Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
murmelte ebenfalls Gute Nacht. Zum tausendsten Mal an diesem Tag versuchte sie vergeblich, nicht mehr an den Brief zu denken. Zum Glück fielen ihr sofort die Augen zu.
Hell fielen die Sonnenstrahlen durch die Schlitze der Jalousietür, die auf den Balkon führte. Die Nacht war vorbei. Das Zimmertelefon, das kurz aufgehört hatte zu klingeln, schrillte erneut los. Mit einem leisen Stöhnen wälzte Max sich auf die andere Seite. Bestimmt war es Nina, die ihnen sagen wollte, dass es draußen warm genug war, um den Brunch ins Freie zu verlegen: die letzte noch offene Frage des Wochenendes. Andy sprang in ihrer Brautunterwäsche aus dem Bett, flitzte in den Wohnbereich hinüber und riss den Hörer von der Gabel, damit Max nicht aufwachte. Sie wusste einfach noch nicht, wie sie ihm gegenübertreten sollte.
»Nina?«, hauchte sie atemlos in den Hörer.
»Andy? Oh, tut mir leid, ich wollte wirklich nicht stören … Ich probiere es später noch mal. Lasst euch den Spaß nicht verderben.« Sie konnte Emily durchs Telefon grinsen hören.
»Emily? Wie spät ist es denn?«, fragte Andy.
»Halb acht erst, sorry. Aber ich wollte unbedingt die Erste sein, die dir gratuliert. Der Artikel in der Times ist grandios! Du bist gleich auf der ersten Seite des Society-Teils, und das Foto ist der Hammer! Ist das eine von den Verlobungsaufnahmen? Und das Kleid, das du anhast – der Wahnsinn! Wieso kenne ich das noch nicht?«
Der Times -Artikel. Er war Andy fast entfallen. Auch nachdem sich die Redaktion vor Monaten bei ihr gemeldet hatte, um telefonisch noch einige Punkte abzuklären, war es ihr unwahrscheinlich erschienen, dass die Zeitung tatsächlich über ihre Hochzeit berichten wollte. Was absoluter Schwachsinn war, das wusste sie selbst am besten. Bei einer Eheschließung im Hause Harrison konnte die Frage höchstens lauten, wie ausführlich die Berichterstattung ausfallen würde. Irgendwie hatte sie die ganze Sache trotzdem verdrängt. Schließlich hatte sie die Times nur auf Barbaras Wunsch hin informiert. Allerdings sah sie jetzt ein, dass es eigentlich kein Wunsch, sondern ein Befehl gewesen war. Die Hochzeiten der Harrisons wurden in der Times bekannt gegeben. Basta.
»Sie haben dir die Zeitung an die Tür gehängt. Sieh es dir an und ruf mich dann zurück«, sagte Emily und legte auf.
Andy warf sich den Hotelbademantel über, schaltete die Kaffeemaschine an und holte die lilafarbene Stofftasche mit der Sonntags- Times herein, die an der Klinke hing. Auf der Titelseite der Society-Beilage fand sie an oberster Stelle ein Porträt von zwei jungen Club-Betreibern, danach kam ein Bericht über den Vormarsch des Wurzelgemüses auf den Speisekarten der angesagtesten Trend-Restaurants. Doch gleich darunter, genau wie von Emily angekündigt, ihr kleiner Triumph: die Society-Hochzeit der Woche.
Andrea Jane Sachs und Maxwell William Harrison wurden am Samstag im Astor Courts Estate in Rhinebeck, New York, von der Ehrenwerten Richterin Vivienne Whitney getraut.
Ms Sachs, 33, Mitbegründerin und Chefredakteurin des Hochzeitsmagazins The Plunge , wird ihren Namen im beruflichen Kontext beibehalten. Sie hat ihr Studium an der Brown University mit Auszeichnung abgeschlossen.
Die Braut ist die Tochter von Roberta Sachs, Immobilienmaklerin, und Dr. Richard Sachs, Psychiater, und stammt ursprünglich aus Avon, Connecticut.
Mr Harrison, 37, Vorstandschef des familieneigenen Unternehmens Harrison Media Holdings, absolvierte an der Duke University ein Bachelor-Studium und errang in Harvard einen MBA.
Er wurde als Sohn von Barbara Harrison und Robert Harrison (verstorben) in New York geboren. Barbara Harrison ist Kuratorin des Whitney Museums und sitzt außerdem im Vorstand der Susan G. Komen-Krebsstiftung. Robert Harrison führte bis zu seinem Tod die Harrison Media Holdings. Seine Autobiographie Print Man war ein nationaler und internationaler Bestseller.
Andy trank einen Schluck Kaffee. Vor ihrem geistigen Auge sah sie das signierte Exemplar von Print Man , das Max in seinem Nachttisch verwahrte. Nachdem sie ein gutes halbes Jahr miteinander gegangen waren, hatte er es ihr gezeigt. Er brauchte es nicht in Worte zu fassen, sie wusste auch so, dass es sein kostbarster Besitz war. Auf die Innenseite hatte Mr Harrison lediglich geschrieben: »Lieber Max, siehe Anhang. Alles Gute, Dad.« Mit einer Büroklammer am Umschlag befestigt hing ein Brief, vier handgeschriebene schlichte Seiten. Es handelte sich dabei um ein Kapitel, das Max’
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