Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Laptop schrieb, er vermutete einen Eintrag in seine Patientenakte.
Er sah sich um. Es war die gleiche Einrichtung, die Sessel, der kleine Tisch dazwischen, die Box mit den Taschentüchern darauf und die digitale Uhr, die Rückseite zu ihm gewandt.
Sie klappte den Laptop zu, stand auf und strich ihren Rock glatt, alles wie immer. Dann setzte sie sich ihm gegenüber.
Nach einer längeren Pause sagte sie: »Also, vielleicht ist das unsere letzte Sitzung heute.«
Trojan schwieg. Er wusste ihr Lächeln nicht zu deuten. Die letzte Stunde, dachte er. Es war ja nicht einmal eine volle Stunde, gerade mal fünfzig Minuten.
Es war ihm wichtig hierherzukommen. Er wollte es nicht missen, vor ihr zu sitzen, ihr alles erzählen zu dürfen. Er war noch nicht lange bei ihr in Behandlung, aber es half. Andererseits verspürte er auch das dringende Bedürfnis, sie privat zu treffen, doch er wusste, dass Jana die Distanz wahren musste.
Jana. Er durfte sie so nicht nennen. Sie war Frau Michels, und es war ihr Beruf, anderen zu helfen.
Er suchte ihren Blick.
Unter ihren Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet. Was hatte sie nur alles durchmachen müssen in letzter Zeit. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, doch auch das durfte er nicht.
Sie lächelte ihm zu, wartete darauf, dass er zu sprechen begann.
Aber er konnte nicht. In seinem Kopf war Leere.
»Firma Piekowski, guten Abend. Unten im Keller ist ein Rohr geplatzt, direkt über Ihren Sachen.«
Frida stemmte die Hände in die Hüften. Der Kerl im Blaumann hielt den Blick gesenkt. Sie überlegte, ob sie sein Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hatte, aber das könnte auch täuschen, es war ein Allerweltsgesicht, unauffällig.
»Sollten Sie sich mal anschauen wegen der Versicherung«, murmelte er.
Scheiße, dachte sie, sie hatte wirklich ziemlich viel Kram in ihrem Keller, nicht unbedingt wertvoll, aber darunter war einiges, an dem sie noch hing.
»Wo ist der Hausmeister?«, fragte sie.
»Der Hausmeister?«
Er hob kurz den Blick.
»Ist schon unten«, sagte er und schaute wieder auf ihre nackten Füße.
Sie schwieg.
»Ist ein Abwasserrohr.«
»Scheiße«, sagte sie.
»Im wahrsten Sinne.« Er lächelte nicht.
Sie ließ die Luft zwischen den Vorderzähnen entweichen.
»Steht alles unter Wasser. Alles in dieser Brühe, Sie wissen schon.«
Etwas irritierte sie an seinem Auftreten, doch sie wusste nicht, was.
»Wenn Sie mal mitkommen würden. Wie gesagt, ist wegen der Versicherung.«
Frida König zog einen Flunsch. Schließlich schlüpfte sie in ihre Flipflops und nahm den Schlüsselbund vom Haken.
»Gehen wir«, sagte sie.
»Haben Sie noch immer Panikattacken, Herr Trojan?«
Herr Trojan. Wie fremd sich das anhörte.
Er knetete seine Hände durch. Als er bemerkte, dass sie es beobachtete, ließ er es bleiben.
»Haben Sie noch immer Angst?«
Er stieß die Luft aus.
»Erzählen Sie mir davon.«
»Wir haben uns geduzt, Jana.«
Sie seufzte. »Ich weiß. Aber das war eine ganze andere Situation.«
»War es denn verkehrt?«
»Ich denke, dass es in dieser Situation nur folgerichtig war. Wir – wir waren –.«
» – in großer Gefahr.«
»Ja, es –.«
Sie brach ab.
Dann sagte sie leise: »Nutzen Sie diese Stunde, vielleicht sind Sie danach befreit. Sie gehen hier raus, und wir treffen uns mal auf einen Kaffee. Ganz privat, so wie Sie sich das wünschen.«
Klingt ja sehr pragmatisch, dachte er. Wo blieben da ihre Gefühle? Wollte sie es überhaupt?
Er machte sich doch nur lächerlich vor ihr.
»Ich weiß nicht.«
»Ihre Krankenversicherung und die Beamtenbeihilfe erstatten Ihnen die Kosten. Die Stunde steht Ihnen zu.«
»Die Krankenversicherung ist mir egal.«
»Entscheiden Sie am Ende, wie es weitergehen soll. Nehmen Sie sich die Zeit dafür.«
Er sah sie an. Ihr blondes Haar schien zu leuchten. In ihren Augen war das grünblaue Funkeln, von dem er manchmal träumte.
»Was ist mit dir, Jana? Möchtest du denn, dass wir weitermachen?«
Ihr Blick ruhte auf ihm.
»So funktioniert das nicht. Lassen Sie meine Person einfach mal aus dem Spiel. Entscheiden Sie für sich selbst.«
»Aber es ist letztlich unsere gemeinsame Entscheidung.«
»Es geht hier um Ihre Ängste, deswegen haben Sie mich doch ursprünglich aufgesucht. Sie haben mir gesagt, Sie würden befürchten, in Ihrem Beruf nicht mehr bestehen zu können.«
Er wiegte den Kopf. Ihm war, als würde sie sich immer weiter von ihm entfernen.
Und dann hörte er sich selbst
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