Die Rache der Zwerge
Seitdem hasse ich mich. Balyndis kann es mir niemals verzeihen, und ich ... ich gebe mich dem Suff hin. Ich saufe, bis ich sterbe.« Er hielt inne. »Nein, damit ich sterbe. Ich hätte zusammen mit meinem Sohn ertrinken sollen, anstatt mein restliches langes Leben auf diese Weise zu führen. Jetzt ertränke ich mich eben.« Angewidert schob er den Eintopf von sich. »Es war ein Unfall, Gelehrter. Morsches Holz«, warf Boindil ein, um ihm die Schuld zu nehmen. »Morsches Holz und der Fluch der Göttin Elria. Er hat dich getroffen, dich, den Karren und deinen Sohn nach unten gezogen. Du kannst nichts dafür.«
»Das sagt Balyndis ebenfalls.« Er senkte den Kopf. »Doch in ihren Augen steht die stumme Anklage, sooft ich sie anschaue. Ich fürchte, unsere Liebe ist seit diesem Tag erkaltet. Sie denkt, ich merke nicht, was sie in Wahrheit für mich empfindet - die Abscheu und den Hass, den sie verbirgt. In unserem Stollen ist es kalt wie niemals zuvor. In meinem Herzen wohnt eine Unglücklichkeit, die mir die Lust am Leben raubt.« Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. »Jetzt weißt du, warum ich so geworden bin. Ich gehe zu Bett, Boindil.« Schwankend stand er auf, wankte die Treppen zu den Zimmern hinauf und verschwand.
Ingrimmsch wischte sich die Tränen aus den Augen, die er heimlich vergossen hatte. Dann fasste er den Entschluss, seinem Freund zu helfen und ihm die Lust am Leben zurückzugeben. Das gelang nur auf eine Weise. »Vraccas, sende deine Gnade auf uns herab. Und gewähre sie vor allem Tungdil.« Er schaute nach Gilspan, der neue Gäste großspurig begrüßte und auf den ausgestopften Ork zeigte, dann wurde dem Mann eifrig auf die Schulter geklopft.
Boindil erhob sich, stapfte die Treppe hinauf. Er musste mit Balyndis sprechen, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie fühlte, was Tungdil ihr unterstellte.
Es war schon spät in der Nacht.
Gilspan saß am Tisch mit den letzten Gästen und erzählte einmal mehr die Geschichte vom erschlagenen Ork. »Und als die Horden aus Toboribor ganz in der Nähe von meinem Hof vorbeizogen, nahm ich meine Waffe, um mein Haus zu verteidigen. Mein Vater befand sich weit weg von hier, hatte mir aber seinen Dolch dagelassen. Auf ihn schwor ich, meine Mutter und alle Menschen unseres Anwesens zu beschützen.« Zum Beweis legte er die Waffe auf den Tisch.
»Mehr besaßet Ihr nicht?«, hauchte ein Mädchen von sechzehn Lenzen, das in Begleitung der Eltern und des Verlobten reiste.
»Nein. Und die Orks machten nicht vor uns Halt! Sie kamen abends, ein ganzer Trupp dieser Kreaturen und auf der Suche nach Vorräten.« Gilspan sprang auf. »Ich trat ihrem Anführer entgegen und forderte ihn zu einem Zweikampf. Er nahm das Schwert, und ich attackierte ihn mit meinem Dolch ...«
»Oh, Ihr mutiger Mann!«, klatschte das Mädchen begeistert und himmelte ihn an.
»Man erzählt sich, dass ihnen das Blut des Geborgenen Landes Unsterblichkeit verlieh«, warf ihr Verlobter mürrisch ein.
»Das hat ihm nichts genützt«, gab Gilspan weiter an und fuchtelte mit dem Dolch in der Luft herum. »Ich war überall gleichzeitig, stach und schlitzte ihn auf, bis ich ihm die Klinge bis zum Heft ins Herz stach und er tot vor meine Füße fiel.« Er stellte einen Fuß auf einen leeren Stuhl. »Da flohen die anderen vor mir, und der Hof war gerettet. Weil er starb, bevor der Stern der Prüfung aufging, ist mir sein Kadaver erhalten geblieben.« Die Gäste applaudierten, die Frauen schoben ihm ein paar Münzlinge zu, und das Mädchen gab ihm ein Seidentüchlein mit ihrem Monogramm darauf.
»Aber wie konntet Ihr ihm denn mit einem Dolch den Kopf abschneiden?«, hakte der eifersüchtige Verlobte ein. »Ein Stich ins Herz genügte, mein Herr.«
Der Verlobte schaute zu dem Ork. »Mit Verlaub, Gilspan, aber die Soldaten, mit denen ich sprach, behaupteten immer, man müsse den Kreaturen den Kopf abschlagen, um sie endgültig zu vernichten.«
Es wurde still. Jeder schaute zu der ausgestopften, Zähne fletschenden Kreatur, die in ihrer Pose durch das Halbdunkel des Raumes eine unglaubliche Lebendigkeit erhielt.
»Stand er vorhin, als wir eintraten, nicht anders da?«, wisperte das Mädchen ängstlich und rückte näher zu Gilspan. Ihr Verlobter nahm sie am Arm und zog sie zu sich herüber.
»Ja«, bestätigte ihr Vater bleich. »Ich schwöre bei Palandiell, dass er das Schwert nach oben gereckt und nicht vor seinem Körper hielt.«
»Was wird das? Ein Schauermärchen für kleine
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