Die Rache der Zwerge
erlaubte ihm nicht zu entkommen und machte sich wohl einen Spaß daraus, ihn in der Dunkelheit gefangen zu halten. Es konnte nur eine verzweigte Höhle sein, in der er und die Unterirdischen sich befanden. Seine Schulter klopfte und brannte. Die Schwarze Unsterblichkeit heilte, so schnell sie es vermochte, aber es schmerzte sehr. Er vollführte eine vorsichtige Bewegung mit dem Arm, der artig gehorchte. Gronsha musste sich auf ihn verlassen können, denn noch immer waren seine Feinde unterwegs.
Er roch sie, trotz des feuchten, kalten Dampfes, den er gar nicht leiden mochte. Nicht nur, dass er für die Augen undurchdringlich war. Je tiefer er hinein geriet, desto weniger hörte er; sogar seine Rüstung verursachte kaum noch Geräusche. Er war umgeben von feuchter, kalter Watte.
Die Höhlen des Orkreiches Toboribor im Südosten des Geborgenen Landes waren warm und angenehm trocken, man konnte sich sehr gut darin bewegen. Diese Kaverne bildete das genaue Gegenteil dazu. Und sie war unheimlich.
Die grauen Schleier gerieten in heftige Bewegung und gaukelten ihm vor, dass sich der nächste Unterirdische näherte und ihn attackierte, während er sich an der Wand entlangtastete und nach einem Ausgang suchte. Dreimal fiel er auf die Trugbilder herein und stach ins Leere.
Endlich waren Tion und Samusin, die Götter seines Volkes, ihm gewogen und wiesen ihm einen Weg: Ein schwarzes Loch tat sich in der Wand auf. Unvermittelt sprang ein Unterirdischer vor ihm aus dem kaltfeuchten Nebel und schlug mit seiner Axt nach ihm. »Stirb, Scheusal!«
Dieses Mal war Gronsha vorbereitet. Er parierte den Hieb und trat dem Gegner ins Gesicht, sodass der Unterirdische Blut und Zähne spuckend rückwärts taumelte und wieder im Nebel verschwand. »Du zuerst, Felslaus!«
Zeit für eine List. Gronsha duckte sich und machte sich so klein wie einer der Unterirdischen, setzte sich den ramponierten Helm des Toten auf den Kopf und hob dessen Schild. Er wankte nach rechts und links, verstellte seine Stimme und gab gurgelnde Geräusche von sich. »Hilfe! Er hat mich getroffen.« Er krächzte und wimmerte. »Bei Vraccas, hilf mir ...«
»Bendagar? Hat es dich erwischt?«
»Mein Bein«, jammerte Gronsha laut und beherrschte sich mühsam. Er durfte nicht lachen, noch nicht. »Halte durch!«, hörte er den unterirdischen Kameraden besorgt rufen. »Ich bin gleich bei dir.« Die Umrisse erschienen im Nebel. »Gibt Acht und sei leise. Es ist noch eine von den Schweineschnauzen unterwegs. Er...« Gronsha wartete nicht länger. Er stieß die Spitze des Zweihandschwertes mit Wucht nach vorn und trieb sie dem Unterirdischen durch das Kettenhemd in den Bauch. »Was du nicht sagst, Bartgesicht«, lachte er boshaft und drehte die Klinge. Aufstöhnend versuchte der Zwerg, nach ihm zu schlagen, aber Gronsha fing die Axt am Stiel ab und entwand sie dem Sterbenden. »Beiß in deine eigene Waffe«, knurrte er und schlug sie ihm mitten in das haarige Antlitz.
Der Unterirdische kippte nach hinten und versank in dem undurchdringlichen Grau. Dieses Mal für immer. Gronsha sprang über die Stelle hinweg und eilte in den dunstverhangenen Stollen hinein, der ihn fort von den Feinden bringen sollte.
Es war ein Weg in die wahre Ungewissheit und nicht zu vergleichen mit einem üblichen Erkundungsgang, wie er ihn gewohnt war.
Unruhe befiel ihn. Ich bin im Jenseitigen Land, dachte er schaudernd, ohne sich sein Zittern erklären zu können. In Toboribor gab es Legenden von gewaltigen Herrschaftsgebieten der Orks. Eines allein sei so groß wie das Geborgene Land als Ganzes und ernähre mehr Angehörige seines Volkes, als Sterne am Nachthimmel leuchteten.
Er hielt die Sagen für übertrieben. Dennoch, es musste Orks im Jenseitigen Land geben. Aus dem Norden war vor vielen tausend Sonnenzyklen der erste und bislang einzige erfolgreiche Angriff von außen erfolgt. Natürlich war es seinem Volk zu verdanken gewesen, dass das Nordtor gesprengt worden war. Jeder ihrer Nachkommen kannte die Legende vom glorreichen Umlauf, der den Sieg über die Unterirdischen gebracht hatte. Nur Orks besaßen die dazu notwendige Kraft, die Ausdauer und den Mut. Zyklus um Zyklus wurde das Ereignis in Toboribor gefeiert.
Zu gern hätte Gronsha den nächsten Festtag in einem eroberten Reich der Unterirdischen begangen. Am besten mit dem abgetrennten Kopf eines Unterirdischen, mit dem man Weitwurf veranstalten konnte, wie es früher beim Fest des Sieges in Gedenken an den Einmarsch ins Geborgene
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