Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
mit ihm getroffen.«
»Ski fahren, mit Freunden ?«
»Andy! Ich habe mich nicht nach ihren Adressen erkundigt, aber er hat klar zu verstehen gegeben, dass es alles nur gute Freunde sind. Wolltest du das wissen?«
Andy winkte ab. »Ach was. Es freut mich nur für ihn, dass er nicht mehr mit ihr zusammen ist. Woher weißt du, dass sie sich getrennt haben?«
»Das hat er ausdrücklich erwähnt. Er ist vor sechs Monaten ausgezogen und wohnt jetzt in Park Slope, schickes Viertel in Brooklyn. Meinte, er hätte schon so die eine oder andere Verabredung, wäre aber nicht auf was Ernsthaftes aus. Einfach typisch Alex, verstehst du?«
»Und wie war er so?«
Lily lachte. »Wie immer. Hinreißend. Lieb und süß. Er hatte Bücher für die Jungs dabei. Hat gemeint, wir sollten in Kontakt bleiben und uns melden, wenn wir das nächste Mal in New York sind. Das Übliche.«
»Na, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen – für ihn«, sagte Andy. »Es war bestimmt nicht leicht, aber allemal besser, als zu heiraten …«
»Ich hab ihm nichts von dir erzählt«, sagte Lily und guckte schuldbewusst. »War das verkehrt? Ich war mir nicht sicher.«
Andy hatte nicht danach fragen wollen. Sie überlegte einen Moment und befand es dann für besser, wenn Alex glaubte, sie sei weiterhin glücklich verheiratet und in ihrem neuen Leben voll und ganz angekommen. Keine Sekunde wollte sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass zwischen ihnen immer noch etwas sein könnte – dass er nach all den Jahren immer noch Schmetterlinge im Bauch hätte, wenn sie sich über den Weg liefen oder er ihren Namen hörte. Denn das war ja nun doch höchst unwahrscheinlich.
Trotzdem musste sie die Frage loswerden. »Hat er mich denn überhaupt erwähnt? Oder irgendwie nach mir gefragt?«
Lily sah auf ihre Hände. »Nein. Aber er hätte es sicher gern getan. Du schwebst immer als Altlast mit im Raum.«
»Danke, Lil. Du findest doch immer die richtigen Worte.« Andy zwang sich zu einem Lächeln.
Lily fixierte sie.
»Was ist? Wieso starrst du mich so an?«
»Du liebst ihn immer noch, stimmt’s?«, flüsterte Lily, als ob die einzige sonst anwesende Person, ihre Großmutter, mit gespitzten Ohren dasäße, um nur ja kein pikantes Detail zu verpassen.
»Ich glaube, ich werde ihn immer lieben«, sagte Andy ehrlich. »Er ist nun mal Alex, verstehst du? Aber das ist alles lange aus und vorbei.«
Sie sah ihre Freundin fragend an, doch Lily schwieg.
»Und davon abgesehen kann ich mir keine enge Beziehung zu irgendwem vorstellen. Jedenfalls nicht jetzt. Ich weiß, es ist schon ein Jahr vergangen, aber … für mich ist das Ganze immer noch ziemlich frisch. Ich bin froh, dass Max und ich endlich an einem guten Punkt angekommen sind, zumindest was Clem betrifft. Und vor lauter Freude, dass Max sich jetzt mit ›passenderen Frauen‹ treffen kann, ist Barbara kaum wiederzuerkennen. Ich hätte es niemals gedacht, aber sie ist ganz verrückt nach Clementine und auf dem besten Weg, sich zu einer halbwegs brauchbaren Großmutter zu entwickeln. Das ganze Chaos hat sich endlich gelichtet, alle sind ein bisschen zur Ruhe gekommen. Da habe ich gerade einfach keine Lust, eine neue Beziehung anzufangen. Eines Tages vielleicht, aber nicht jetzt.«
Lily sah sie wieder so seltsam an. Andy wusste, dass sie ihre Freundin belog – oder ihr zumindest nicht die ganze Wahrheit sagte –, und Lily wusste es ebenfalls. Natürlich hatte sie sich in letzter Zeit manchmal gefragt, ob sie wohl je wieder jemanden kennenlernen, sich für eine Verabredung hübsch anziehen oder sich auf ein romantisches langes Wochenende freuen würde. Ob Aussichten bestanden, die Freuden und Leiden des Elterndaseins mit jemandem zu teilen, dem sie vertraute, der abends beim Kochen half – und dann war da noch die große Frage, ob Clem wohl jemals einen Bruder oder eine Schwester bekäme? Die Chancen für all das standen nicht schlecht, wenn sie nur wollte; das wusste sie, obwohl die Vorzeichen mittlerweile wohl andere waren: Ein künftiger Partner würde vermutlich ebenfalls geschieden und höchstwahrscheinlich Vater sein. Welcher Junggeselle zwischen dreißig und vierzig entschied sich schon für eine Mutter mit Kleinkind, wenn er mit einer wesentlich jüngeren Frau eine eigene Familie haben konnte? Aber auch das war okay. Wenn sie so weit war, würde Andy sich einer Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende anschließen, sich auf Match.com registrieren oder doch mal auf eine der spärlichen
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