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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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Auftauchen der Ungeheuer.
    Nicolas und Fédéric waren von den beiden anderen Cherubim auf die andere Seite des Feuers gedrängt worden. Sie standen Rücken an Rücken und hielten brennende Äste in der Hand, mit denen sie die anderen Angreifer von sich fernzuhalten versuchten. Beide brüllten die Dämonen an, und tatsächlich wichen diese ein wenig zurück, bleckten aber die Zähne und umkreisten sie – bereit, jede Unaufmerksamkeit auszunutzen, um sich auf die beiden Männer zu stürzen.
    Immer mehr Cherubim landeten nun auf der Lichtung, inzwischen mochten es acht oder zehn sein. Javiers Messer flogen, und bald behinderten die versteinerten Dämonen ihre nachdrängenden Artgenossen. Nur Dazaar beteiligte sich nicht mehr an dem Kampf. Er stand da, hielt die Schnauze in die Luft und witterte. Als er sprach, dröhnte seine Stimme wie eine zerbrochene Glocke, die Laute waren fremd, klangen aber wie ein Befehl.
    Dann wandte er langsam den Kopf in Julies Richtung und zog in einer schrecklichen Grimasse seine Lefzen zurück, ließ sich auf alle viere nieder und sprang auf sie zu. Sie machte zwei unbeholfene Schritte rückwärts und starrte den Cherub an, dessen Klauen Erde und altes Laub in die Luft wirbelten, Schaum stand vor seinem Maul.
    So lauf doch! Das war Songe.
    Julie sah gerade noch, wie die Katze sich von einem Baum herab auf den riesigen Cherub fallen ließ, dann raffte sie ihren Rock und rannte die Böschung zum Wachturm hinauf. Hinter ihr fauchte Songe und knurrte Dazaar, und sie betete – ohne zu wissen, zu wem –, dass ihrer Gefährtin nichts geschehen würde.
    Es schien ihr eine Ewigkeit, bis sie den Fuß des Treppenturms erreichte, der den einzigen Zugang zum eigentlichen Wachturm darstellte. Tatsächlich war sie nach nur wenigen Augenblicken an der Tür, doch die war verschlossen! Hinter sich hörte sie Dazaars Knurren, er musste Songe abgeschüttelt haben. Gleich würde er bei ihr sein. Verzweifelt drückte sie so lange mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür, bis das morsche Holz um das Schloss herum nachgab und die Tür aufschwang. Julie hielt sich nicht damit auf, sie zu schließen, sondern hastete die enge Wendeltreppe hinauf. Durch die Schießscharten fiel ein schwacher Widerschein des Feuers, dennoch sah sie kaum, wohin sie trat. Sie musste mit den Händen die Mauer entlangtasten, um nicht zu fallen. Waren die Stufen an einer Stelle eingebrochen, würde sie abstürzen, trotzdem erklomm sie die Treppe, so schnell sie nur konnte. Sie hörte sich aufschreien, als Dazaars Gebrüll zu ihr heraufdrang und die Mauern erbebten.
    Songe, wo bist du? Geht es dir gut?
    Erleichtert vernahm sie die vertraute Stimme in ihrem Kopf. Er ist am Eingang stecken geblieben, seine Flügel haben sich verkeilt.
    Julie hastete weiter. Sie keuchte, während sie Stufe um Stufe nahm, so schnell sie nur konnte. Vielleicht würde sie oben ein Turmzimmer finden, in dem sie sich verbarrikadieren konnte. Als sie an einem breiten Loch in der Mauer vorüberkam, konnte sie einen kurzen Blick auf das Kampfgeschehen werfen.
    Noch immer stießen neue Cherubim durch die Baumkronen herab. Wären sie alle auf einen Schlag über Julie und ihre Begleiter hergefallen, hätten sie nie die Möglichkeit zur Gegenwehr gehabt. Nur die Bäume hatten das verhindert, dennoch waren es schon viel zu viele. Und noch immer fielen sie wie Äpfel von den Zweigen herab. Nicolas wütete unter ihnen, sein Gesicht war mit Blut verschmiert und wirkte im Mondlicht ganz schwarz. Julie sah, wie er mit bloßen Händen Arme brach, Flügel zerknickte und mit den Zäh nen Kehlen aufriss. Obwohl er all das für sie tat, graute ihr vor ihm.
    Der Wind trug den Gestank von Blut und versengtem Fleisch bis zu ihr herauf. Javier konnte sie nirgendwo entdecken, aber Fédéric stand alleine zwei Cherubim gegenüber, die ihn um zwei Köpfe überragten. Er wich nicht zurück, sondern hielt sie mit einer provisorischen Fackel in Schach. Ohne den Blick von den Ungeheuern zu wenden, holte er etwas aus seiner Hosentasche und streute es vor sich auf den Boden. Julie hörte ihn etwas rufen, gleichzeitig stieß er seine Fackel in den Boden und sprang zurück. Eine Feuerwolke schoss aus der Erde und hüllte einen der Cherubim ein.
    Fédéric bereitete sich gerade auf den zweiten Angreifer vor, als drei weitere auf ihn zuflogen und sich kurz vor ihm teilten, um von verschiedenen Seiten anzugreifen. Er drehte sich um sich selbst, doch Julie war klar, es waren zu viele, um sie

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