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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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darüber gesprochen, dass dieses Ding mir helfen würde, gegen Cal zu kämpfen, aber es steht nirgendwo, wie man es benutzt und was es bewirkt.«
    Nicolas nahm ihr das Papier aus der Hand und beugte sich nun selbst darüber. Eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht, und Julie hatte den Impuls, sie zurückzustreichen.
    »Das hier scheint wichtig zu sein«, sagte er gerade und neigte sich zu ihr, sodass seine Schulter die ihre berührte.
    Er hielt ihr die Zeichnung hin und deutete auf eine kleine Skizze im oberen Drittel, die eine vielflächige geometrische Form darstellte und einem geschliffenen Diamanten ähnelte. In sein Inneres hatte Jacques Lagarde mit leuchtend blauer Farbe eine Flamme gezeichnet. Daneben standen fremdartige Schriftzeichen.
    »Das ist Griechisch«, sagte Nicolas. »Ich wünschte, ich hätte meinem Hauslehrer besser zugehört, statt ihn mit zerkauten Pa pierbällchen zu bewerfen.« Er lächelte Julie kurz unter seiner Haar strähne hervor an, und sie lächelte unwillkürlich zurück.
    »Hier steht irgendetwas mit Herz«, fuhr er fort. »Warte … es bedeutet Kalokardos . Das ist vollkommen unmöglich!«
    »Was?« Julie wandte ihren Blick von den Schriftzeichen zu Nicolas.
    »Die Kalokardoi«, begann Nicolas, »gibt es eigentlich nicht. Zumindest hatte ich das bisher angenommen – ebenso wie bei den Wächterkatzen.« Er verneigte sich gegen Songe, die sich davon nicht im Geringsten beeindruckt zeigte.
    »Nun erzähl schon!« Julie musste an sich halten, ihn nicht zu schubsen, wie sie es mit Fédéric getan hätte.
    »Es sind Fabelwesen aus alten Geschichten, die Seraphim-Mütter ihren Kindern vor dem Einschlafen erzählen.« Er stutzte und murmelte dann: »Meine Mutter hat mir Gute-Nacht-Geschichten er zählt? Das war mir völlig entfallen … Nun, die Legende besagt, dass die Kalokardoi die einzigen Wesen mit einem vollkommen reinen Geist sind, und ihre Herzen deshalb jede Krankheit heilen können.«
    »Das hier ist aber kein Herz, sondern ein Juwel oder etwas Ähnliches.« Julie deutete auf die Zeichnung.
    »Nun ja, um seine Kraft zu entfalten, muss das Herz sich außerhalb des Kalokardos befinden. Angeblich verwandelt es sich dann in einen Kristall.«
    Julie rieb sich die Stirn. »Wenn man einen solchen Kristall benötigt, um dieses Ding in Gang zu setzen, müssen sie existieren! Mein Vater war kein Träumer.«
    »Ich habe noch nie gehört, dass jemand ein Kalokardos gesehen hätte. Und, mit Verlaub, die Sache mit den Heilkräften klingt mir sehr nach Ammenmärchen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Julie. »Wenn mein Vater es so aufgezeichnet hat, stimmt es auch!«
    »Pflegevater«, korrigierte Nicolas sie mechanisch und nahm ihre Hand. »Ammenmärchen oder nicht, wir sollten Frankreich so schnell wie möglich verlassen. Morgen besorge ich uns eine Kutsche, die uns an die Küste bringt, und zwei Schiffspassagen nach England. Von dort aus können wir in die Kolonien entkommen. Meine Mutter wird platzen vor Wut!«
    Julie entzog ihm ihre Finger und verschränkte die Arme vor der Brust. »Vielleicht will ich gar nicht davonlaufen. Gabrielle und Jacques wollten, dass ich gegen diesen Cal und seine Anhänger kämpfe – wie könnte ich mich in Sicherheit bringen, nachdem sie sich für mich geopfert haben?«
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst! Die Seraphim sind mächtige, uralte Wesen, Julie. Und du glaubst, du kannst gegen sie antreten?«
    »Gabrielle und Jacques haben es geglaubt.« Julies Stimme versagte, und sie schwieg einige Augenblicke, bis sie sich wieder in der Gewalt hatte. Jetzt war nicht die richtige Zeit, zu trauern. »Außerdem bin auch ich eine Seraph. Und es gibt jemanden, der meinem Vater helfen wollte, diese Kristallkanone zu konstruieren.« Kurz erzählte sie, was sie über Plomion wusste.
    »Du meinst es ernst, oder? Das ist Wahnsinn.« Nicolas warf den Kopf gegen die Sofalehne und starrte an die Decke. »Dich vor Dazaar zu retten, hätte ich mir sparen können.«
    Jetzt war es Julie, die seine Hand nahm. »Versteh doch, ich kann nicht einfach hinnehmen, was gestern geschehen ist. Ich will einen … einen Ausgleich.«
    Nicolas lachte auf. »Ausgleich! Eine hübsche Umschreibung für Rache!«
    »Nicht Rache«, erwiderte Julie. »Gerechtigkeit.«
    Nicolas wandte ihr sein Gesicht zu und zog eine Augenbraue hoch. »Auge um Auge, Zahn um Zahn?«
    »Du hast mir selbst erzählt, was diese Erneuerer vorhaben. Wenn niemand sie aufhält, werden sie sich nicht damit begnügen, Frankreich zu

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