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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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1. KAPITEL
    D as Warten fing langsam an, ihm auf die Nerven zu gehen. Ebenso wie Isabels sonderbares Verhalten. Sie stand seit einer halben Stunde reglos am Fenster und sah hinaus. Joe hatte selbst schon auf die Straße geschaut. Kein Windhauch bewegte die Blätter der Alleebäume im schwachen Lichtschein der Straßenlaternen. Der Park jenseits der Straße war dunkel und menschenleer.
    Er musste etwas tun, irgendetwas. Als er den schweren Esstisch in die Mitte der Halle zog, ertönte ein lautes, scharrendes Geräusch. Es veranlasste Isabel dazu, sich zu ihm umzudrehen.
    »Was soll das werden, Joe? Lass den Tisch dort stehen, wo er immer steht. So ein Schwachsinn!«
    Joe ließ den Tisch für einen Moment los. »Wie wäre es, wenn du mal mit anfassen würdest. Unser Essen wird gleich angeliefert.«
    »Wir warten auf Albrecht.«
    Sie drehte sich wieder zum Fenster um. Einen Moment lang starrte Joe auf ihren Rücken. Sie trug ein altmodisches Samtkleid mit tiefem Rückenausschnitt. Ihre Schulterblätter zeichneten sich unter der weißen Haut ab wie kleine Flügelansätze und reizten ihn dazu, sie zu berühren. Das alte Kleid musste sie irgendwo auf dem Speicher gefunden haben. Es war staubig und roch nach Mottenkugeln, aber dennoch …
    Joe seufzte lautlos und schob den Tisch in die Mitte desRaumes. Dann stellte er die schweren Stühle an ihren Platz und warf eine Damasttischdecke über die zerkratzte Tischplatte. Den Rotweinfleck verdeckte er mit einem Kerzenleuchter. Er schleppte Teller, Gläser und Besteck heran und verteilte sie auf dem Tisch. Alles war vorbereitet.
    Plötzlich dröhnte das Geräusch des Türklopfers durch die Halle. Joe zuckte zusammen. Das Klopfen war ungewohnt, sie bekamen hier niemals Besuch. Und Albrecht hatte schließlich einen Schlüssel für sein Haus. Beunruhigt starrte er den dunklen Korridor hinunter, der zur Vordertür führte. Das Klopfen ertönte zum zweiten Mal, dieses Mal ungeduldiger. Er hörte Isabel hinter sich auflachen.
    »Das sind die von Giuseppe. Das ist nur unser Essen, Joe. Sie sind ausnahmsweise einmal pünktlich!«
    Joe hatte das Abendessen bei einem italienischen Restaurant in der Nachbarschaft bestellt. Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass das Essen noch vor Albrecht eintreffen könnte. Eilig ging er zur Eingangstür, um zu öffnen.
    Zwei Kellner mit großen Styroporboxen vor der Brust standen auf dem Treppenabsatz. Sie folgten Joe ins Haus. Für einen kurzen Moment sah Joe sein Umfeld, wie Außenstehende es sehen mussten: die großbürgerliche Einrichtung der Villa, altmodisch, unvollständig und dreckig!
     
     
     
    Albrecht traf mit einer halben Stunde Verspätung ein. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts darüber, wie es ihm ergangen war. Joe bemerkte jedoch, dass Albrechts Hand zitterte, als er nach dem gefüllten Glas griff, das Isabel ihm reichte.
    »Nun sag schon, wie war es?«, drängte Isabel. Albrecht trank in hastigen Zügen und wischte sich anschließend mit dem Handrücken über den Mund. »Done!«
    Joe fühlte seinen Herzschlag hart in seiner Brust. Vor Erleichterung wurde ihm schwindelig. Albrecht war erfolgreich gewesen. Das war gut, denn sie brauchten das Geld. Allein das Abendessen, das vor ihnen auf dem Tisch stand, kostete ein kleines Vermögen. Jedenfalls an der schmalen monatlichen Zuwendung gemessen, die Joe von seinem Vater für das Studium erhielt. Dieses Geld reichte gerade für die Miete seiner Einzimmerwohnung und das Mittagessen in der Mensa. Nicht einmal ein klappriges Auto war drin. Albrechts finanzielle Situation war noch angespannter. Er wohnte zwar mietfrei in diesem Haus, das er später einmal erben würde, aber die Kosten für den alten Kasten übertrafen die Einkünfte aus seiner Maklertätigkeit bei weitem. Und Isabel war von jeher ein Wunder an Überlebenskunst gewesen. Sie erinnerte Joe an die Pflanzen, die ohne Wasser auf irgendwelchen Steinen wuchsen: faszinierend und abstoßend zugleich. Seit Isabel die Fliegerei aus gesundheitlichen Gründen hatte aufgeben müssen, arbeitete sie nicht mehr. Sie sprach manchmal davon, zur Schauspielschule zu gehen, aber damit hatte es sich.
    »Auf uns!«, sagte sie triumphierend und hob ihr Glas, »und nun lasst uns anfangen, ich sterbe vor Hunger!«
     
     
     
    »Verdammt, ich fühle mich großartig heute!«, tönte Albrecht zum wiederholten Male an diesem Abend. Pasta, Saltimbocca und Tiramisu waren bereits bis auf den letzten Rest vertilgt. Der Rotwein, den Albrecht sich großzügig

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