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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bis dicht an ihn ran,
bremste dann scharf, beäugte stirnrunzelnd die affige Kühlerfigur, hauchte auf
das funkelnde Chrom und polierte die Stelle vorsichtig mit seinem Ärmel.
Grinsend sah er Tarzan an.
    „Die Spatzen haben vor gar nichts
Respekt. Außerdem hat niemand die Straßen mit dem Staubsauger gesäubert. Das
arme Auto muß sich die Reifen schmutzig machen. Wie findest du das?“
    Tarzan wollte antworten, das sei
unzumutbar für ein so nobles Fahrzeug, wurde aber abgelenkt, und zwar von einer
brüllenden Stimme. Sie kam aus einem geöffneten Fenster und gehörte zu einem
Mann. Das Fenster befand sich an der Schmalseite von Elly Burkerts Haus, im
Erdgeschoß.
    „...du kommst zu mir zurück... sofort
kommst du zu mir zurück...sonst... rrrhhh... ich bringe dich um...“
    Wut ließ die Stimme des Mannes kippen.
Sicherlich hatte er Schaum vor dem Mund und Zornesadern wie Stricke am Kopf. Er
schien durchzudrehen.
    Tarzan zögerte keine Sekunde, hechtete
vom Rad und mit demselben Sprung noch über den Zaun.
    „...zu Hilfe...“, kreischte in diesem
Moment die sonst glockenreine Stimme von Elly Burkert. „Bitte...“
    Mehr brachte sie nicht heraus. Weitere
Notsignale wurden — buchstäblich — erstickt. Das sah Tarzan, als er das
geöffnete Fenster erreichte.
    Elly kämpfte, wie es schien, um ihr
Leben. Mit einer Hand hatte der Mann sie an den Haaren gepackt, mit der anderen
am Hals. Er riß ihren Kopf hin und her. Sein Gesicht war tomatenrot gefärbt,
und er hatte — tatsächlich — Schaum in den Mundwinkeln.
    Ob er Elly nur am Schreien hindern
wollte oder ihr den Kopf abgerissen hätte, wird nie geklärt werden. Denn zu
weiteren Roheiten kam der Kerl nicht mehr. Er wurde seitlich auf den Rippen von
einem Ellbogen gerammt, daß er glaubte, ein Elefant greife an. Der Mann flog
gegen das Klavier, dessen Deckel geöffnet war. Unfreiwillig setzte er sich auf
mindestens 20 Tasten.
    Boiiing...
    So schaurig klang es nicht mal, wenn
Klößchen sich verspielte.
    Während Elly keuchend auf die Knie
sank, rieb Tarzan sich den Ellbogen. Hatte harte Rippen, der Wüterich! Auch
Tarzans Knie schmerzte. Er war etwas zu flach durchs Fenster hereingesprungen
und hatte sich an der Mauer gestoßen. Jetzt schien der Affentanz in die zweite
Runde zu gehen. Denn der Mann brauchte nur Sekunden, um seine Lungen schnaufend
mit Luft zu füllen. Hellblaue Froschaugen wurden von der Wut fast aus den
Höhlen geschoben. Er griff Tarzan an, mit krallenartig gekrümmten Fingern.
    „Hören Sie auf!“ sagte Tarzan. „Ich...“
    Dann mußte er ausweichen — mit
blitzschnellem Seitschritt. Abermals erlebte der Angreifer, was er heißt, sich
mit einem Judo-As einzulassen. Tarzan brauchte die wütende Attacke (Angriff) nur in die gewünschte Richtung zu lenken. Und das schleiflackweiße Piano
erlebte seinen zweiten Anprall. Diesmal spielte der Kerl mit Stirn und Nase
einen Dreiklang. Auch das tönte nicht fehlerfrei.
    Stöhnend rutschte er dann mit halber
Körperdrehung zu Boden. Er setzte sich auf die beiden Pedale des
Tasteninstruments. Und dort blieb er erstmal.
    „Um Himmels willen! Gibt’s denn das?“
Klößchen stand am Fenster und ließ den Mund offen. „Guten Tag, Frau Burkert!
Fällt die Stunde heute aus?“

    Sie antwortete nicht. Ihr Mund
zitterte. Mit beiden Händen hielt sie sich den Kopf, während sie immer noch
kniete.
    Tarzan faßte die schmale Gestalt unter
den Achseln und zog sie hoch. Er wollte sie zum Sessel führen.
    „Danke! Laß nur! Es geht schon wieder.“
Jetzt liefen ihr Tränen übers Gesicht. „So... so ein Glück, Tarzan, daß du
mitgekommen bist.“
    „Naja, Frau Burkert. Wir hörten das
Gebrüll, und dann war’s ja in letzter Sekunde. Wollen Sie die Polizei anrufen,
oder soll ich das machen?“
    Sie schien zu zögern. Aus großen Augen
blickte sie den Mann an. Ihr sonst frisches Gesicht war weiß. Sie hatte braunes
Haar, das straff zurückgekämmt und hinten zum Pferdeschwanz gebunden war: eine
zeitlose Frisur, die nur selten einen Frisör braucht. Das hübsche Gesicht wurde
beherrscht von übermäßig großen, blauen Augen, die immer etwas erstaunt in die
Welt blickten.
    „Vielleicht ist das nicht nötig,
Tarzan.“
    „Weshalb ist der denn so rabiat
geworden?“ fragte Klößchen vom Fenster her. „Will er nicht Klavier spielen?“
    „Sag den Bengeln, Elly, sie sollen
verschwinden“, zischte der Mann in diesem Moment. Und, zu Tarzan gewandt: „Elly
ist meine Frau! Ja, meine Frau! Jetzt weißt

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