Die Qualen der Sophora
erste Schub der Heilung war
vorbei und die Angst auch. Wendy sah in den Spiegel. Die Narben waren immer
noch zu sehen. Leicht rosa und fleckig, als hätte sie sich vor ein paar Tagen
verbrüht. Wendy wusste, dass sie ganz vergessen sein würden, wenn sie noch ein
bisschen mehr von seinem Blut trank. Ihre Visionen waren wahr. Nichts davon war
falsch gewesen. Er war für sie bestimmt und so würde es immer sein.
„Ich liebe dich so sehr. Du kannst dir gar nicht
vorstellen, was du mir bedeutest.“
Liebevoll strich sie über Ash' Unterarme und gestattete sich den ersten
erleichterten, tiefen Atemzug, der ihr Herz stolpern und bis zum Hals klopfen
ließ.
Ash war noch nie im Leben so erleichtert gewesen. Er drückte
Wendy ganz fest an sich, als er erneute Tränen auf seiner nackten Haut spürte.
Er musste selbst blinzeln, sonst wären seine Augen doch noch übergelaufen. Es
gab keinen Grund für Tränen. Die Götter oder wer auch immer hatten ihnen ein
unglaubliches Geschenk gemacht. Und dass sein Blut das möglich machen konnte,
erfüllte ihn mit Stolz und Liebe für seine Frau. Das war ein viel besseres
Geschenk als jeder Schmuck, den er ihr aus der Familienschatzkammer hätte
aussuchen können. Und das Beste daran war, dass er der einzige war, der ihr das
hatte ermöglichen können. Der Gedanke mochte selbstsüchtig sein, aber er wollte
seine Frau unter allen Umständen glücklich machen.
„Nein, das kann ich nicht… Noch nicht! Aber unser
gemeinsames Leben wird es mir zeigen, Awendela. Jeden Tag aufs Neue.“ Ihre
überwältigenden Gefühle füreinander würden mit Inhalten gefüllt werden. Sie
würden sich niemals leer oder allein gelassen fühlen. Oder sich verzweifelt
danach sehnen, endlich Erfüllung in einer wahren Partnerschaft zu finden.
Er strich ihr liebevoll ein paar Strähnen aus dem erhitzten Gesicht, das noch
nicht ganz verheilt war. Und dennoch hatte er nie etwas Schöneres gesehen als
den Unglauben in ihren Augen, der sich in bald nicht mehr dort widerspiegeln
würde.
Oh Gott...nicht schon wieder ...
Sie hatte vergessen, die Male an seinem Hals zu schließen. Mittlerweile waren
diese zwar durch seine eigenen Selbstheilungskräfte verschlossen, doch das
kleine Rinnsal von Blut war deutlich sichtbar seinen Hals entlang bis zur Mitte
seiner Brust gelaufen und stieg ihr schon wieder so verführerisch, dass erneut
Hitze in ihr aufstieg, gegen die sich Wendy nicht wehren konnte und wollte. Wie
ein Hai, der die Witterung seiner Beute aufnahm und gezielt mit einer Attacke
darauf zu reagieren gedachte. Plötzlich wurde ihr sehr bewusst, dass er nackt
hinter ihr stand und ihre Augen blitzten in dem Moment feurig auf, als ein
berechnendes Lächeln auf ihren roten Lippen erschien und noch mehr Hitze ihrem
Körper befahl, sich aus seinen Armen zu winden.
Sie mochte nicht die richtigen Worte finden, die ihre Liebe zu ihm ausdrückten,
aber vielleicht konnte sie sich ihm trotz ihrer Unerfahrenheit doch mit Gesten
verständlich machen, die sowohl ihm als auch ihr gefallen konnten.
Ash erwiderte ihren hungrigen Blick mit einem
sardonischen Lächeln, weil ihm klar wurde, dass sie noch mehr Blut brauchen
würde, um die Heilung vollkommen zu machen. Ein guter Grund, jede Zurückhaltung
zu vergessen.
Sie sollte niemals wieder an ihrer tiefgehenden Verbindung zweifeln, die
besonders und gesegnet war. Sie musste nicht nur ihn besser kennen lernen
sondern auch sich selbst. Viel zu lange hatte sie ihre Natur verleugnet und er
würde sich gerne als Versuchsobjekt zur Verfügung stellen.
Bevor sie sich ihm komplett entziehen konnte, hatte er sie um die Taille
gepackt und mit Leichtigkeit auf den kühlen Marmor zwischen die beiden
Waschbecken gesetzt, so dass er zwischen ihren gegrätschten Beinen zum Stehen
kam und sein Hals sich nun in der perfekten Höhe befand. Er wusste genau, was
ihr gerade durch den Kopf ging, da sein eigener Körper einen
unmissverständlichen Duft aussonderte, der nun einen Hauch Zitronengras
enthielt. Eine perfekte Mischung, wie auch sein Anteil an ihrem Duft. Das würde
jedem eine eindeutige Warnung zu kommen lassen, der seiner Frau ungebührlich zu
nahe kommen wollte. Sie gehörte ihm und zwar mit Haut und Haaren!
„Warte nicht länger, marita !
Deine Zurückhaltung quält mich und weckt die Bestie in mir… Noch ein paar
Sekunden und du wirst es mit einem hungrigen Tiger zu tun bekommen. Komm… Es
wird nichts Schlimmes passieren! Wir sind füreinander bestimmt…“ Sein
Weitere Kostenlose Bücher