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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Geschwister standen sich zu nah, als dass sie ihm je etwas missgönnt hätte. Bei der Schlacht zwischen ihren beiden Völkern vor sechs Jahren, als die Wikinger in Wessex eingefallen waren, hatte Kristen gezeigt, dass sie für ihren Bruder sogar ihr Leben riskieren würde. Damals hatte sie geglaubt, Royces Cousin Alden habe Selig getötet, und sich daraufhin todesmutig auf ihn gestürzt, um den vermeintlichen Tod des Bruders zu rächen. Es war eine Zeit, an die Royce nicht gern zurückdachte. Um ein Haar hätte er damals den Tod der Gefangenen, die seine Männer an jenem Tag gemacht hatten, angeordnet und dann seine große Liebe für immer verloren. Denn seine Gattin war eine der Gefangenen gewesen, wiewohl sie sich mit Hilfe ihrer Gefährten als Knabe verkleidet hatte. Und die Tarnung wäre unentdeckt geblieben, denn sie war so groß wie ihre Männer und damit größer als die meisten seiner Leute. Nein, es war die Unachtsamkeit ihrer eigenen Männer gewesen, die die Wahrheit an dem Tag, als Royce sie auspeitschen ließ, ans Licht gebracht hatte, denn sie hatten sie wie eine Frau behandelt, sie abgeschirmt, beschützt und verteidigt.
    Nach dem Auspeitschen hatte Royce sie von ihren Wikinge rn getrennt und in seine Halle gebracht. Er hatte sie für die Hure der Wikinger gehalten, da er sich ihre Anwesenheit nicht anders erklären konnte. Und sie hatte ihn in dem Glauben gelassen, sich darüber amüsiert, und ihn mit ihrer verwegenen Kühnheit, die ihm bei einer Frau noch nie begegnet war, sofort in ihren Bann gezogen. Wäre sie anders gewesen, hätte er ihr trotz ihrer Schönheit und der Faszination, die sie auf ihn ausübte, widerstehen können denn er hasst e sämtliche Wikinger aus tiefstem Herzen.
    Er führte zwar bereits seit fünfzehn Jahren Krieg gegen die Wikinger, doch sein Haß war erst vor elf Jahren wirklich ausgebrochen. Hilflos an eine Wand gespießt, hatte er damals unter unsäglichen Qualen mitanschauen müssen, wie dänische Wikinger seinen Vater und seinen einzigen Bruder getötet und seine Verlobte geschändet und umgebracht hatten. Inmitten der Leichen seiner Liebsten hatte man ihn zum Sterben zurückgelassen, und er wäre auch gestorben, hätten sich die Dänen nicht zur Plünderung des landeinwärts gelegenen Jurro-Klosters aufgemacht und dadurch den Überlebenden unter seinen Dienstboten Gelegenheit gegeben, ihm zu Hilfe zu eilen.
    O ja, Royce hatte guten Grund, die Wikinger zu verabscheuen. Und trotzdem hatte er sich in eine ihrer Frauen verliebt und war deswegen sogar ihrer Familie gegenüber nachsichtig. Die ganze Sippe reiste von Zeit zu Zeit mit ihren Langschiffen an. Kristens Bruder Selig war hingegen ein häufigerer Gast und hatte nun schon drei der letzten sechs Jahre bei ihnen in Wessex verbracht.
    Im ersten Jahr ihrer Ehe war Selig nur geblieben, um sich zu versichern, dass seine Schwester in ihrem neuen Heim angemessen behandelt würde. Er blieb damals den ganzen Winter über, kehrte allerdings im Sommer mit seinen Eltern, die zu Besuch gekommen waren, wieder in die Heimat zurück. In den darauffolgenden Jahren kamen die Eltern zwar nicht mehr jeden Sommer nach Wessex, dafür aber Selig mit einem eigenen neuen Schiff (das erste hatte Royce nach der Schlacht verbrannt) und für gewöhnlich mit einem oder beiden jüngeren Brüdern im Schlepptau.
    Am Nebentisch saß der fünfjährige Alfred und ahmte an seinem kurzen Holzschwert dieselben Schleifbewegungen nach, wie er sie bei einem der Männer beobachtete, der allerdings ein echtes Schwert bearbeitete. Als er seinen Onkel bemerkte, rannte er los, um ihn zu begrüßen. Lachend packte Selig seinen Neffen und schleuderte ihn gute sechs Fuß, bis knapp unter die Decke, in die Luft. Aufstöhnend schloss Kristen die Augen, doch die fröhlichen Quietscher ihres Sohnes verrieten ihr, dass er wieder sicher in Seligs Armen gelandet war. Als sie die Augen öffnete, sah sie denn auch, wie ihr Sohn auf Seligs breiten Schultern zu ihr und Royce zurückgebracht wurde.
    Auf Kristens Schoß saß die dreijährige Thora, die nun die Ärmchen nach ihrem Onkel ausstreckte, um in denselben Genuss wie zuvor ihr Bruder zu gelangen. Doch als Selig nach Thora griff, schlug Kristen seine Hände beiseite und zischte: »Nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Selig lachte nur über die Warnung, schob ihre Hände weg und packte seine Nichte. Doch er warf sie nicht in die Luft. Er hielt sie in die Höhe und schmatzte auf ihre weiche Babywange einen lauten Kuß, der,

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