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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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zuletzt noch einmal Max’ Playboy-Vergangenheit mit ihr durchgegangen: dass er reihenweise hübsche, dumme Dinger abschleppte und unfähig war, sich ernsthaft zu binden, obwohl er im Grunde ein kluger, lieber Kerl war, der sich für seine Familie und Freunde hingebungsvoll einsetzte. Emily und Miles prophezeiten, dass er bis Mitte vierzig Single bleiben würde, um sich dann doch noch dem Druck seiner dominanten Mutter zu beugen, ihr einen Enkel zu schenken. Er würde eine dreiundzwanzigjährige Schönheit heiraten, die schmachtend an seinen Lippen hing und ihn nie kritisierte. Andys eigene Nachforschungen schienen diese Prognose zu bestätigen. Trotzdem hatte sie den unbestimmten Verdacht, dass man ihm mit dieser Einschätzung nicht ganz gerecht wurde.
    »Auf dem College habe ich auch gekifft, genau wie alle anderen, aber für mich war es nie so richtig das Gelbe vom Ei. Ich hab mich immer auf mein Zimmer verzogen, mich im Spiegel angestarrt und eine Bestandsaufnahme all meiner Fehlentscheidungen und Schwächen gemacht.«
    Max lächelte. »Klingt nicht sehr erbaulich.«
    »Irgendwann dachte ich mir, das Leben ist schon schwer genug. Wieso soll ich mich da auch noch von meiner Freizeitdroge runterziehen lassen?«
    »Klingt einleuchtend.« Er zog an seiner Zigarette.
    »Und Sie?«
    Er antwortete nicht gleich, als ob er sich erst noch schlüssig werden müsste, wie offen er mit ihr reden konnte. Nachdenklich zog er die dunklen Brauen zusammen, und das markante Harrison-Kinn sprang noch etwas weiter vor. Plötzlich sah er den Zeitungsfotos seines Vaters frappierend ähnlich. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er wieder, aber diesmal war es ein trauriges Lächeln. »Mein Vater ist vor Kurzem gestorben. Als offizielle Todesursache wurde Leberkrebs angegeben, aber in Wahrheit litt er an einer Zirrhose. Er war schwerer Alkoholiker. Trotzdem hatte er sein Leben meistens erstaunlich gut im Griff – abgesehen davon, dass er jeden Abend betrunken war. Kritisch wurde es erst, als auch unser Konzern von der Finanzkrise betroffen wurde. Ich selbst habe während des Studiums mit dem Trinken angefangen. Vor fünf Jahren war ich dann völlig am Boden. Seitdem rühre ich keinen Tropfen Alkohol und keine Drogen mehr an – bis auf diese Sargnägel hier. Von denen komme ich einfach nicht los.«
    Andy hatte sich weiter nichts dabei gedacht, dass er während des Essens lediglich Mineralwasser getrunken hatte, doch nachdem sie nun die Gründe dafür kannte, hätte sie ihn am liebsten in den Arm genommen.
    Max riss sie aus ihren Gedanken. »Wie Sie sich vorstellen können, gelte ich auf Partys immer ein bisschen als Spaßbremse.«
    Andy lachte. »Bei mir kann es vorkommen, dass ich mich still und heimlich nach Hause verdrücke, um mich in der Jogginghose gemütlich vor den Fernseher zu knallen. Ob mit oder ohne Alkohol, Sie sind bestimmt eine größere Stimmungskanone als ich.«
    Sie plauderten noch ein paar Minuten, rauchten zu Ende und gesellten sich schließlich wieder zu den anderen. Andy war von Max hin- und hergerissen. Einerseits war er ein berüchtigter Frauenheld, andererseits suchte sie unwillkürlich seine Nähe. Und er sah, das musste sie zugeben, einfach wahnsinnig gut aus! Obwohl sie auf Typen wie ihn normalerweise allergisch reagierte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass sich hinter seiner unwiderstehlichen Fassade ein aufrichtiger, verletzlicher Kern verbarg. Er hätte ihr weder die Alkoholprobleme seines Vaters noch seine eigenen beichten müssen. Er war entwaffnend ehrlich und unkompliziert gewesen, zwei Eigenschaften, die Andy sehr schätzte. Aber nicht einmal Emily lässt ein gutes Haar an ihm , dachte sie. Und das wollte etwas heißen. Schließlich war ihre Freundin mit einem der berüchtigsten Partylöwen von Manhattan verheiratet. Als Max sich kurz nach Mitternacht mit einem Küsschen auf die Wange und einem höflichen »War nett, Sie kennenzulernen« von ihr verabschiedete, redete sie sich ein, es sei im Grunde besser so. Es gab schließlich genügend anständige Kerle da draußen. Wieso sollte sie sich also ausgerechnet mit einem Hallodri einlassen? Auch wenn er zum Niederknien attraktiv war und noch dazu so nett und umgänglich.
    Am nächsten Morgen stapfte Emily um neun Uhr in Andys Zimmer, selbst zu dieser frühen Stunde todschick gekleidet: weiße Hotpants, Batikbluse und Plateausandalen. »Kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte sie.
    Andy hielt sich den Arm vors Gesicht. »Muss ich dafür aufstehen?

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