Die Rache des Bombenlegers
du’s! Misch dich nicht ein! Ich
habe ein Recht, mit ihr zu streiten. Und ich kann sie behandeln, wie ich...
Ach, hau endlich ab!“
Tarzan stemmte die Fäuste in die
Hüften. Diese Gesinnung! Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache.
„Höre ich richtig, sehr geehrter Herr
Burkert? Wollen Sie damit zart andeuten, man dürfe die eigene Frau an den
Haaren reißen und würgen? Haben Sie das gemeint?“
„Der ist ja plemplem!“ rief Klößchen. „Nicht
mal kneifen dürfte er. Es sei denn aus Spaß.“
„Ich bin nicht mehr seine Frau“, sagte
Elly hastig. „Wir sind seit zwei Jahren geschieden. Und ich werde auch meinen
Mädchennamen wieder annehmen. An dich, Adolf“, richtete sie das Wort an ihn, „soll
mich nichts mehr erinnern.“
Hm! dachte Tarzan und fühlte sich
unbehaglich. Also kein Überfall. Auch kein — wie Klößchen vermutet hat —
übergeschnappter Klavierschüler. Sondern um eine Ehetragödie handelt es sich —
mit Spätfolgen und so. Geht eigentlich nur die beiden was an. Aber verduften
können wir jetzt nicht. Der kriegt es fertig und reißt ihr die Ohren ab.
„Adolf!“ befahl Elly mit hoher Stimme. „Verlaß
sofort mein Haus. Und komm nie... nie! ... wieder!“
Adolf glotzte tückisch. Er war groß und
stabil und etwa Ende Dreißig. Dünnes Blondhaar lag so dicht am Kopf, als wäre
es aufgemalt. Das hagere Gesicht mit der eingeknickten Nase änderte dauernd den
Ausdruck. Es zuckte, bebte, verzerrte sich, ließ mal die Mundwinkel hängen, zog
sie mal zurück wie bei einem sprungbereiten Hund. Mimik wie bei einem Irren,
dachte Tarzan. Daß der nicht alle Tassen im Schrank hat, sieht man schon an den
Augen.
Die rollten hin und her. Blicke
wieselten. Und tief in den Pupillen versprühte mühsam gezügelte Wut helle
Funken.
„Haben Sie nicht gehört?“ fragte
Tarzan. „Sie sollen die Kurve kratzen!“
Adolf Burkert stand auf. Er hatte eine
graue Nappalederhose und eine blaue Strickjacke mit Lederbesatz an. Er trug
eine kostbare Armbanduhr, die fast so flach war wie eine Briefmarke. Er trug
zwei Diamantringe und im Hemdkragen einen weißen Seidenschal, der bei der
Keilerei herausgerutscht war und ihm jetzt wie ein Schlabberlätzchen vor der
Brust baumelte.
Mammas Liebling! dachte Tarzan
verächtlich. Ist nie erwachsen geworden, dieser Durchdreher! Und kriegt
Anfälle, wenn er sein Spielzeug nicht haben darf. Jetzt will er wohl seine Frau
zurückhaben. Aber da spielt Elly nicht mit.
Burkert latschte zur Tür. Noch ein
haßerfüllter Blick, den Tarzan und Elly sich teilen durften. Dann war er in der
Diele. Bevor die Haustür zufiel, zerklirrte auf den Fliesen irgendwas Gläsernes
in tausend Scherben.
„Das... war meine Keramikvase“,
flüsterte Elly.
„Soll ich...?“ Tarzan setzte zur
Verfolgung an.
„Laß ihn! So war er schon immer:
unberechenbar in seiner Wut. Es hat keinen Sinn mit ihm.“
„Darf ich hereinkommen?“ fragte
Klößchen. Als Elly nickte, kletterte er über die Fensterbank.
Draußen wurde der Rolls Royce
gestartet, nicht viel lauter als eine elektrische Uhr. Also war’s Adolfs Wagen,
wie vermutet. Tarzan konnte ihn nicht sehen — er war nicht im Blickfeld — und
hatte auch keine Veranlassung, den unrühmlichen Abgang zu bewundern.
Dann freilich schepperte etwas laut und
unerfreulich. Es klang nach Zerstörung. Offenbar ließ Adolf immer noch Dampf
ab.
„Und das war wohl mein Gartentor“,
seufzte Elly. „Er macht wirklich alles kaputt.“
„Ich wollte es Ihnen reparieren“, sagte
Tarzan. „Aber jetzt brauchen Sie ein neues. Wem Sie die Rechnung schicken, ist
ja klar. Notfalls bezeugen wir, daß er der Übeltäter war.“
Elly versuchte ein Lächeln. Aber es
reichte nur bis in die Mundwinkel. Sie war immer noch verstört und atmete
hastig. Sie brachte ihr Haar in Ordnung. Bei dem Gezerre hatte sich die
Schleife gelockert. Ihre großen Augen blickten ins Leere. Sie schien zu
überlegen, ob sie sich den Jungs anvertrauen sollte.
Klößchen war ja — bei aller Schläue —
immer noch ein Kindskopf, der sich vornehmlich für Schokolade und nicht für die
Eheprobleme von Erwachsenen interessierte. Tarzan, fast 14jährig, war zwar
geistig und körperlich seinem Alter weit voraus — aber konnte sie ihn mit so
Privatem behelligen?
„Nun setzt euch doch, Jungs“, sagte
sie. „Ich glaube, Willi, die Stunde lassen wir heute ausfallen. Ich bin noch zu
durcheinander, als daß ich mit dir den ‚Gesang der Meermädchen’ üben könnte.
Ich
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