Die Rache des Bombenlegers
nicht gemeint.“
Widerstrebend schluckte sie runter, was
sie auf der Zunge hatte: eine sicherlich flammende Verteidigungsrede für die —
mit den Ermittlungen betrauten — Beamten.
Ob sie wohl auch gesagt hätte,
überlegte Tarzan, daß Ihr Vater die Ermittlungen leitet?
„Wußtest du von dem neuen Anschlag?“
fragte er.
Gaby schüttelte den Kopf. „Mein Papi
ist mittags aus dem Dienst gar nicht heim gekommen.“
„Sicherlich hat er im
Heinrichstal-Steinbruch Spuren gesichert“, meinte Karl, „falls es, abgesehen
von der Verwüstung, Spuren gab. Einen Universalbagger, soso. Das ist ein
Mordsbrocken. Da muß eine Menge Dynamit unter die Raupen, damit der vom
Erdboden abhebt. Wäre jemand in der Nähe gewesen, könnte man den jetzt als
Konfetti zusammenkehren.“
Warum tun Menschen sowas? Ein paar
Gründe fielen Tarzan ein. Aber er vertiefte die Überlegung nicht, denn
Klößchen, der bereits suchend umherging, hatte ,sein’ Modell gefunden und
brauchte fachkundigen Rat.
Es war ein rotlackiertes Tourenrad mit
bequemem Sattel und hohem Lenker. So wie es dastand, schien es ein Minimum (Mindesmaß) an Anstrengung zu erfordern, um die Räder in Bewegung zu setzen. Also genau das
Richtige für Klößchen.
Seine Freunde fanden es toll. Klößchen
entschied, das nehme er. Der hagere Verkäufer, der sich jetzt um den Verkauf
kümmerte, nannte den Preis und schien zu bezweifeln, ob Klößchen soviel in der
Tasche hatte. Das wurde dann auch gleich klargestellt.
„Ich bin Willi Sauerlich“, erklärte
Klößchen, „und habe eben mein Rad durch einen verbrecherischen Gewaltstreich
verloren. Ich benötige dringend ein neues, konnte aber meinen Vater noch nicht
verständigen. Er wird die Rechnung übernehmen.“
„Das kann jeder behaupten“, sagte der
Verkäufer.
„Aber ich kann’s beweisen.“ Klößchen
blieb geduldig. „Mein Vater ist der bekannte Schokoladenfabrikant Hermann Sauerlich.
Bitte, rufen Sie dort an. Überzeugen Sie sich, daß es die richtige Adresse ist
und geben Sie mir dann den Hörer. Mein Vater wird Ihnen bestätigen, daß er die
Kosten übernimmt.“
So geschah es dann auch. Nachdem der
Telefonist mit dem Chefbüro und die Chefsekretärin mit Herrn Sauerlich
verbunden hatte, konnte Klößchen seinem Vater erklären, weshalb er einen neuen
Drahtesel benötige. Und daß er sich die Kosten — mit Tarzans Hilfe — von Adolf
Burkert zurückholen werde.
„Aber damit man mir das neue Rad gibt,
lasse ich die Rechnung erstmal an dich schicken“, sagte er abschließend, und
der gutmütige Herr Sauerlich war einverstanden. Gab es doch nichts, was er für
seinen Willi nicht getan hätte.
Dann übernahm der Verkäufer nochmal den
Hörer und beteuerte dem Fabrikanten wortreich, sein Sohn werde bestens beraten.
Klößchen hätte das neue Rad fast
umarmt. Unbemerkt streichelte er den glänzenden Lack. Er war so hingerissen,
daß er sich um die Rechnung nicht mehr kümmerte.
Tarzan nannte dem Verkäufer die
Sauerlichsche Privatadresse: Eichen-Allee — und sorgte auch dafür, daß der
Verkäufer eine Zweitrechnung ausstellte. Schließlich brauchten sie die bei
Adolf Burkert als Beweis für den Kauf.
Während Klößchen das Rad hinaus schob,
mit Gaby, Karl und Oskar im Gefolge, suchte Tarzan im Telefonbuch nach der
Adresse des Wüterichs.
Er wohnte in der Fritz-Meier-Straße 11,
Postbezirk 31. Das war, wie Tarzan wußte, eine sehr vornehme Gegend.
3. Riebesiel hört schlecht
Die Sonne hatte sich hinter Wolken
versteckt. Es wurde kühler. Gaby schlug fröstelnd den Kragen ihrer karierten
Jacke hoch, während sie durch die Innenstadt radelten. Oskar lief, brav wie
immer, neben ihrem Rad — auf der ungefährlichen Seite. Die Leine ließ ihm
genügend Spielraum.
Klößchen, wie üblich, als Schlußlicht,
äußerte mehrfach sein Entzücken über das neue Gefährt.
„Wenn ich meine alte Mühle mit dieser
vergleiche“, rief er, „bin ich Adolf gewissermaßen dankbar für seine
Gemeinheit.“
„Das wirst du ihm aber’ gewissermaßen
nicht sagen“, bremste Tarzan ihn.
Sie erreichten das Villen-Viertel, wo
die Fritz-Meier-Straße war, und Tarzan hielt am Anfang eines Fußweges. Der
einzementierte Metallpfahl als Sperre verhinderte, daß ein Auto sich in den
ziemlich engen Weg verirrte.
„Hier können wir abkürzen“, meinte
Tarzan, „Pfote, was ist mit dir? Du siehst richtig sauer aus, jedenfalls nicht
so sü...äh... ich meine, nicht so wie sonst. Ärgert dich was?“
Gaby zog
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