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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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in der Gewalt. Sie war schön wie immer, ihre weiße Haut schien von innen heraus zu leuchten, und ihre Lippen waren rot wie Rosenblüten.
    »Sieh an, welch unvermuteter Gast!« Mit Augen hart wie Glas sah sie ihn an. Ihr Schweigen nach der spöttischen Begrüßung dehnte sich aus.
    War Ruben eben noch hungrig gewesen, fühlte sich sein Magen jetzt an, als hätte er einen Stein verschluckt. Wenigstens hatte sie ihre Gabe nicht sofort gegen ihn verwendet – was er als gutes Zeichen deutete. Um sie zu besänftigen, beugte er das Knie und senkte den Kopf.
    Er hörte, wie sie auf ihn zuschritt und hielt den Atem an. Da tat die Comtesse etwas Unerwartetes: Sie sank ebenfalls auf die Knie und drückte ihn an sich. »Ihr seid zurückgekommen, mein Prinz.«
    Ruben ertrank in ihrem Duft, ihre Arme waren weich und warm, und ihr Atem streifte seinen Hals. Sie erschauerte. Nun umschlang er sie ebenfalls und legte seinen Kopf auf ihre Schulter.
    »Verzeiht mir«, sagte er rau.
    »Wie tief Eure Stimme geworden ist!«, sagte sie, und Ruben konnte hören, dass sie lächelte. Alles Schwere fiel von ihm ab, alle Zweifel, ob er das Richtige getan hatte. Sie standen auf, sich gegenseitig stützend, und die Comtesse nahm seine Hände. Sie lächelte unbefangen wie ein junges Mädchen.
    »Wie glücklich Ihr mich macht, mein Prinz. Philippe soll uns Wein und etwas zu essen bringen, damit wir feiern können.«
    Philippe, der wohl an der Tür gelauscht hatte, trat ein, als sein Name genannt wurde und verneigte sich. Er zwinkerte Ruben zu, offensichtlich erleichtert über den guten Empfang. Bald darauf kam er mit kaltem Braten, frischem Brot, Käse und Mirabellen zurück. Dazu servierte er Weißwein. Rubens Appetit kehrte beim Anblick des Tabletts mit aller Macht zurück, und er machte sich über die Köstlichkeiten her. Nachdem sein Hunger gestillt war, versuchte er erneut, sich bei Elisabeth d’Ardevon zu entschuldigen, aber sie winkte ab.
    »Für mich zählt nur, dass Ihr hier seid. Euer Vater wird hocherfreut sein, Euch in Mont St. Michel willkommen zu heißen.«
    »Wann kann ich ihn sehen? Bald?«
    »Schon heute Abend werdet ihr vereint sein.« Die Comtesse strich ihm das Haar aus der Stirn. »Wir brechen in Kürze auf.« Sie glitt zum Fenster hinüber und sah hinaus.
    »Nur eine Sache noch, mein Prinz«, sagte sie über die Schulter. »Wart Ihr die ganze Zeit über in Begleitung Eurer Schwester? Und ist mein missratener Sohn bei ihr?«
    Ruben antwortete nicht gleich, aber dann gab er sich einen Ruck. Er würde Elisabeth d’Ardevon nicht belügen. »Ja, sie reisen zusammen. Auch ein Freund von Julie ist bei ihnen, Fédéric, sowie ein Messerwerfer, den wir unterwegs getroffen haben. Wir haben uns erst letzte Nacht getrennt.«
    »Also halten sie sich ganz in der Nähe auf? Wo sind sie?« Die Comtesse wandte sich um und trat ganz nah an ihn heran. Ruben fühlte den vertrauten Wunsch aufsteigen, alles zu tun, um ihr zu gefallen. Doch er wollte auch nicht, dass Julie etwas zustieß.
    Seine Miene spiegelte anscheinend seinen Zwiespalt, denn die Comtesse sagte lächelnd: »Keine Angst, niemand wird Eurer Schwester etwas antun. Euer Vater ist ebenso besorgt um sie wie um Euch. Wo ist sie?«
    Ruben sagte es ihr.
    »Macht Euch keine Gedanken, ich werde mich um alles kümmern. Denkt nur daran, dass Ihr bald Eurem Vater gegenüberstehen werdet, der sich danach sehnt, Euch in die Arme zu schließen.«
    Die Stimme der Comtesse war so beruhigend, so weich, dass Ruben ihr glaubte. Der Erzengel würde nicht gestatten, dass Julie etwas geschah, sie war schließlich seine Tochter.
    »Philippe!« Die Comtesse klatschte in die Hände und gab Anweisung, frische Pferde anspannen zu lassen und den Wirt zu bezahlen. »Und besorge Kleider für den Sohn des Erzengels«, befahl sie mit einem Blick auf Rubens abgerissene Erscheinung. »Notfalls gibst du deine eigenen!«
    Kurze Zeit später schritt Ruben in einem frischen weißen Hemd, hellen Kniehosen und blauer Jacke über den Hof und stieg in die Kutsche, vor der nun sechs Rappen tänzelten. Elisabeth d’Ardevon ließ sich ihm gegenüber nieder und zog sich die Pelzdecke über die Knie.
    »Ich friere so leicht«, sagte sie mädchenhaft, und Ruben beobachtete fasziniert die Grübchen, die auf ihren Wangen erschienen.
    Es tat ihm so gut, ihr nahe zu sein, dennoch gab es einen Teil in ihm, der sie fürchtete. Sie war ein unlösbares Rätsel – und das war es, was ihn nicht losließ.
    Die Comtesse gab Philippe

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