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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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drang das Stimmengewirr der Nachtschwärmer herein, ihr Gelächter, der Motorenlärm. Es war zu stickig in der Stadt, an Schlaf nicht zu denken.
    »Wie geht es dir?«
    Sie antwortete nicht.
    Schließlich fragte sie: »Glaubst du, es ist richtig, dass wir uns duzen?«
    »Warum denn nicht?«
    »Du bist mein Patient, Nils.«
    »Bin ich das wirklich noch?«
    »Wir sollten um diese Zeit nicht miteinander telefonieren. Nicht privat.«
    Er drückte den Hörer an das andere Ohr. Es war ein Fehler, er hätte nicht anrufen sollen, nicht um diese Zeit und nicht in seinem Zustand.
    »Es ist deine Entscheidung«, sagte sie, »aber vergiss nicht, wir haben gerade erst angefangen.«
    Ja, dachte er, etwas hatte angefangen in seinem Leben. Endlich ein Neubeginn, wenn auch nur eine Ahnung davon. Wie sollte er unter diesen Umständen ihr Patient sein.
    »Es ist nicht richtig«, sagte sie. »Etwas vermischt sich. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Wir haben uns gegenseitig das Leben gerettet.«
    »Und gerade deshalb vermischt sich etwas. Wir müssen das klären.«
    Er schwieg, hörte ihr dabei zu, wie sie in den Hörer atmete.
    »Es ist mein Beruf, anderen zu helfen. Aber dazu gehört Distanz, und diese Distanz ist nicht mehr gewahrt, weil –.«
    »Jana.«
    »Bitte lass mich ausreden.«
    »Verzeih.«
    Sie seufzte. »Es ist auch für mich nicht einfach.«
    »Ich weiß. Du hast Schreckliches durchgemacht. Wie kommst du zurecht?«
    Wieder antwortete sie lange nicht.
    Dann sagte sie leise: »Es gibt auch für uns Therapeuten professionelle Hilfe.«
    »Verstehe. Das ist gut. Es ist gut, wenn du es irgendwie loswerden kannst.«
    »Ein Vorschlag: Wir sehen uns morgen in meiner Praxis. Es ist ein regulärer Termin. Und wir treffen eine Entscheidung. Entweder bin ich deine Therapeutin – aber was sage ich –, entweder wir setzen die Therapie fort, und Sie sind wieder Herr Trojan für mich, oder –.«
    »Oder was?«
    Er lauschte ihrem Atem.
    »Wir müssen es klären«, sagte sie kaum hörbar.
    Das Polaroid lag in der Ecke am Boden, wo er es hingeworfen hatte. Er wollte es nicht mehr anschauen, aber es zog seine Blicke beharrlich auf sich.
    »Hast du noch immer Angst?«, fragte er.
    Sie holte tief Luft. Ihre Stimme war mit einem Mal verändert, kalt.
    »Wovor sollte ich Angst haben? Dass der Federmann zurückkommt, weil ihr seine Leiche nicht gefunden habt?«
    Der Federmann. Sie brauchte den Namen dieses Serienmörders, den er im letzten Frühjahr gejagt hatte, nur auszusprechen, schon krampfte sich sein Magen zusammen, und sein Puls beschleunigte sich.
    »Es tut mir so leid, Jana. Alles, was geschehen ist, tut mir so leid.«
    Ihre Antwort kam mit Verzögerung. »Sie können nichts dafür, Hauptkommissar Trojan. Es ist nicht Ihre Schuld.«
    Unwillkürlich begann er zu frösteln, trotz der Wärme in seinem Schlafzimmer.
    »Morgen Abend, okay? Passt es um sieben? In den neuen Praxisräumen.«
    »Ja, in Ordnung«, sagte er.
    »Also bis dann.«
    »Bis dann.«
    Er drückte die rote Taste. Ließ die Minuten verstreichen, lag reglos da. Schließlich stand er auf und holte sich noch ein Bier aus der Küche.
    Es war bereits weit nach Mitternacht, als er sich wieder ins Bett legte. Das Polaroid hatte er wahllos zwischen zwei Bücher ins Regal gestopft. Er hoffte, es schnell wieder vergessen zu können.
    Doch bis zum Morgengrauen war ihm, als starrten ihn die beiden Menschen auf dem Foto unablässig an.
     
    Nur Karens Mailbox meldete sich. Sie war zu aufgeregt, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen.
    Sie lief hektisch in ihrer Wohnung hin und her. Dann griff sie erneut zum Telefon und wählte Milans Nummer.
    »Wo bist du?«, fragte sie atemlos.
    »Schon zu Hause. Was ist los?«
    Sie wollte es ihm sagen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    »Irgendwas passiert?«
    Wenn doch jetzt nur Karen bei ihr wäre.
    Schließlich stieß sie hervor: »Er hat mich angerufen!«
    »Wer?«
    »Er.«
    Ihre Knie zitterten, sie kam nicht dagegen an.
    Milan schwieg.
    Als er sie endlich zu beschwichtigen versuchte, bemerkte sie eine leichte Überheblichkeit in seinem Tonfall. Schlimmer noch, ihr kam es beinahe vor, als machte er sich lustig über sie. Nein, das konnte doch nicht sein, vielleicht war sie einfach zu aufgewühlt, vielleicht wurde sie schon langsam paranoid.
    »Er kann dich nicht angerufen haben. Er ist tot, Josie. Verstehst du denn nicht: Es ist vorbei.«
    »Aber es war seine Stimme.«
    »Er ist tot«, sagte er noch einmal.
    Sollte sie sich geirrt haben?

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