Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Augen waren frei. Sie starrten Trojan an, aufgerissen, mit kleinen geplatzten Adern darin, die Pupillen geschwollen im Angesicht des Todes.
Ihm brach der Schweiß aus.
»Polyurethan?«, fragte er tonlos.
Semmler nickte. »Der Täter muss den Inhalt einiger Dosen auf sie eingesprüht haben.« Er schwieg einen Moment. »Sie hat lange gekämpft und ist schließlich daran erstickt.«
»Wie heißt sie?«
Max sagte leise in seinem Rücken: »Karen Scheffler, siebenundzwanzig Jahre alt, Studentin an der FU.«
»Wann ist es passiert?«, fragte er Semmler.
»Gestern Abend, schätzungsweise.«
»Ist sie gefesselt worden?«
Statt einer Antwort verrückte Semmler den Leichnam. Trojan erkannte das Kabel an den Handgelenken, die auf den Rücken verdrehten Arme. Die gesamte Hinterseite der Toten war vom Bauschaum nahezu unversehrt.
Er winkte Armin Krach zu sich heran. »Wie sieht es mit den Spuren aus?«
»So weit sind wir noch nicht, Nils, hab etwas Geduld.«
»Wenn der Kerl hier unten wie ein Irrer mit dem Zeug rumgesprüht hat, muss er doch auch irgendwo reingetreten sein.«
»Er scheint trotz allem äußerst vorsichtig zu Werke zu gehen.«
»Keine Fußspuren?«
Krach schüttelte den Kopf.
»Weiter«, sagte Trojan, »was ist mit dieser SMS, kann die überhaupt von der Geschädigten abgeschickt worden sein?«
»Mit Sicherheit nicht«, antwortete Kolpert, »die Freundin der Toten hat die Nachricht heute Vormittag erhalten, da war die Scheffler längst nicht mehr in der Lage, ihr Handy zu bedienen.«
»Also hat der Täter es wohl mitgehen lassen und selbst die SMS verfasst.«
Für einen Moment blickten sie sich alle wortlos an.
»Max«, sagte Trojan schließlich, »bring sofort die Mobilnummer in Erfahrung und veranlasse eine GPS-Ortung. Es ist zwar wenig wahrscheinlich, dass ihr Handy noch immer eingeschaltet ist, aber wir dürfen nichts unversucht lassen.«
»In Ordnung.« Kolpert machte sich auf den Weg.
»Wo ist Gerber?«
»Oben in der Wohnung«, sagte Stefanie.
»Okay, Vernehmung der Hausbewohner und der Angehörigen«, er schlug einmal mit der Faust in die offene Hand, »das übliche Prozedere, an die Arbeit, Leute!«
Sein nüchterner Tonfall, die knappen Befehle sollten ihm und seinen Kollegen helfen, das lähmende Entsetzen abzuschütteln. Sie mussten sich auf das Wesentliche konzentrieren.
»Haben wir wieder ein Zeichen an der Kellertür?«
Stefanie schüttelte den Kopf. »Aber in der Wohnung auf dem Bett ist etwas, das musst du dir unbedingt anschauen, Nils.«
Gerber empfing ihn in der Wohnung der Toten.
»Es ist gespenstisch«, sagte er nur.
Trojan betrachtete die Schaumspuren auf dem Bücherregal, den Möbeln, an den Wänden. Dann ging er hinüber ins Schlafzimmer und begutachtete die Schmiererei auf dem Laken.
Gerber folgte ihm. »Nach Aussage der Freundin der Toten lag der Kellerschlüssel inmitten dieses Zeichens.«
»Es ist dasselbe Zeichen wie beim Mordfall Frida König, da besteht doch kein Zweifel, Ronnie, oder?«
»Nein, aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das Buchstaben sein sollen.« Er deutete auf die zittrige Linie, die an zwei E und ein L erinnerten.
»Vielleicht hast du recht, es könnte auch eine andere Bedeutung haben. Wir müssen das abfotografieren und durch die Datenbank schicken.«
Gerber nickte.
Und dann fragte Trojan: »Wie ist der Name der Freundin, die die SMS erhalten hat?«
»Josephin Maurer«, antwortete Ronnie.
Trojan starrte ihn an.
»Sag das noch mal.«
»Maurer, Josephin.«
»Wo ist sie?«, fragte er heiser.
»In einer Nachbarwohnung, ein Stockwerk höher. Eine Ärztin kümmert sich um sie. Sie steht unter Schock.«
»Mach du hier unten weiter, ich versuch mit ihr zu sprechen.«
»In Ordnung«, sagte Gerber.
Trojan verließ die Wohnung und stieg in den vierten Stock hinauf. An der Tür empfing ihn eine verschreckt aussehende Frau mittleren Alters, er zeigte ihr seinen Dienstausweis.
»Das arme Mädchen«, sagte sie. »Wir haben sie bei mir auf das Sofa gelegt. Kommen Sie mit.«
Sie führte ihn ins Wohnzimmer. Eine Ärztin saß bei Josephin Maurer und kontrollierte ihren Blutdruck.
»Ist sie vernehmungsfähig?«, fragte Trojan leise.
Die Ärztin wollte gerade den Kopf schütteln, als Josephin die Augen öffnete. »Herr Kommissar«, flüsterte sie, »ich wollte Sie doch längst anrufen.«
Trojan bat die beiden anderen Frauen, sie für einen Moment allein zu lassen. Nachdem sie gegangen waren, zog er einen Stuhl heran und setzte
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