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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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NACH MIR SCHAUEN? DER SCHLÜSSEL LIEGT UNTER DER MATTE.
    Sie runzelte die Stirn. Karen hätte doch auch anrufen können. Und was sollte der Umstand mit dem Schlüssel, war sie etwa zu schwach, um ihr die Tür zu öffnen?
    Josie wählte sofort ihre Nummer, aber es meldete sich nur die Mailbox. Nachdem sie eine Weile überlegt hatte, stand sie auf, ließ an der Schaufensterscheibe die Jalousie herunter, stellte die Musik ab und ging.
     
    Mit dem Fahrrad war sie in fünf Minuten in der Graefestraße. Die Haustür war unverschlossen. Josie stieg die Treppen hinauf, klingelte an Karens Tür und hob die Fußmatte an. Tatsächlich lag darunter der Wohnungsschlüssel. Da niemand auf ihr Läuten reagierte, schloss sie auf und trat ein.
    »Karen?«, rief sie.
    Sie ging durch den Flur und schaute ins Wohnzimmer. Da stand der Ledersessel, den ihre Freundin so sehr liebte, die Vorderseite war zum Fenster gerichtet. Sie trat näher, ihr war, als säße jemand darin, als ragte ein Kopf über die Rückenlehne hinaus. Aber etwas stimmte nicht mit dem Kopf, er war viel zu klein für einen Menschen, verschrumpelt, verkrustet, und er hatte eine seltsame Farbe.
    Sie trat noch näher heran.
    Und dann bemerkte sie, dass sie sich getäuscht hatte. Es war kein Kopf. Josie schrie leise auf. Abrupt drehte sie sich um und schaute zum Bücherregal. Auch hier befand sich diese gelbliche Masse. Sie war in einer Wellenlinie einmal über sämtliche Bücher gesprüht worden. Josie wankte zurück und stieß gegen den zweiten Sessel. Erschrocken fuhr sie herum. Die Sitzfläche war beschmiert, alles war voller eingetrocknetem Schaum.
    Sie schnappte nach Luft. Ihr Blick wanderte über die Wände. Auch dort klebte er und an der Kommode, in einer Ecke am Boden, über dem Lampenschirm, selbst auf dem Fernseher. Das ganze Zimmer war mit Bauschaum vollgesprüht.
    Ihr Herz hämmerte. Sie hatte Mühe zu atmen.
    »Karen!«, rief sie wieder.
    Zögerlich ging sie hinüber ins Schlafzimmer. Die Decke war vom Bett gerissen worden. Auf dem Laken befand sich ein riesiges, schaumverkrustetes Zeichen. Es hatte eine Art Dach, und darunter befanden sich drei Buchstaben: EEL.
    Josie schlug die Hände vors Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf etwas Funkelndes inmitten dieses Zeichens. Sie beugte sich vor und sah zwei Schlüssel an einem Ring. Auf einem kleinen schwarzen Anhänger stand »Keller« geschrieben.
    Für einen Moment war sie wie erstarrt. Das Blut schien in ihren Adern zu gefrieren. Endlich bekam sie wieder Luft. Sie sah sich selbst dabei zu, wie sie die Hand nach den Schlüsseln ausstreckte.
    Dann stürmte sie schreiend aus der Wohnung.
     
    Als langjähriger Empfänger von Hartz IV war Kasimir Platzeck zu der Überzeugung gelangt, dass man es sich auch ohne Arbeit schön machen konnte. Man brauchte nur eine sinnvolle Beschäftigung, mit der sich möglichst viel Zeit totschlagen ließ. Und wenn diese Beschäftigung zur Leidenschaft wurde, war man seiner Meinung nach auf dem besten Weg, ein glücklicher Mensch zu werden.
    Seine Passion galt dem Boulespiel, und so packte er auch an diesem Vormittag die Kugeln ein und verließ seine Junggesellenbude, um zu den anderen Spielern am Kanal zu gehen. Bei schönem Wetter fanden sich viele von ihnen auch schon vor dem Mittagessen ein, zumindest diejenigen unter ihnen, die nicht regelmäßig in Lohn und Brot standen.
    Doch kaum war Kasimir im Treppenhaus, stürzte ihm auch schon diese aufgeschreckte junge Frau entgegen. Sie hielt einen Schlüsselbund in der Hand und schien ihm etwas mitteilen zu wollen, dabei verhaspelte sie sich immerzu. Sosehr sich Kasimir auch Mühe gab, er konnte sie anfangs einfach nicht verstehen.
    Erst allmählich begriff er ihr Anliegen. Sie schien ihn bitten zu wollen, für sie in den Keller zu gehen, möglicherweise sei ihrer Freundin dort unten etwas Schreckliches zugestoßen, was genau, konnte sie ihm nicht sagen, dafür war sie viel zu verstört. Selbst auf intensives Nachfragen brachte sie lediglich die Worte »im Keller, im Keller« hervor.
    Kasimir war ein höflicher Mensch, und wenn ihn eine junge Frau um Hilfe bat, noch dazu in dieser Verfassung, konnte er es ihr nicht abschlagen. Also nahm er die beiden Schlüssel entgegen und folgte ihr. Auch auf dem Weg nach unten konnte sie sich ihm nicht verständlich machen. Das Einzige, was Kasimir begriff, war, dass sie schreckliche Angst davor hatte, allein in den Keller zu gehen.
    Er überlegte kurz, ob es nicht vielleicht besser wäre, die Polizei

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