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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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Gedanke galt Fédéric und Alis. Zu ihren Gunsten stand nur Alis’ Wendigkeit, da die Cherubim sich in der Luft eher träge bewegten und schnelle Richtungswechsel ihnen Probleme zu bereiten schienen.
    Alis und Fédéric erschienen wieder vor dem nächtlichen Himmel, und sofort stürzten sich die vorderen Cherubim auf sie. Fédérics Fackel flackerte nur noch schwach – wenn sie erlosch, hat te er nichts mehr, um sich zu verteidigen. Einige Augenblicke lang verdeckten die Flügel der kämpfenden Cherubim Julies Sicht auf das Geschehen, und sie erwartete jeden Augenblick, Fédéric fallen zu sehen. Doch dann flammte es orangerot auf, so hell, dass der Schein durch die schwarzen Flügel von Fédérics Gegnern drang. Sie stießen ein markerschütterndes Geheul aus, und dann wurden ihre Flügel vom Feuer verzehrt. Sie waren es, die als Flammenbälle in die Tiefe rasten und am Boden zerschellten, nicht Fédéric.
    Dazaar beschleunigte seinen Flügelschlag, der Wind wurde so stark, dass Julie die Augen schließen musste.
    »Halt durch!« Fédérics Ruf drang nur schwach zu ihr.
    Alis war schnell, aber mit Fédéric auf dem Rücken würde er den Cherub niemals einholen. Julie musste Dazaars Geschwindigkeit verlangsamen. Sie wand sich heftig, und es gelang ihr, sich umzudrehen, sodass sich nun ihre Brust an die des Cherub presste. Sein Gestank betäubte sie beinahe, und das Gefühl seiner ledrigen Haut an ihrer Wange war ekelhaft, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Dieses Mal durfte sie nicht versagen. Hochkonzentriert drückte sie Dazaar die Hände auf die Brust und ließ die Wärme in ihre Fingerspitzen fließen. Als sie den Kopf hob, sah sie, wie sich das blaue Licht wie eine Maske über Dazaars Schnauze und Augen legte. Er schüttelte den Kopf, als könnte er es auf diese Weise loswerden. Julie dachte an Jacques und Gabrielle und die Nacht, in der sie ihre verstümmelten Leichen gefunden hatte. Der Cherub winselte und geriet ins Taumeln.
    Sie hörte den gleichmäßigen Schlag von großen Schwingen über sich, gleich darauf landete etwas auf dem Rücken des Cherub. Sein Griff um Julies Taille löste sich plötzlich, geistesgegenwärtig schlang sie ihm die Arme um den Hals, sonst wäre sie abgestürzt. Doch lange würde sie sich so nicht halten können.
    Dazaar wand sich in dem Versuch, das Etwas von seinem Rücken zu zerren, und Julie wurde wie eine Puppe hin und her geschleudert.
    Plötzlich erschien hinter Dazaars Schulter Fédéric, den Rest seiner Fackel in der Faust.
    »Spring!«, brüllte er gegen das Fauchen des Cherub an, der gar nicht mehr auf Julie achtete.
    »Du bist verrückt!«
    »Spring!«, rief Fédéric noch einmal und stieß zugleich dem Cherub die Fackel in die Schnauze.
    Julie fühlte die Hitze im Gesicht und wandte den Kopf ab. Dann ließ sie los.
    Und fiel.
    Sie stürzte in die Schwärze, dann prallte sie gegen einen weichen Körper. Alis! Instinktiv krallte sie sich in sein Fell. Das Kalokardos stieß einen Schmerzlaut aus und als Julie sich auf seinen Rücken zog, spürte sie, wie schwer es für ihn war, sie zu tragen. Seine Flügelschläge waren matt, er musste zu Tode erschöpft sein.
    Es tut mir so leid.
    Halte fest, gut.
    Sie zog sich noch höher und presste ihre Waden gegen seine Flanken. Wo war Fédéric?
    Als sie sich umsah, entdeckte sie ihn und Dazaar in einiger Entfernung hinter sich. Der Cherub brannte lichterloh, aber er flog noch, und Fédéric ritt auf ihm durch die Dunkelheit. Entweder würden sie gemeinsam abstürzen oder verbrennen.
    Wir müssen umkehren!
    Alis flog einen Bogen und innerhalb weniger Augenblicke waren sie wieder unterhalb des Cherubs, der inzwischen wild mit den Flügeln schlug. Sein Kopf war von der Hitze verformt, seine Augen nur noch schwarze Höhlen, aber er bewegte sich weiter, als würde sein Körper von einem fremden Willen gelenkt. Immer noch versuchte er, seinen Reiter abzuschütteln, wobei er stetig an Höhe verlor. Fédéric hielt sich einen Arm vors Gesicht, um sich gegen die Flammen zu schützen.
    »Los, runter!«, schrie Julie gegen das Knistern des Feuers an. Glühende Hautfetzen des Cherubs regneten auf sie herab und brannten Löcher in Alis’ Fell.
    »Er kann nicht uns beide tragen!«
    Alis, bitte, du musst!
    Alis versucht.
    Der Cherub sank jetzt schnell, Schwingen aus Feuer leuchteten durch die Nacht. Alis setzte sich an Dazaars Seite, und Julie streckte den Arm nach Fédéric aus. Der stieß sich ab und war dabei, ein Bein über Alis’

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