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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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Sohn der Comtesse.
    Er war nicht allein. Das offene, wirre Haar und das müde Gesicht des Mädchens an seiner Seite passten ebenso wenig in die herrschaftliche Umgebung wie ihr schlichtes blaues Kleid.
    »Wir haben etwas Dringendes mit dir zu besprechen«, sagte Nicolas und bedeutete ihm, sich zu setzen.
    Es widerstrebte Ruben, sich von ihm herumkommandieren zu lassen, doch er konnte ihn schlecht aus dem Zimmer werfen. So blieb er stehen und verschränkte die Arme, während Nicolas sich in den Sessel am Kamin fallen ließ.
    »Bitte sehr, sprich mit ihm«, sagte er zu dem Mädchen. »Sehen wir, ob er das ist, was wir vermuten.«
    Ruben schoss einen düsteren Blick auf Nicolas, bevor er sich dem Mädchen zuwandte. Erst jetzt bemerkte er die weiße Katze, die ihr um die Beine strich.
    »Ich heiße Julie.« Etwas an ihr verunsicherte Ruben, ihm war beinahe, als hätte er sie schon einmal gesehen. »Wir haben wenig Zeit«, fuhr sie fort. »Die Frage kommt dir vielleicht seltsam vor, aber besitzt du ein Amulett?«
    Ruben fasste sich an die Brust, beruhigt spürte er die Wölbung des Steins. »Woher weißt du davon?«
    »Weil ich auch eines habe«, sagte sie.
    Zögerlich holte Ruben das Amulett hervor und zeigte es ihr, ohne es abzunehmen. Sie warf nur einen kurzen Blick darauf und nickte. »Genau wie meines, nur die Form ist etwas anders.« Sie sah ihn aus hellen Augen an. »Woher hast du es?«
    »Warum willst du das wissen?« Ruben fand es reichlich unverschämt, wie sie ihn ausfragte. Er sah zu Nicolas, doch der lag mit verschränkten Armen in seinem Sessel und sah ihnen zu, als wäre er im Theater.
    »Man hat es bei mir gefunden, als ich noch ein Säugling war. Ich bin ein Findelkind. Aber warum hast du auch so eines?«
    Das Mädchen und Nicolas wechselten einen Blick, den Ruben nicht deuten konnte. Allmählich kam er sich dumm vor, weil er als Einziger nicht wusste, worum es hierbei ging.
    »Du bist ein Seraph«, stellte das Mädchen fest.
    Ruben versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie verwirrt er war. »Bin ich das?«, sagte er vage.
    »Du hast keine Aureole«, antwortete sie hastig und sah zur Tür. »Menschen haben einen Lichtschein um sich herum – wir nicht. Hat Nicolas’ Mutter dir gesagt, wer deine Eltern sind?«
    »Mein Vater ist Cal Savéan, Erzengel der Seraphim«, sagte Ruben und richtete sich auf. Sogar im schwachen Licht der Feuerstelle sah er, wie Julies Gesicht die Farbe verlor.
    Ihre Lippen zitterten und ihre Stimme klang dünn und leise, als sie sprach. »Meiner auch.«
    Ruben setzte sich. Eine Zeit lang herrschte Stille im Zimmer, bis Nicolas fragte: »Wollt ihr euch nicht umarmen oder so etwas?«
    Aber sie sahen sich nur an.
    »Wie alt bist du?«, fragte Julie nach einer Weile.
    Ruben musste sich räuspern, bevor er sprechen konnte. »Gerade fünfzehn geworden.«
    »Mein Geburtstag war vor zwei Tagen«, flüsterte Julie. »Ich denke, wir sind Zwillinge.«
    Ruben schüttelte den Kopf. »Die Comtesse hätte mir erzählt, wenn ich eine Schwester hätte.«
    »Was macht dich so sicher?«, fragte Nicolas, dessen Gesicht im Schatten lag. »Meine Mutter hat weder Hemmungen, etwas zu verschweigen, noch zu lügen oder zu töten, wenn es sie ihrem Ziel näher bringt.«
    »Sie hat meine Pflegeeltern abschlachten lassen«, sagte Julie. »Weil ich nicht freiwillig mit ihr gehen wollte. Hör zu, wir beide sind eine Gefahr für den Erzengel, weil wir als seine Kinder die Einzigen sind, die ihn töten könnten.«
    »Aber sie hat mir gesagt, mein Vater kann es kaum erwarten, mich kennenzulernen!« Sogar in seinen Ohren klang das verzweifelt. Konnte er sich denn sicher sein, dass die Comtesse ihm die Wahrheit erzählt hatte? Seit dem Vorfall mit dem Herzog war sein Glaube an Elisabeth d’Ardevon ins Wanken geraten, doch ebenso konnte Nicolas das Mädchen bezahlt haben, damit sie ihm Unsinn erzählte. Unsicher sah er zwischen den beiden hin und her.
    »Sicher will er dich kennenlernen!« Nicolas lachte auf. »Um sich deiner für alle Ewigkeiten zu entledigen, mein Lieber. Meine Mutter ist nur so freundlich zu dir, weil es bequemer für sie ist, wenn die Beute sich freiwillig in ihr Netz begibt. Julie hat sich nicht so leicht einfangen lassen wie du.«
    Ruben wusste nicht, was er denken sollte. Die beiden hatten keinen Grund, ihn anzulügen. War es möglich, dass Elisabeth d’Ardevon die ganze Zeit gelogen hatte?
    Unsicher betrachtete er Julie. Konnte sie wirklich seine Schwester sein? Obwohl sie hell war und er

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