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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Sie wird die Schuld für das Ehe-Aus ihrer Eltern bestimmt nicht bei sich suchen.« Der Einwurf ihres Vaters fiel eine Spur zu scharf aus, und wenn Andy ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihr seine ungewohnte Ruppigkeit schon vor einiger Zeit aufgefallen war.
    »Es ist eine Trennung im gegenseitigen Einvernehmen. Niemand hat … einen neuen Partner kennengelernt. Wir haben uns nur nach all den Jahren auseinandergelebt.«
    »Wir haben eben nicht mehr dieselben Wünsche und Ziele«, ergänzte ihr Vater.
    Andy nickte.
    »Hast du denn gar keine Meinung dazu?« Ihre Mutter legte die Stirn in Sorgenfalten.
    »Was soll ich dazu sagen?« Andy leerte ihr Glas. »Weiß Jill es schon?«
    Ihr Vater nickte, ihre Mutter räusperte sich.
    »Und du hast … wirklich … gar keine Fragen?«, sagte ihre Mutter beklommen. Ein Seitenblick bestätigte Andys Befürchtungen: Ihr Vater hatte bereits auf Seelenklempnermodus geschaltet. Gleich würde er sie nach ihren Gefühlen fragen und irritierende Kommentare von sich geben wie: Du brauchst dich deiner Emotionen nicht zu schämen oder Du musst das jetzt erst einmal verarbeiten. Darauf konnte sie momentan verzichten.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das ist doch ganz allein eure Entscheidung. Solange ihr damit glücklich seid, geht mich das überhaupt nichts an.« Sie wischte sich mit der Serviette den Mund ab, bedankte sich bei ihrer Mutter für das Essen, stand auf und ging. Sie führte sich auf wie ein pubertierender Teenager, aber sie konnte nicht anders. Natürlich wusste sie, dass diese Scheidung nach vierunddreißig Ehejahren nichts mit ihr zu tun hatte, doch der Gedanke ließ sie trotzdem nicht los: erst Alex, dann Lily und jetzt auch noch meine Eltern. Es war einfach zu viel des Guten.
    Um sich abzulenken, vergrub Andy sich in der Arbeit für Happily Ever After . Mit Recherchen, Interviews und Schreiben brachte sie die Tage einigermaßen herum, aber dann waren da ja auch noch die unendlich langen Feierabende, die sie irgendwie totschlagen musste. Ein paarmal ging sie nach der Arbeit mit einer Kollegin in einer Happy-Hour-Bar noch einen Cocktail trinken. Die Frau, ein männermordender Vamp, hatte allerdings kaum Augen für Andy, sondern eher für die knackigen Jurastudenten, die in ihr Beuteschema passten. Hin und wieder ging Andy auch mit einer alten Kommilitonin essen oder traf sich mit einer Freundin, die geschäftlich in New York zu tun hatte, aber die meiste Zeit war sie allein. Alex blieb wie vom Erdboden verschluckt. Er rief nicht an. Ein einziges Mal schickte er ihre eine knappe Mail als Antwort auf die wortreiche, pathetische und, im Nachhinein betrachtet, wohl auch reichlich peinliche Nachricht, die sie ihm an seinem vierundzwanzigsten Geburtstag auf die Mailbox gesprochen hatte. Lily hatte sich in Boulder bestens eingelebt. Sie schwärmte von ihrer Wohnung, ihrem neuen Büro und den Yogakursen, für die sie sich angemeldet hatte. Nicht einmal ihrer besten Freundin zuliebe konnte sie so tun, als wäre sie nicht rundum zufrieden. Und nachdem Andys Eltern sich darauf geeinigt hatten, dass ihre Mutter das Haus behalten und ihr Vater in eine stadtnahe Eigentumswohnung umziehen würde, wurde die Trennung offiziell vollzogen. Die Scheidungsunterlagen waren bereits eingereicht, beide hatten eine Therapie angefangen. Sie waren mit sich und ihrem Schritt »im Reinen«.
    Es war ein langer, kalter Winter. Ein langer, kalter, einsamer Winter. Also tat sie das, was früher oder später jeder andere junge Mensch während seiner ersten zehn Jahre in New York ebenfalls tut: Sie schrieb sich bei »Wasser kochen leicht gemacht« ein.
    Ein Kochkurs für Anfänger schien ihr eine grandiose Idee zu sein, vor allem, weil sie ihren Backofen ausschließlich zur Lagerung von Katalogen und Illustrierten nutzte und sich vorwiegend von Kaffee und Erdnussbutter ernährte. Und sich ihr Essen regelmäßig ins Haus liefern zu lassen kam auf die Dauer viel zu teuer. Aber leider ist New York ein Dorf – zumindest für den, der sich nichts sehnlicher wünscht als Anonymität –, und so erwies sich ihre grandiose Idee als Schlag ins Wasser. Denn wer saß ihr gleich am allerersten Abend gegenüber? Mit extrem genervter, abweisender Miene? Emily Charlton, die einzigartige Runway -Chefassistentin.
    In einer Stadt mit acht Millionen Einwohnern musste Andy ausgerechnet ihrer einzigen Erzfeindin über den Weg laufen? Vor den giftigen Blicken, die sie noch immer bis in ihre Alpträume verfolgten, hätte

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