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Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin

Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin

Titel: Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Knapp zwei Stunden später hatte Diane den Morris aus Manhattans Verkehrschaos gesteuert, hatte durch den Lincoln-Tunnel die andere Flußseite erreicht, war durch Jersey gefahren, dessen Straßen kaum weniger verstopft waren als die von New York, und durchfuhr jetzt auf gelockerte Vorortsiedlungen und Villenbezirke, in denen nichts mehr die Nähe der Riesenstadt verriet. Sie war niemals vorher in dieser Gegend gewesen. Je mehr sie sich Englewood näherte, desto größer waren die durch Hecken und Mauern geschützten Grundstücke, desto menschenleerer die Straßen, desto seltener andere Fahrzeuge. Als sie einen jungen Mann auf einem Motorrad erblickte, setzte sie den Morris neben ihn, kurbelte das Seitenfenster herunter und rief: »Hallo! Können Sie mir den Weg zur Flinter-Villa zeigen?«
    Der Mann wandte den Kopf. Bei Dianes Anblick zog er die Augenbrauen hoch und stieß einen Pfiff aus. »Hallo! Sind Sie ein Filmstar? Sie sehen so aus! Nein — viel besser!«
    »Ich hatte heute reichlich Marmelade zum Frühstück!« rief Diane. »Mein Bedarf an Süßigkeiten ist gedeckt! Kennen Sie den Weg zur Flinter-Villa?«
    »Was will ein hübsches Mädchen Ihres Schlages bei der alten Millionen-Schreckschraube?«
    Diane zuckte die Achseln und trat den Gashebel durch. Der Morris zog davon. Ein paar Sekunden später tauchte der junge Mann auf dem Motorrad neben ihr auf der Fahrerseite auf und machte ihr heftige Zeichen, das Fenster herunterzukurbeln. Sie tat es, verminderte aber nicht die Geschwindigkeit. Morris und Motorrad schossen mit knapp vierzig Stundenmeilen über die Straße.
    »Wenn ich Ihnen den Weg zeige, werden Sie dann eine Einladung von mir annehmen?« schrie er.
    »Ich lasse mich nicht erpressen«, lachte Diane und holte noch ein paar Meilen aus ihrem Schlitten heraus. Der junge Mann konnte mit der schweren Maschine das Tempo mühelos halten. »Darf ich Sie wenigstens einmal anrufen?«
    »Ich kann niemanden daran hindern, der einen Dime, für den Apparat hat.«
    »Die Nummer!« schrie er. »Soll ich sämtliche Anschlüsse der Vereinigten Staaten abtelefonieren?«
    »Zur Zeit New York Fairday 5-4646!« Sie nannte die Nummer des Apparates in ihrem New Yorker Apartment. Sie hatte die Wohnung bereits gekündigt und würde nach ihrem Job in Englewood nur noch zurückgehen, um ihre Koffer zu packen. Der hartnäckige Motorradjüngling mochte Verabredungen mit ihrer Nachfolgerin treffen.
    Er fischte einen Filzschreiber aus der Brusttasche seines Lumberjacks, zog, immer noch bei rund vierzig Stundenmeilen, die Hülle mit den Zähnen ab und schrieb die Nummer groß auf das Tankblech. Diane lächelte über sein Imponiergehabe.
    »Jetzt nehmen Sie das Gas weg!« schrie er. »Nächste Straße links!«
    Mit elegantem Schwung setzte er seine Maschine vor den Morris, winkte mit dem linken Arm und bog ein. Diane folgte ihm. Die Geschwindigkeit sank auf knapp zwanzig Meilen. Der Jüngling drehte sich um und lächelte seiner vermeintlichen Eroberung zu. Er winkte nach rechts ab. Die Straße war schmal und führte durch ein Waldstück. Dianes Führer hob den Arm zum Zeichen, langsamer zu fahren, denn eine Baustelle engte die Fahrbahn ein. Diane sah rotweiße Warn- und Spexrschilder, hinter denen ein Räumbagger arbeitete. Ein Mann in einem Overall winkte mit einer roten Warnflagge. Diane stieg auf die Bremse und ließ den Morris langsam auf die Engstelle zurollen. Als sie den Mann mit der Warnflagge passierte, warf sie ihm einen flüchtigen Blick zu. Der Mann ließ in derselben Sekunde die Flagge sinken, so daß sie sein Gesicht erkennen konnte. Sie sah es an diesem Tage zum drittenmal.
    Bevor sie einen Entschluß fassen konnte, rollte der Räumbagger auf seinen Ketten ruckartig rückwärts. Der Stoß traf das Motorrad des jungen Mannes, der nicht ausweichen konnte, obwohl seine Maschine nur im Schritttempo rollte. Die schwere Maschine kippte, und der Jüngling flog aus dem Sattel.
    Diane trat die Bremse durch. Der Morris stand nach wenigen Yard.
    ***
    Mrs. Eleonor Flinter nannte die weitläufige Villa »The Precious« nach der Bezeichnung für den größten Rohdiamanten, der jemals durch die Hände von Joshua Flinter gegangen war, zu jener Zeit, als er noch der führende Edelsteinhändler der Staaten gewesen war. Manche Leute behaupteten, Flinter hätte allein am Verkauf von »The Precious« so viel verdient, daß die Villa samt Park dabei herausgesprungen wäre. Auf jeden Fall hatte Mrs. Flinter die Villa, dicke Aktienpakete, zwei

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