Die Rache der Zwerge
die anderen Zwerge des Geborgenen Landes verneigten. Ihm folgten mit etwas Abstand die Kommandeure der Freien - und Bramdal. Er grüßte sie mit einem unergründlichen Lächeln.
»Was für eine Freude, euch alle wohlbehalten zu sehen«, rief Gandogar erleichtert. »Euch kenne ich nur als Statue. Ihr müsst demnach Lot-Ionan der Geduldige sein!«
»Nicht alle kamen mit dem Leben davon. Viel zu viele zogen in die Ewige Schmiede zu Vraccas«, warf Tungdil ein und berichtete knapp, was ihnen in Weyurn widerfahren war. »Wir haben Furgas auf der Insel verloren. Er wurde von glühendem Eisen bei lebendigem Leib verbrannt. Wir sahen ihn vergehen und konnten nichts mehr ausrichten.«
Betroffenheit senkte sich auf Mallen und den Großkönig.
»Furgas ist tot?« Mallen legte die Arme auf die Tischplatte. »Wir werden seinen genialen Verstand vermissen, der in der Vergangenheit nicht nur Schlechtes brachte. Hat er, und das soll keinesfalls herzlos klingen, wenigstens vor seinem Ableben notiert, welche Schwachstellen seine geschaffenen Kreaturen besitzen?« »Ja.« Rodario, dem die schmerzliche Erinnerung an seinen toten Freund Tränen in die Augen trieb, legte eine Mappe auf den Tisch, die er aus seiner Satteltasche genommen hatte. »Er hinterließ mir mehrere Bögen Papier, auf denen er einzeichnete, wo welches Ungeheuer am einfachsten zu verwunden ist.« Er machte ein trauriges Gesicht, räusperte sich. »Die Stellen sind nicht groß. Es wird treffsichere Hände und gute Augen benötigen, um sie zu attackieren.«
Mallen reichte die Mappe an einen Bediensteten, damit Abschriften angefertigt wurden. »Glaubt mir, dass ich seinen Tod bedauere, aber es ist nicht die Zeit, uns lange mit dem Tod von Freunden aufzuhalten. Trauern können wir angemessen, wenn die Albae vernichtet sind.«
Wieder klappte der Zelteingang auf, und herein kam Rejalin mit einem Gefolge aus drei Leibwächtern und zwei unbewaffneten Elben.
»Niemand hat mir gesagt, dass eine Besprechung anberaumt wurde«, lächelte sie verzeihend. »Wenn ich Gandogar nicht ins Zelt hätte gehen sehen, wäre es mir entgangen. Wollte man die Stimme der Elben nicht hören?«
Ingrimmsch öffnete den Mund. »Darauf kannst du ...«
»Boindil möchte sagen, dass Ihr darauf vertrauen könnt, dass wir Euch gerufen hätten«, fiel ihm Tungdil rasch ins Wort. »Denn wir brauchen Eure Krieger so schnell wie möglich in Toboribor und nicht mehr in den Zwergenreichen.«
»Weswegen? Ich denke schon, dass die Tore vorsichtshalber auch durch uns gesichert bleiben sollten, solange sich viele Eurer Krieger in Toboribor befinden. Nach wie vor besteht eine nicht zu verleugnende Gefahr durch die Monstren. Und durch die unerkannten Dritten in Euren Reichen.« Rejalin sagte es in dem zuvorkommendsten, einnehmendsten Tonfall, aber die Kritik darin war unüberhörbar. Ihrer Ansicht nach hätten die Verräter durch jegliches Mittel gesucht werden müssen.
Tungdil wunderte sich nicht über diese Ansicht. Nicht mehr. Sie wandelte auf den Pfaden der Eoil. »Wir haben einen Hinweis erhalten, dass die Höhlen eine Verbindung ins Jenseitige Land besitzen. Tief unter den Füßen der Belagerer sammelt sich eine neue Horde. Die Zwerge in den Höhlen sind gute Krieger, aber selbst sie und das Menschenheer wären ihnen ohne die Elben unterlegen.« Er wusste, dass sie der Lüge aufsitzen würde. Sie konnte nicht anders, selbst wenn sie ihn durchschaut hätte.
»Woher bezieht Ihr Eure Weisheit, Tungdil Goldhand?«, fragte sie verblüfft.
»Die Dritten, die wir gestellt haben, verrieten es uns.« Und er erzählte das Abenteuer in Weyurn in einer abgewandelten Version, ohne die Rolle, die Furgas dabei vermutlich hatte. Er ließ die Dritten und die Unauslöschlichen die Bösen sein. »Bandilor hatte sich mit den Albae verbündet. Er berichtete uns von den Plänen der Unauslöschlichen, die ihm sehr entgegen kamen.«
Die Elbin betrachtete ihn ergründend. »Und Ihr glaubt den Worten eines Zwergs, der dem Bösen folgt?« »Ich traue den Worten, die in Todesangst gesprochen wurden«, verbesserte er. »Er dachte, dass ich ihn verschone, und Lot-Ionan prüfte die Wahrheit der Worte mit Magie.« Tungdil schaute sie bittend an. Er bekam Beistand von unerwarteter Seite. »Wir brauchen die Elbenkrieger Älandurs hier, Fürstin. Auf der Stelle, bevor die finsteren Heerscharen hervorquellen und uns überrennen. Wollt Ihr die Schuld daran tragen, dass Idoslän und das Geborgene Land unter ihre Knute fällt?« Prinz Mallen
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