wir übernachten würden, als wann ich mein Gesicht waschen und mich ein wenig hinlegen konnte. Wir hatten uns für »ursprünglich« versus »touristisch« entschieden, aber zu diesem Zeitpunkt hätte ich auf einem Kamel geschlafen, wenn es nur lang genug gewesen wäre. Ich schleifte meine Taschen aus dem Taxi und wartete, bis Cammy gezahlt hatte.
    Ich zog eine Braue hoch. »Hier wohnen wir?«
    Cammy lächelte. »Ja. Ein irres Hotel. Es hat einen Dachgarten mit der phantastischen Reproduktion einer Ramses-Statue ...«
    Jawohl, ich war wieder im Nahen Osten.
    »Kann man die Türen abschließen?« fragte ich.
    Cammy pries immer noch die nicht mit Geld aufzuwiegenden, nichtalltäglichen Vorzüge dieses Hotels. Ich hob die Hand. »Okay, okay. Ich bleibe hier, solange du dabei bist, aber sobald du in den Bus zu deinem Außenposten in der Wüste steigst, ziehe ich um in den edelsten Vier-Sterne-Kasten, den ich kriegen kann!«
    Mit einem Lächeln und einer grandiosen Geste öffnete sie die Tür. »Ich hätte nichts anderes von dir erwartet, meine zivilisierte kleine Schwester.«
    Ein Nickerchen brachte meine Lebensgeister zurück. Wir zogen uns um, schlossen die windschiefe Tür ab, die nicht einmal dem halbherzigen Tritt eines Sechsjährigen standgehalten hätte, und machten uns auf in die ägyptische Nacht.
    Der Himmel war tiefer geworden. Goldene Finger woben Lila, Magenta-, Fuchsienrot und zartes Rosa zu einem Teppich, der in das sternenbesetzte Mitternachtsblau blutete. Ich mummelte mich in meine Jacke, um mich gegen die kühle Luft zu schützen, denn die Temperatur war gefallen. Wir fuhren in einer Kalesche ans Flußufer, wo unzählige Kreuzfahrtschiffe angelegt hatten und Myriaden von Lichtern auf das dunkle Wasser streuten. Sowie wir in das Hotelrestaurant traten, wurden wir zu einem Tisch geführt, wo wir alle Speisen je einmal bestellten, nur die Oliven zweimal. Ich schaute auf und sah erwartungsvoll meine aufgekratzte Schwester an.
    »Du platzt ja gleich. Die Aufregung strahlt von dir aus wie eine Aura. Was ist los? Hat es irgendwas mit dieser kryptischen Bemerkung zu tun, du hättest einen längerfristigen Job?«
    Cammys Augen wurden groß. »Ich? Aufgeregt?«
    Im Gegensatz zu meinem ist Cammys Gesicht ein offenes Buch. Mom und Dad haben ihr nie verraten, wer was zu Weihnachten oder zum Geburtstag bekommen sollte, weil sie kein Geheimnis länger als zehn Minuten für sich behalten konnte.
    »M-hm«, antwortete ich um eine Olive herum.
    »Du solltest aufgeregt sein, du wirst bald mit einer sehr berühmten Person verwandt sein.«
    Ihre marineblauen Augen sprühten.
    »Hast du ein zweites Grab von König Thut gefunden?« fragte ich unbekümmert.
    »Vielleicht«, erwiderte sie selbstgefällig. Sie verspeiste ein Stück Pita und beobachtete mich dabei. Sie hatte schon immer einen Hang zur Dramatik gehabt.
    »Wirst du es mir erzählen oder wartest du lieber, bis ich vor Neugier gestorben bin, Cammy?«
    »Es ist eine komische Sache.«
    »Komischer als dein Affe?« Ihr erster Fund war ein kleiner Lehmaffe aus der Zeit Echnatons gewesen, der mittlerweile in den Tiefen des Ägyptischen Museums verschollen war. Er war anatomisch korrekt und an strategischen Stellen blau angemalt. Bis heute wurde sie deswegen aufgezogen.
    »Nein«, erwiderte sie fest. »Nicht wie der Affe.« Sie seufzte. »Ich kann es eigentlich gar nicht beschreiben.«
    Na toll, ein Quiz. »Ist es ein Tier, eine Pflanze oder ein Mineral?«
    »Papyrus.«
    »Und ...«, bohrte ich nach. Tatsächlich, sie hatte zu gut gelernt, sich zu beherrschen.
    »Also, laß mich mit der Ausgangshypothese beginnen. Die Funde religiöser Artefakte im Tempelbereich -«
    Ich schnitt ihr das Wort ab. »Sprich normal, geliebte Schwester. Schlicht, einfach und verständlich. Ohne Verweise, Fußnoten oder Berufung auf Namen wir Carter, Pétrie, Mariette oder sonstwen. Was hast du gefunden?«
    Cammy machte den Mund auf und klappte ihn wieder zu.
    »Keine Verweise?«
    »Keinen einzigen.«
    Sie trommelte nachdenklich mit den Fingern. »Also gut. Möglicherweise gibt es einige unentdeckte Gräber in der östlichen Wüste. Wir -« Sie verhaspelte sich, und mir war klar, daß sie den Satz neu formulierte.
    »Die Universität ... führt draußen Ausgrabungen durch. Im Grunde ist die Sache ein Witz, deshalb lassen wir größtenteils Studenten aus den höheren Semestern dort arbeiten. Doch dann haben wir diese unterirdische Kaverne entdeckt. Sie sieht aus, als wäre sie mindestens

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