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Die Prophezeiung der Seraphim

Die Prophezeiung der Seraphim

Titel: Die Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mascha Vassena
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niemand zu sehen, der ihr hätte helfen können. Wenn das die übliche Wirkung von Magie ist, verzichte ich lieber darauf.
    Es wird anders, wenn du sie beherrschst, erwiderte Songe, während sie sich die Schnurrhaare putzte. Julie sah auf sie hinunter. Das ist doch alles ganz unmöglich , beharrte sie. Magische Kräfte gibt es nur in Märchen. Julie war erzogen worden, an die Vernunft zu glauben, doch wenn sie keine andere Erklärung für das blaue Licht fand, würde sie Songe Glauben schenken müssen. Dein Amulett , sagte Songe. Es hat deine Kräfte unterdrückt.
    »Mein Amulett?« Unwillkürlich sprach Julie laut.
    Besser, du legst es wieder an.
    Julie wühlte in ihrer Rocktasche nach dem Amulett, streifte es sich über den Kopf und verbarg dann den Anhänger sorgfältig mit ihrem Schultertuch. Mit dem vertrauten Gewicht an ihrem Hals fühlte sie sich besser – auf keinen Fall wollte sie noch so einen Ausbruch erleben. Aber auch etwas wie Stolz stieg in ihr auf: Sie, Julie, hatte wahrscheinlich ein Blutbad verhindert!
    Erzähl mir mehr , verlangte sie von Songe.
    Magie hat viele Formen. Es soll sogar Leute geben, die mit Katzen sprechen .
    Verspottest du mich?! Ich bin doch keine Hexe, oder?
    Nein , antwortete die Katze, das bist du nicht .
    Julie wollte gerade weiter in sie dringen, als jemand laut ihren Namen rief. Fédéric stürzte aus einer Seitengasse auf sie zu. Er sah zerzaust aus, sein Zopf hatte sich gelöst, und neben dem linken Auge prangte eine blutige Schramme. »Ich hab dich überall gesucht! Bist du verletzt?«
    »Mir geht es gut.« Zum Beweis stieß sie sich von der Mauer ab und wollte losmarschieren, aber sie taumelte und wäre gestürzt, hätte Fédéric sie nicht aufgefangen.
    »Ich bring dich nach Hause.«
    Ohne Umstände legte er ihr seinen Arm um die Hüften, und sie gingen langsam nebeneinander her. Es fühlte sich gut an, den Kopf an seine Schulter zu lehnen. Sie bogen in die Rue Mouffetard ein, die fast verlassen vor ihnen lag. Der Vorfall auf dem Kirchplatz hatte sich wohl inzwischen herumgesprochen.
    »Rizinus und Mäuseköttel«, sagte Fédéric jetzt. »Beinahe hätte mein Vater seinen einzigen Sohn verloren. So ein fetter Kerl ist auf mich gefallen und hat mich fast zerquetscht. Das einzig Gute an der Sache war, dass die Leute auf ihm herumgetrampelt sind, statt auf mir.«
    Julie musste lächeln, dennoch gelang es Fédéric diesmal nicht, sie abzulenken. Zu viele Fragen kreisten in ihrem Kopf. War sie vielleicht doch eine Art Hexe? Sie fühlte sich immer noch schwach, doch wenigstens war ihr nicht mehr übel. Eigentlich hätte sie jetzt ohne Hilfe gehen können, doch sie lehnte sich noch etwas mehr an Fédéric.
    »O je, das sieht nicht gut aus«, sagte dieser gerade. Julie blickte auf und sah den Schuhmacher, Fédérics Vater, auf sie zukommen. Kaum hatte er sie erreicht, packte er mit finsterer Miene seinen Sohn am Ohr.
    »Guten Tag, Meister Guyot«, sagte Julie und knickste.
    Der Schuster sah sie nur finster an, murmelte »Drecksbengel« und gab Fédéric eine Ohrfeige. »Ich werd’ dich lehren, dich rumzutreiben, statt mir in der Werkstatt zur Hand zu gehen!«
    »Ich muss Julie nach Hause bringen!« Fédéric starrte seinen Vater zornig an. Auf seiner Wange erblühte ein roter Fleck.
    »Ich fühle mich besser, geh nur«, sagte Julie und versuchte, ihre Wut auf den Schuster zu unterdrücken. Sie wollte nicht, dass Fédéric noch mehr Ärger bekam. Sein Vater war imstande, ihn dermaßen zu verprügeln, dass er am nächsten Tag nicht aufstehen konnte.
    »Aber dir geht’s nicht gut, ich lass dich nicht alleine gehen!«, widersprach Fédéric und schrie auf, als sein Vater ihn erneut am Ohr packte und über die Straße in die Werkstatt zerrte.
    Julie verzog das Gesicht. Der brutale Schuster war ihr zuwider. Wie konnte man seinen eigenen Sohn so übel behandeln? Sie war von ihren Eltern noch nie geschlagen oder grob angefasst worden. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, weshalb Fédéric sich nie gegen seinen Vater wehrte, obwohl er ihn ohne Schwierigkeiten hätte niederschlagen können. Sie sah die beiden in der Werkstatt verschwinden und machte sich auf den Heimweg. Ihre Beine trugen sie wieder, und auch die Erschöpfung hatte nachgelassen. Songe lief ihr ein Stück voraus, und Julie lächelte, weil sie sich immer wieder umwandte wie ein Hund. Was für ein unkätzisches Verhalten! In Gedanken versunken ging sie weiter. Wenn Songe recht hatte und sie selbst die Quelle des blauen

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