Die Quelle
machen.“
„Stella. Ihr Name war Stella. Sie war ein Kind der
Quelle, kein Bote… und sie hat nicht versagt. Sie hat uns gerettet.“
Etwas stimmte mit diesem Serfaj nicht. Er war zweifellos
arrogant und er wirkte unehrlich. Sihldan hatte während seines Lebens
viele solcher Menschen getroffen, doch noch keinen davon in Ker-Deijas.
Seltsam. War es die fremde Welt die sein Charakter verdorben hatte?
„Ich wollte nicht beleidigend klingen, verzeih mir. Es
fällt mir noch schwer mich hier wieder anzupassen. Außerdem… Na, ja…
Das Leben, das sie in dieser anderen Welt geführt hat, ließ absolut
nichts von einer weisen Seele erkennen… Zu meiner Frage, Sihldan: Um das Tor
zur Quelle zu eröffnen, müssen ein Mensch, ein Gott und ein Kind der
Quelle auf drei Ebenen gleichzeitig Lebensenergie in den Knotenpunkt
fließen lassen… Also in den See. Balderia oder Iridien würden dies
auf ihrer Ebene können und so viel ich weiß, wollen sie es auch… Mit
Hilfe der Götter könnte ich genug Energie aufrufen, um meine Aufgabe
zu erledigen. Aber ein Kind der Quelle kann nicht gerufen werden.“
„Und was habe ich damit zu tun? Ich kenne mich mit
Hexerei nicht aus.“
„Du bist mit einem Kind der Quelle befreundet. Es
heißt, es hat dir… Stella hat dir vertraut. Hat sie dir verraten, wie sie
gerufen werden kann?“
„Das wisst ihr doch am Besten! Ist es euch nicht schon
einmal gelungen?“
„Durch eine wochenlange Zeremonie, die uns aber ohne die
Macht der Quelle nicht gelingen kann.“
Sihldan mochte diesen Mann zwar nicht, doch Instinkt
hatte er wahrlich. Ja, Sihldan wusste die Antwort, doch er durfte sie nicht
verraten und ohnehin, hätte er sie einem wie Serfaj niemals etwas
anvertraut. Die Gelegenheit konnte er jedoch nutzen, um ihn ein wenig zu
verspotten, das wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. Sihldan holte
eine Kette hervor, die er unter seiner Tunika trug und öffnete sie. Er
ließ die beiden Medaillons, die daran hingen, in seine Hand gleiten und
übergab eines davon an Serfaj. Angewidert sah Serfaj auf Anthalions
Symbol, das in fein ziseliertem Gold nun in seiner Hand lag.
„Was soll ich damit?“
„Beten. Zu Anthalion. Vielleicht erhört er dich ja
und kommt in diese Welt zurück. Das ist es ja offenbar, was du
möchtest. Hast du schon vergessen, dass er und Stella jetzt zu einer
einzigen Seele verschmolzen sind? Willst du sie rufen, rufst du gleichzeitig
deinen Feind. Wer von beiden, glaubst du, bestimmt jetzt ihre Handlungsweise?
Selbst wenn es Stella sein könnte, wollt ihr sie wirklich erneut mit euren
Bitten belasten? Hat sie nicht schon genug damit zu tun, Anthalion in sich
aufzunehmen? Ich weiß ja nichts über Hexerei, aber ich würde
Stella in Ruhe lassen. Wenn ihr ein Kind der Quelle braucht, dann findet ein
anderes.“ Sihldan wandte sich demonstrativ Galtiria zu, mit Serfaj war er
fertig. „Kriegerin, ich wünsche dir und Esseldan gute Heimkehr.“
„Ich danke dir, Sihldan. Das wünsche ich dir und
deinen Kriegern ebenfalls. Ich hoffe, ihr besucht uns in Ker-Deijas. Ich werde
euch wissen lassen, wann wir wieder Gäste gebührlich empfangen
können.“
Serfaj bemühte sich nicht um Höflichkeit. Er
hatte Sihldans Worte und letzte Geste anscheinend verstanden und folglich
fühlte er sich zu Recht beleidigt. Er wandte sich ab und ging in die
Richtung seines Pferdes, dicht von Galtiria gefolgt. Esseldan verabschiedete
sich nur per Kopfnicken aus der Ferne. Er würde die Nomadensitten
anscheinend nie verstehen, doch Sihldan fühlte sich von ihm nicht
beleidigt, wusste er doch, wie Esseldan war. Galtiria und er hievten Serfaj
gemeinsam auf sein Pferd. Sihldan lächelte, als er beide nebeneinander
stehen sah. Sie war eine Kriegerin, was sie in Sihldans Augen unattraktiv
machte, doch er hatte gesehen, wie die Männer vom Volk der Wächter
sie ansahen. Mehr als einer von ihnen begehrte sie. Esseldan hatte wahrlich
Glück, ihr Herz gewonnen zu haben. Statt jedoch stolz über seine
Eroberung zu zeigen, schien er in ihrer Nähe stets ein wenig verlegen zu
sein. Wie viel das Volk der Wächter zu lernen hatte! Dennoch konnte sich
Sihldan nicht vorstellen, dass allein dies Stella dazu gebracht hatte, ihnen zu
misstrauen…
Sihldan sah ihnen nach, wie sie in den Wald verschwanden
und er wandte sich schließlich dem See zu. Nicht das Volk der
Wächter war, was jetzt zählte. Er fühlte die Schwerter… Er
fühlte wie ihre Energie nach ihm rief, als brauchten sie ihn, um
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