Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Französisch gelernt hatte, um Caroline und Cassidy in meiner Freizeit Nachhilfe zu geben – schmeißt sie mich einfach auf den Müll. Ein paar Wochen bevor ich zur stellvertretenden Moderedakteurin befördert werden sollte – peng! Und tschüss. Ohne Erklärung, ohne Entschuldigung, ohne ein Dankeschön.«
»Das tut mit ja so leid. Es ist …«
Emily machte eine abwehrende Geste. »Das war letztes Jahr. Inzwischen hab ich’s abgehakt. Na ja, vielleicht nicht ganz. Noch wache ich jeden Morgen auf und bete, dass sie vom Bus überfahren wird, aber dann denke ich den ganzen Tag nicht mehr an sie.«
Hätte Emily dabei nicht so ein gequältes Gesicht gemacht, hätte Andy sich gefreut. Oft genug hatte sie sich gefragt, warum ihre Kollegin nicht erkannte, auf welch brutale Weise Miranda die Menschen, die für sie arbeiteten, demütigte und terrorisierte. Oft genug hatte sie sich im Büro eine Verbündete gewünscht. Mit einer Freundin und Leidensgenossin wäre alles so viel leichter zu ertragen gewesen. Niemand hatte sich für Miranda mehr ins Zeug gelegt als Emily. Und wofür? Dafür, dass Miranda kein einziges Versprechen einlöste, das sie ihr gemacht hatte. Es war eine bodenlose Ungerechtigkeit.
Andy wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Ich hab sogar mal einen Nachruf auf sie geschrieben. Verrückt, was?«
Emily legte die Küchenzange weg. Zum ersten Mal seit Kursbeginn sahen sie sich in die Augen. »Was hast du?«
»Nur so, als kleine Fingerübung. Und ich hab mich nicht sehr lange mit ihren Lebensleistungen aufgehalten, das kannst du mir glauben. Es hatte eine erstaunlich kathartische Wirkung. Du bist nicht die Einzige, die sie ins Grab wünscht.«
Emily lächelte. »Dann hast du also doch bei einer Zeitung gearbeitet? Ich hab dich damals noch eine Weile gegoogelt, aber nicht viel gefunden.«
Andy wusste nicht recht, wo sie anfangen sollte. Sie fühlte sich fast ein wenig geschmeichelt, dass Emily das Internet nach ihr abgesucht hatte. In den ersten Wochen nach ihrem abrupten Ausscheiden bei Runway hatte sie oft daran gedacht, Emily anzurufen, war aber zu feige gewesen, sich bei ihr zu entschuldigen. Man schleuderte Miranda Priestly kein »Leck mich am Arsch« entgegen, ohne dafür von Emily Charlton eine volle Breitseite abzubekommen. Also hatte Andy sich die Vorwürfe und Beleidigungen und das Hörer-auf-die-Gabel-Knallen erspart und sich irgendwie mit ihrem schlechten Gewissen arrangiert.
»Wahrscheinlich, weil es anfangs auch nicht viel zu finden gab. Bis Lily das Schlimmste überstanden hatte, bin ich erst mal zu ihr gezogen. Ich hab sie zur Krankengymnastik und zu den AA -Sitzungen gefahren. Was halt so anfiel. Damals habe ich ein paar Artikelchen für unsere Lokalzeitung verfasst, hauptsächlich über Verlobungen und Hochzeiten. Nachdem ich wieder in New York war, habe ich mich so ziemlich bei jeder Publikation beworben, die ich im Internet ausgraben konnte, und so bin ich dann bei Happily Ever After gelandet. Der Job lässt sich ziemlich gut an, ich komme viel zum Schreiben. Und was machst du jetzt?«
»Wie genau sehen deine Aufgaben aus? Das ist eine Hochzeitswebsite, richtig? Ich kenne ihre Partner-Seite, die mit dem Schwerpunkt Wohnen und Einrichten. Die ist nicht übel.«
Das war so ziemlich das größte Kompliment, das Andy je aus Emilys Mund zu hören bekommen hatte.
»Danke!«, sagte sie. »Ja, bei uns geht es um alles, was mit dem Heiraten zu tun hat: Verlobungsringe, Gestecke, Brautkleider, Hochzeitslisten, Gästelisten, Locations, Flitterwochen, Accessoires, Hochzeitsplaner, erster Tanz … was du willst.« Es war nichts Weltbewegendes, aber Andy hatte sich auf der Website eine hübsche kleine Nische geschaffen und war mit ihrer Stelle nicht unzufrieden. »Und was treibst du so?«
»Meine Damen dahinten in der Ecke!« Der Kursleiter drohte ihnen mit einem Pfannenwender. »Reden ist Silber, Brutzeln ist Gold! Wir wollen hier schließlich mehr lernen, als nur Wasser zu kochen!«
Emily nickte. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Du hast erst vor Kurzem Victoria Beckham interviewt und sie nach ihren schönsten Hochzeitserinnerungen gefragt. Und ob sie einen Rat für junge Bräute hätte, woran sie bei der Feier auf gar keinen Fall sparen sollten. Und sie hat geantwortet, am Alkohol, damit es garantiert ein lustiges Fest wird. Das war doch von dir, oder?«
Andy grinste. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass manche Leute tatsächlich lasen, was sie schrieb. »Ja, das
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