Die Psychotherapie der Hildegard von Bingen
für die Blutdruck- und Stressregulation und die Kortisonausschüttung. Ihnen übergeordnet ist die Hypophyse, von wo aus auch alle anderen Hormondrüsen, vor allem die Sexualfunktionen gesteuert werden. Charakteristisch für diesen Bereich sind Hormonregulationsstörungen durch Konflikte und Verletzungen, die uns an die Nieren gehen: Arroganz, Hochmut, Neid, Verzweiflung und ein viel zu kompliziertes Beziehungsleben. Der Körper kann auf diesen Stress mit Bluthochdruck, Menstruationsstörungen, Migräne und hormonabhängigen Krebsarten reagieren. Weitere Belastungen können symbolisch als Nierensteine, Rheuma und Gicht in Erscheinung treten. Den Nieren und ihrer Funktion gehört in der Hildegard-Heilkunde eine ganz besondere Aufmerksamkeit und Pflege, zum Beispiel durch das Universalheilmittel Wermut-Trank, die Nierenmassage vor dem Kaminfeuer mit Ulmenholz, die Nierenrautensalbe und das Tragen eines Dachsgürtels zur besseren Durchblutung.
Wir bauen weiter an unserer Seelenstadt und haben sieben weitere starke Tugendkräfte, die auf einer großen Säule wohnen (siehe Abb. 8 im Bildteil). Von unten nach oben ragt eine Leiter, auf der die acht Gotteskräfte fleißig auf- und absteigen und ihre Arbeit verrichten. Hildegard beschreibt an dieser Stelle des
Scivias
die acht Kräfte der dritten Gruppe als Säule der Menschlichkeit.
Kindheit und Jugend
Im Moment unserer Geburt besitzen wir bereits sämtliche Informationen und Kräfte, die wir brauchen, um das Leben zu meistern. Großzügig ist unsere Mitgift: 50 Billionen Körperzellen und jede einzelne mit 46 Chromosomen und darin fünfundzwanzigtausend Gene, die ein ganzes Leben lang unsere Körperfunktionen regulieren. Im kostbaren Tempel unseres Körpers befindet sich unsere unsichtbare Seele mit den kosmischen und göttlichen Kräften, die über das Nervensystem das Ganze am Leben hält. Dennoch sind wir in diesem Moment vollständig hilflos und auf die Liebe und Fürsorge unserer Eltern angewiesen.
Alle Eltern können in dieser ersten Zeit bei ihren Kindern eine erstaunliche körperliche und intellektuelle Entwicklung beobachten. Das Tempo ist atemberaubend und wird im anschließenden Leben nie wieder erreicht. Gleichzeitig hängen Glück und Gesundheit der Kinder auch von der spirituellen Entfaltung ihrer Persönlichkeit ab. Starke und fröhliche Kinder brauchen neben den bereits in der Schwangerschaft angelegten fünfzehn Kräften sieben weitere spirituelle Lektionen für ihr Leben. Wir haben alle im Laufe unseres Daseins erfahren, dass die spirituellen Werte unserer Seele erst durch die Konfrontation mit ihren Gegenkräften in Aktion treten. Dazu gehören zum Teil sehr schmerzliche Verletzungen, Frustrationen, Fehler, Enttäuschungen und Rückschläge, die auch dem Kind nicht erspart bleiben. Nur in der Auseinandersetzung mit dem sogenannten Bösen können wir spirituell wachsen. Dazu gehören hier der Umgang mit Hochmut und Demütigungen, Neid, Arroganz, Ungehorsam, Verzweiflung und die Erfahrungen mit der Sexualität und einem zu komplizierten Leben.
Bereits in der Kindheit haben wir unsere ersten schlechten Erfahrungen durchzustehen. Irgendetwas passiert mit uns und den anderen, und die ganze Welt bricht zusammen. Hierzu zählen vor allem gelegentliche Liebesabweisungen, Gemeinheiten und seelische Erschütterung durch Familienangehörige und sogenannte Freunde. Normalerweise lernen Kinder in einem guten familiären Umfeld, dass auch seelische Wunden schnell wieder heilen können. Es gibt aber auch Verletzungen, die nie vergessen werden und sogar im reifen Alter in allen Details erzählt werden. Meistens berichten diese Menschen von furchtbaren Rabeneltern, die geschlagen und nie geliebt haben, von sexuellen Belästigungen durch Vater oder Großvater und dergleichen mehr. Viele Menschen haben sich leider nicht weiterentwickelt und sind auf dem seelischen Niveau ihrer Kindheit stehen geblieben, weil sie das sogenannte Böse nicht annehmen und daher auch nicht loslassen konnten. Die furchtbaren Erfahrungen ihrer Kindheit haben ihr ganzes Leben geprägt und auch körperliche Schäden hinterlassen. Es gehört sogar zu ihren Lebenserfolgsformeln, mit diesen furchtbaren Geschichten bei ihren Mitmenschen Mitleid einzuheimsen, obwohl die Dinge schon Jahrzehnte zurückliegen. Durch falsch verstandenes Mitleid können diese Wunden aber nie heilen. Erst wenn wir endlich erwachsen werden und loslassen, können auch die Krankheiten heilen, die durch die Kindheit
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