Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
an vermutet. Die Übelkeit, die Kopfschmerzen, die Müdigkeit, die Stimmungsschwankungen. Du wusstest es, Andy, aber du wolltest es nicht wahrhaben.
Stanleys Gebell riss sie aus ihren Gedanken. Da er nur bellte, wenn die Wohnungstür aufging, musste es heißen, dass Max nach Hause gekommen war.
»Andrea?« Einen Augenblick lang wusste sie nicht zu sagen, ob die Frage von Mr Kevin oder von Max kam.
»Ich bin noch dran«, sagte sie ins Telefon. »Danke für die Information.«
»Haben Sie einen Frauenarzt, oder brauchen Sie eine Überweisung? Ohne Ultraschalluntersuchung lässt sich nur schwer beurteilen, in der wievielten Woche Sie sind, aber aufgrund des HCG -Spiegels würde ich darauf tippen, dass Sie nicht mehr ganz im Anfangsstadium sind. Es wäre sicher ratsam, das so bald wie möglich abklären zu lassen.«
»Andy? Bis du zu Hause?«, rief Max. Die Wohnungstür fiel ins Schloss. Stanley kläffte sich die Seele aus dem Leib.
»Vielen Dank, Mr Kevin. Ich kümmere mich darum.« Schon wieder eine Lüge, sicher schon die tausendste an diesem Tag. Nicht mehr ganz im Anfangsstadium. Was hatte man sich darunter vorzustellen?
»Hey«, flüsterte Max und küsste sie in den Nacken. »Wen hast du da dran?«
Sie hielt die Sprechmuschel zu. »Niemanden.«
»Andrea? Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, quäkte die körperlose Stimme aus dem Handy.
»Geht es mir deshalb so schlecht?«, fragte sie.
Mr Kevin hüstelte. »Es wäre mit Sicherheit eine Erklärung für Ihre Übelkeit und Erschöpfung. Dr. Palmer geht davon aus, dass die anderen Symptome – Halsschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen – nichts damit zu tun haben. Ein Virus, Stress, Überanstrengung. Es dürfte Ihnen bald wieder gut gehen.«
»Ja, sicher. Danke für den Anruf.« Sie beendete das Gespräch und atmete ein paar Mal tief durch, um ihren jagenden Puls zu verlangsamen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Max. Er nahm sich eine grüne Gatorade aus dem Kühlschrank und leerte sie in drei Zügen.
Andy antwortete nicht. Sie hatte Angst, dass die Stimme ihr den Dienst versagen würde.
Max wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. »Tut mir leid, dass es etwas später geworden ist. Und das auch noch, wo wir uns doch heute Abend aussprechen wollen. Wer war das gerade? Dein Arzt? Komm her. Setz dich zu mir.«
Andy ließ sich von ihm zur Couch führen. Kaum hatte sie Platz genommen, kalkulierte sie auch schon, wie schnell sie es im Notfall vom Wohnzimmer ins Gäste- WC schaffen konnte, falls ihr wieder schlecht wurde. Max strich ihr über das Haar, und sie hatte nicht die Kraft, seine Hand wegzuschieben.
»Rede mit mir, Schatz. Es war eine harte Woche für dich. Die Hochzeit und das Virus und dann auch noch die Sache mit Katherine. Ich weiß nicht, ob ich mich heute Morgen klar genug ausgedrückt habe, und darum will es dir noch einmal sagen: Es ist nichts vorgefallen. Nicht das Geringste. Ich möchte alles tun, was in meiner Macht steht, um diese Geschichte zusammen mit dir aufzuarbeiten und aus der Welt zu schaffen. Damit du mir wieder vertrauen kannst.«
Andy brachte kein Wort heraus. Ein Baby. Max und sie bekamen ein Baby. Eine oder einen Harrison. Ob Barbara wohl auch über ihr Enkelkind die Nase rümpfen würde?
»Ich kann leider deine Gedanken nicht lesen. Was hat der Arzt denn nun gesagt? Musst du Antibiotika nehmen? Soll ich dir ein Medikament holen? Sag doch, was mit dir los ist.«
Sie wusste selbst nicht, woher sie die Kraft dazu nahm, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. Schwanger. Schwanger. Schwanger. Das Wort hallte in ihr nach, fast hätte sie es laut hinausposaunt. Sie musste … sie wollte es Max erzählen! Aber erst nachdem sie es selbst ganz begriffen hatte.
Sie streichelte seine Hand und sagte: »Können wir unser Gespräch auf ein andermal verschieben? Mir geht es immer noch nicht rosig. Ich lege mich lieber für ein halbes Stündchen hin, okay?«
Und bevor er noch etwas sagen konnte, war sie auch schon im Schlafzimmer verschwunden.
8
Keine Hochzeitskleider von der Stange, kein Schleierkraut und keine Brautschuhe zum Einfärben
Obwohl seit dem Anruf von Mr Kevin inzwischen eine ganze Woche vergangen war, hatte Andy noch keinem Menschen davon erzählt. Weder Emily noch Lily, weder ihrer Mutter noch ihrer Schwester – und schon gar nicht Max. Sie brauchte Zeit, um die Nachricht zu verarbeiten – keine klugen Ratschläge. Und was sie am allerwenigsten gebrauchen konnte,
Weitere Kostenlose Bücher