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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Er
brauchte eine starke, beständige Frau. Sie war nicht stark, sie hatte keine
wilde Seite und sie wünschte sich zum wiederholten Mal, einfach weiter gegessen
zu haben, statt auf seine Seite zu kommen und von ihm zu trinken. Schönheit
spielte sicher eine Rolle, aber im Vergleich zum Blut und der Bestimmung keine
besonders Große.
     
    Ash trug sie mühelos und stellte seine Frau im
großzügigen Bad vorsichtig auf ihren Füße ab, ohne ihr Gelegenheit zur Flucht
zu geben. Er umfasste zärtlich ihr glühendes Gesicht, das von neuen Tränen
überströmt war.
„Awendela… Du bist die schönste Frau, die ich kenne! Du weißt hoffentlich, dass
die Narben dich in meinen Augen niemals entstellt haben. Für mich waren sie nur
ein Beweis dafür, wie stark du bist. Du hast nie darüber gesprochen, wie du sie
empfindest, doch ich kann mir vorstellen, dass sie Grund für Unsicherheiten
waren. Und nur deshalb bin ich glücklich für dich! Für mich macht es keinen
Unterschied. Ich will einfach, dass du das weißt. Ich liebe dich! Und ich werde
dich immer lieben! Hab keine Angst vor deiner wilden Seite, sie gehört zu dir
und auch zu mir. Wir werden lernen, uns einander anzunähern. Aber nichts und
niemand kann uns mehr trennen! Sieh selbst…“
    Ash ließ ihr Gesicht los und drehte sie an den
Schultern zum antiken Spiegel um, der die gesamte Wand über den Waschbecken
einnahm. Er blieb hinter ihr stehen und ließ ihr Zeit, die beinahe vollkommene
Veränderung mit eigenen Augen in sich aufzunehmen. Sie hatte es zuerst durch
ihre Gegenwehr schlimmer gemacht, aber nun waren die Striemen, die ihr Nägel
zurückgelassen hatten, schon längst verblasst.
Alte Wunden… Davon war nun nur noch ein blassrosa Schatten zu sehen, der sich
sekündlich weiter zu regenerieren schien. Sein Blut hatte ihr Heilung von den
Malen geschenkt, die sie bis zum heutigen Tag an Winstons Untaten erinnert
hatten. Sein Gesicht wollte sich betroffen verziehen, doch er ließ es nicht zu,
damit Wendy nicht sah, wie sehr er gerade bedauerte, ihr nicht schon früher
sein Blut angeboten zu haben. Er hätte auf Nathan pfeifen sollen, aber sein
Ehrgefühl gründete eben nicht auf Rücksicht auf ihren Vater. Dabei hatte er
immer nur an sie gedacht.
    „Ich hoffe, dass die Schmerzen dir Erlösung gebracht
haben, Wendy“, flüsterte er in ihr Haar und suchte ihren Blick im Spiegel,
damit sie selbst sehen konnte, dass alles in Ordnung war.
Die Narben waren ihm zwar ein Dorn im Auge gewesen, aber nur weil er sich
selbst dann immer daran erinnert gefühlt hatte, zu spät zu ihrer Rettung
gekommen zu sein. Ihr Aussehen war und blieb perfekt, weil es durch ihren
wundervollen Charakter unterstrichen wurde, der ihn erst zu einem Ganzen
machte.
     
    Ash würde sie immer lieben. Wenn er nicht weiter
gesprochen hätte, dann wäre sie fast von einem Abschied ausgegangen. Doch er
ließ ihr Gesicht los, drehte sie in Richtung des großen Spiegels, dem sie seit
ihrer Ankunft nicht einen Blick geschenkt hatte und ließ sie das sehen, was er
sah.
    „Mein Gesicht! – Oh mein Gott!“ Wendy erschrak heftig,
als ihr bewusst wurde, warum sie so heftige Schmerzen erlitten hatte und
taumelte rückwärts gegen Ash, der ihr wiederholt Halt gab und ihr zuflüsterte,
hoffentlich erlöst worden zu sein. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
Sprachlos stand sie an ihn gelehnt und starrte weiterhin in den Spiegel, um
dabei zuzusehen, wie sich die weißen Narben, die das Rasiermesser und das
salzige Gold auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten, sehr langsam aber stetig
zurückbildeten.
    „Das warst du...du in mir...“, flüsterte sie kaum
hörbar, weil sie fürchtete, jedes laute Wort, dass sie sprach, könnte diese
Magie, diese Liebe zu ihm, die sie gerade überwältigte und den schlimmen
Schmerz in einen Süßen verwandelte, rückgängig machen.
    Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel und das
Bedürfnis, sich vor Ash zu verstecken war fort. Er schlang beide Arme um sie
und Wendy gab jeden eben noch verspürten Widerstand auf, um sich an ihn zu
schmiegen. Erneut quollen Tränen aus ihren Augen, während sie ihr Gesicht an
seinem breiten Bizeps barg. Ash behielt Recht. Diesmal weinte Wendy vor Freude.
Das Gefühl der Liebe und Dankbarkeit ihm gegenüber war überwältigend. Immer
noch fehlten ihr die Worte, die das ausdrückten, was sie gerade empfand und so
drückte sie einfach nur mit ihren Lippen einen Kuss auf den Berg aus Muskeln.
Das Brennen unter der Haut ließ langsam nach. Der

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