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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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knallte sie mit dem Lineal auf unsere Pulte. Für jede falsche Antwort gab es ein Wumm! auf das Pult des kläglichen Versagers. Ich bekam in jenem Jahr jede Menge Krach-Wumms und eine Sechs in Mathe.
    Dad versuchte mir beizubringen, die Aufgaben auf eine rasche Art zu lösen. Er verstand es, Brüche zu verkürzen, aber ich konnte Dads Methode nichtin der Schule anwenden, weil Mrs Olderby keine Verkürzungen duldete.
    Im Jahr nach dem Zusammenbruch gingen Dads Traktorbestellungen immer mehr zurück. Es war von Entlassungen bei John Deere die Rede. Dad fürchtete, seine Arbeit zu verlieren, wenn er nicht monatlich zehn Traktoren verkaufte.
    Neunzehndreißig ging vorüber und die Dinge wurden schlimmer. Im Sommer 1931 erklärte Dad, alles Geld des Landes sei den Kanal hinuntergeschwommen wie Abwasser. Präsident Hoover war nicht besser als der römische Kaiser Nero, der auf der Laute klimperte, während Rom in Flammen aufging. Die arbeitende Bevölkerung und die Farmer hatten kein Geld mehr in den Taschen. Ihre Ersparnisse waren nichts mehr wert.
    Die Preise für Getreide und Gemüse fielen und die Farmer hörten auf, Traktoren zu bestellen.
    Ab August änderte sich unser Speiseplan. Wir gingen von Beefsteak zu eingemachten Süßkartoffeln über. Von Lammkoteletts sanken wir zu Büchsenfleisch herab. Es gab keine Zigarren mehr und keine Kartons von Rochester, New York. Der Katalog von Lionel kam noch immer mit der Post, aber jetztquälte er uns mit den Bildern von den neuesten, elegantesten Zügen.
    In einer Spätsommernacht fand mich Dad tief in die Seiten des Katalogs versunken. Ich betrachtete die »Brandneuen Modelle für den Weihnachtstisch!«. Da war ein Bild von einem Jungen mit seinem Pfeife rauchenden Dad, die am Weihnachtsmorgen glückstrahlend ihre neuen Eisenbahnzüge bewunderten. Man musste nur die Pfeife gegen eine Zigarre austauschen und sie sahen aus wie Dad und ich.
    Dad las die Katalog-Anzeige über meine Schulter hinweg. »Er ist ein Traum, nicht wahr?«, flüsterte er mit einem Seufzer. »Der Präsident.« Es war ein neues Silbermodell, ein Streamliner, stromlinienförmig wie ein Raketenflugzeug, und jeder Waggon war nach einem anderen Präsidenten der Vereinigten Staaten benannt. Er kostete dreimal so viel wie jeder andere Zug.
    »Mann, der wär genau das Richtige für unsere Anlage, Dad! Und sieh nur. Sie haben ein Mädchen ins Fenster des Clubwagens gesetzt.«
    Das war ungewöhnlich. Lionel bildete fast immer Jungen ab, im Innern, außerhalb und auf dem Oberdeckder Modellzüge, zusammen mit ihren Pfeife rauchenden Vätern. Niemals ein Mädchen.
    »Es ist ein teurer Zug. Vielleicht nächstes Jahr«, sagte Dad.
    »Ist schon gut, Dad«, bemühte ich mich zu versichern. »Wir haben schon mehr als genug Züge!«
    Aber selbst in unserer unterirdischen Welt, abseits der Welt dort oben, knackte Dad mit seinen Fingern und runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht auf die Züge konzentrieren.
    »Oscar«, sagte er eines Abends, »sie werden uns das Haus wegnehmen.«
    »Das Haus?«, fragte ich. »Welches Haus?«
    »Unser Haus«, sagte Dad und schaute auf die Wand hinter meinem Kopf.
    »Aber es ist doch unser Haus«, protestierte ich. »Es ist ein freies Land. Niemand kann uns unser Haus wegnehmen.«
    »Das Haus ist verpfändet, Oscar«, antwortete er. Seine Augen waren weit aufgerissen wie die Augen eines Kranken.
    »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass es der Bank von Cairo gehört. Der Präsident der Bank, Simon Pettishanks, kam inseinem großen Bentley angefahren, als du in der Schule warst. Die Bank wird bis Ende der Woche das Haus übernehmen.«
    »Aber …« Meine Gedanken drehten sich wild im Kreis.
    »Tante Carmen hat keinen einzigen Cent mehr für eine Tasse Kaffee übrig«, sagte er. »Nichts zu machen, Oscar. Wir sind erledigt.«
    »Aber wo werden wir wohnen?«
    »Sie sagen, es gibt ein Werk in Kalifornien.«
    »Werden wir unsere Anlage dorthin mitnehmen? Alle unsere Züge?«
    »Oscar«, begann er, aber er konnte nicht weiterreden.
    »Ja, Dad?«
    Sein Gesicht antwortete mir, bevor er den Mund zum Sprechen aufmachte. »Die Züge werden gemeinsam mit dem Haus verkauft.«
    »Was soll das heißen – verkauft?«
    Dad zuckte zusammen, als hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben. »Oscar«, sagte er, »ohne das Geld vom Verkauf unserer Eisenbahnzüge würde ich zum Landstreicher. Das heißt, ich schleiche mich nachts in einen Güterzug auf dem Abstellgleis, um nichtvon der Eisenbahnpolizei verhaftet zu

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