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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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werden. Wenn ich nicht verhaftet werde, schlafe ich im Viehwaggon, zusammen mit den Rumtreibern und Vagabunden, wo man mir meine Brieftasche und meine Schuhe klaut. Verkaufe ich aber die Züge, dann kann ich mir ein ordentliches Ticket für die Rock Island Line kaufen und mein Gesicht mit Barbasol-Rasiercreme einseifen.«
    Sein »ich« gefiel mir nicht. Ich wollte hören »wir«.
    Dad fuhr mit rauer Stimme fort: »Ich vermute, der Sohn des Bankpräsidenten mag Modelleisenbahnzüge, Oscar. Die Pettishanks haben den halben Original-Preis dafür bezahlt. Mit dem Geld kann ich mir eine Fahrkarte nach Kalifornien kaufen, Oscar, und einen Monat lang davon leben, während ich versuche, eine Arbeit zu finden.«
    Ich wartete nicht ab, dass er mir erklärte, ich würde bei Tante Carmen und Willa Sue geparkt. Mein Dad streckte seinen Arm aus, um mich an sich zu ziehen und an seine Brust zu drücken, aber ich brüllte, als hätte ich Feuer gefangen. Ich stürzte die Treppe hinauf und in die Nacht hinaus, knallte die Fliegengittertür hinter mir zu. Hals über Kopf rannteich in die Dunkelheit, als könnten die kühlen Fichten das Feuer löschen. Ich zweifelte nicht daran, dass mich der Wolf, mit roten Augen, aus dem zerbrochenen Fenster der abgebrannten Lucifer-Feuerwerkskörperfabrik beobachtete.
    Wie ein Sturm, der hinter den fernsten Bäumen am Horizont aufzieht, lauerte Dads Abreise im Hinterhalt, bevor sie über mich hereinbrach. Dad wollte sich bei John Deere in San Fernando Valley bewerben, aber niemand wusste, was für eine Arbeit in Kalifornien zu bekommen war. Da drüben war alles anders, auch in der Landwirtschaft. Da drüben legten die Farmer keine Luzernen- und Weizenfelder an. Stattdessen pflanzten sie Walnuss- und Orangenbäume. »Da drüben« herrschte noch immer ein Überfluss an allem, was kalifornisch war, wie chinesisches Essen, Palmen und Hollywood-Filmstars.
    »Deere hat dort drüben zwei Niederlassungen«, sagte Dad fröhlich. »Ich habe soeben um eine Versetzung angesucht.« Man müsse es von der sonnigen Seite betrachten, versicherte er mir. Aber in seiner Stimme war nichts Sonniges.
    Es kam mir immer so vor, als lebten Kinder auf einer eingezäunten Wiese, streng bewacht von Erwachsenen.Wir durften nicht aus der Umzäunung hinaus. Man sagte uns, was passieren würde, aber selten, warum. Wenn man uns erklärte, warum, ergab es meistens keinen Sinn. Nicht die Art von Sinn, die einem einleuchtet, wenn man elf ist.
    Am 1 . September 1931 nahmen Mr Pettishanks und seine Abordnung die Schlüssel zu unserem Haus mitsamt der Modelleisenbahn an sich.
    Durch das Kellerfenster hörte ich, wie Mr Pettishanks mit einem Mitarbeiter redete.
    »Pack die Züge und die Einzelteile in Tücher ein, Frank«, sagte Mr Pettishanks zu dem Mann. »Sorge dafür, dass wir diese selbst gebastelte Anlage loswerden. Hol dir ein paar Männer, damit sie sie rausschaffen und verbrennen. Wir brauchen ein sauberes Kellergeschoss, um das Haus wieder zu verkaufen.«
    Ich wollte mit meinen Fäusten auf Mr Pettishanks einschlagen. Ich wollte ihm auf die Nase hauen und Zucker in den Benzintank seines Luxus-Bentley schütten. Aber ich tat nichts von alldem. Eine Stunde später fand mich Dad auf meinem unbezogenen Bett.
    »Zeit zu gehen, Oscar«, sagte er. »Wasch dein Gesicht. Du willst doch nicht, dass dir Willa Suepeinliche Fragen stellt, warum du rote Augen hast.«
    Mit unseren Koffern voll Kleider und einem Karton Fleischkonserven bestiegen Dad und ich den Bus zum Haus von Tante Carmen.
    »Ich werde die Konservendosen hinter dem Wassertank in Carmens Keller verstecken«, sagte mein Dad. »Die sind für dich, Oscar, wenn du keinen Löffel Linseneintopf mehr hinunterbringst.«
    Dad trug seine Krawatte, weil er elegant aussehen wollte. Die erste Etappe seiner Reise war mit dem Zug um 17 Uhr 10 nach Topeka.
    »Zieh’s nicht in die Länge, Oscar«, sagte Tante Carmen zu meinem Dad, als er sich bückte, um sich von mir zu verabschieden.
    Dad hockte sich nieder. »Ich werde schreiben«, flüsterte er mir ins Ohr. »Ich werde viele Briefe schreiben, und wenn ich da drüben eine gute Arbeit habe« – seine Augen schwammen –, »kommst du mit dem Golden State Limited zu mir. Ich werde dir eine Fahrkarte schicken und dich vom Bahnhof in Los Angeles abholen. Das verspreche ich dir, Oscar.«
    »Ich habe etwas für dich, Dad«, flüsterte ich zurück.
    »Was?«
    Ich hatte sie die ganze Zeit in meiner Hand gehalten. Mr Pettishanks hatte sie auf der

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